Werner Weinhold hätte das Zünglein an der Waage der Weltgeschichte sein können. Wenn es nach dem Echtzeit-Strategiespiel Wargame: European Escalationgeht, hätte er nämlich den dritten Weltkrieg ausgelöst.
Im Jahre 1975 floh der NVA-Soldat Weinhold aus der DDR in die Bundesrepublik Deutschland und erschoss dabei zwei ostdeutsche Grenzsoldaten. Während dieses Ereignis im wahren Leben eine Randnotiz der deutsch-deutschen Geschichte blieb, nimmt es die DDR in Wargame zum Anlass, die Bundesrepublik anzugreifen.
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Diese und weitere Krisen (etwa die polnische Solidarnosc-Bewegung und das NATO-Manöver »Able Archer«) führen in den Folgejahren zu Schlachten in ganz Mitteleuropa, die der französische Entwickler Eugen Systems wie in seinem letzten Werk R.U.S.E.stimmungsvoll inszeniert.
So zoomen wir im Test von Wargame: European Escalation abermals stufenlos von der Generalsperspektive bis hinab in die Nahansicht, um unseren Panzern und Infanteristen beim Kämpfen zuzuschauen. Neben dem taktischen Anspruch stimmt dabei auch der Spielspaß – zumindest im Mehrspieler-Modus.
Abstürze bereinigt
In der Testphase lief Wargame: European Escalation anfangs nicht sonderlich stabil und stürzte sowohl bei uns als auch bei vielen Mitspielern mitten in laufenden Partien ab. Inzwischen haben die Entwickler diese Probleme aber mit einem Patch bereinigt, wir werten nicht ab.
Kampagne zum Vergessen
Die 22 Missionen lange Einzelspieler-Kampagne von Wargame: European Escalation kann nämlich kaum mit dem inhaltlich wie spielerisch ähnlichen, erzählerisch aber um Welten besseren World in Conflictmithalten. So sind die Wargame-Einsätze nur lose miteinander verknüpft, die Zwischensequenzen reichlich undramatisch und die Identifikationsfiguren – nun, die fehlen komplett.
Immerhin spielt sich der Feldzug einigermaßen anspruchsvoll, weil wir ständig gegen eine feindliche Übermacht antreten. Dabei gibt’s übrigens keinen Basisbau, keine Spezialtalente und keine Helden, sondern ausschließlich taktisch fordernde Schlachten zwischen kleinen Truppenverbänden.
Steam-Zwang
Wer Wargame: European Escalation spielen möchte, muss ein Konto bei Valves Online-Plattform Steam eröffnen und das Spiel dort aktivieren. Danach läuft die Solo-Kampagne auch offline, Wargame lässt sich allerdings nicht mehr weiterverkaufen.
Mehr Spaß für Mehrspieler
Im Kern ist Wargame: European Escalation indes kein Solo-, sondern ein Mehrspieler-Titel, der auf Online-Schlachten für bis zu acht Spieler ausgelegt ist. Ein LAN-Modus fehlt allerdings.
Ähnlich wie etwa im Klassiker Panzers stellen wir zum Beginn einer Partie unsere Armee zusammen, die wir mit einer vorgegebenen Menge an Rohstoffpunkten »bezahlen«.Dabei greifen wir auf einen Pool von Hunderten NATO- oder Warschauer-Pakt-Einheiten zurück, von denen wir bis zu 25 vorab in unser individuelles »Kartendeck« wählen müssen, um unsere Auswahl einzugrenzen.
So können die Spieler eines Teams ihre Rollen untereinander aufteilen, beispielsweise konzentriert sich einer auf Panzer, der zweite auf Infanterie und der dritte auf Hubschrauber. Pflicht ist das aber nicht.
Dabei stehen uns nicht von Anfang an alle Truppentypen zur Verfügung, durch gewonnene Schlachten und Levelaufstiege müssen wir sie erst Stück für Stück freischalten – ein kluger Schachzug! Weil wir immer wieder neue Einheiten bekommen und dann natürlich postwendend ausprobieren, motiviert uns Wargame langfristig.
Noch dazu ist fast jede Einheit nützlich: Infanteristen legen Hinterhalte in Wäldern und Städten; Panzer durchbrechen und verteidigen Frontlinien; Kampfhubschrauber sind schnell und flexibel, aber auch anfällig für Luftabwehr; Artillerie kann das ganze Spielfeld bombardieren, würde aber ohne Nachschubversorgung – wie alle anderen Truppen auch – schnell ohne Munition und Benzin dastehen.
Auf Flugzeuge haben die Entwickler zugunsten der Balance verzichtet, was sich allerdings wenig realistisch anfühlt: ein dritter Weltkrieg ohne Jets?!
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