Michaels Weihnachts-Spiele
1. Tabula Rasa
Schau her, da hat mein alter Kumpel Richard Garriott nach langer Schaffens-Auszeit doch tatsächlich anständige Arbeit abgeliefert: Tabula Rasa heißt das neue Online-Rollenspiel des Ultima-Schöpfers. Und es macht tatsächlich Spaß. Mir zumindest. Am meisten deshalb, weil ich World of Warcraft nach fast drei Jahren einfach nimmer sehen kann. Tabula Rasa ist angenehm anders als der Blizzard-Koloss. Statt Talent-Anklick-Kämpfen bestreite ich Echtzeit-Schießereien, statt dem ultimativen Super-Epic-Schwert brauche ich für jede Situation die richtige Waffe respektive Schadensart. Klar, damit hat Garriott das Abenteuer-Rad nicht neu erfunden, zudem strotzt Tabula Rasa noch vor Fehlern und Lags. Trotzdem mag ich's und werde auch über die Feuertage haufenweise Bane-Aliens grillen. Oder durchlöchern. Oder sprengen. Oder was sich halt gerade anbietet.
2. Puzzle Quest
Ich weiß, eigentlich ist's nur ein Bejeweled-Klon mit aufgepflanzten Rollenspiel-Elementen. Deshalb würde ich für Puzzle Quest niemals den Rechner einschalten -- auf meine Festplatte kommen nur richtige Spiele. Auf dem Nintendo DS avanciert der Titel jedoch zum idealen Zeitvertreib -- in der S-Bahn, im Bus, beim Oma-Besuch (obwohl, da vielleicht lieber doch nicht). Und warum? Weil die Simpelmechanik einen ansehnlichen Suchtfaktor entwickelt. Mit jedem gewonnenen Steinchenpuzzle gewinnt mein Ritter Erfahrung, steigt im Level auf, lernt neue Zauber und verbessert seine Talente. Das ist nicht nur gut, das ist PERFEKT für Zwischendurch.
3. Homeworld
Dieses Spiel ist so schön, so eklatant schön, dass ich's mit Worten kaum umfassen kann. Hier aber zumindest der Versuch. Als erster Echtzeit-Titel nutzt Homeworld wirklich alle drei Dimensionen -- weil ich darin »echte« Raumschlachten schlage, in denen meine Schiffe nach links und rechts, oben und unten, in alle Richtungen eben zischen. Meine wirren Dreh- und Zoommanöver mit der 3D-Kamera entlocken Zuschauern auch heute noch ein stöhniges »Was machst'n da eigentlich?!« -- mir hingegen ein seliges Grinsen, denn das Schlachtgewirr aus Jägerschwärmen, Ionenstrahlen und Raketensalven entfaltet eine nahezu hypnotische Fesselkraft. Gleiches gilt für die stilvollen Schwarzweiß-Zwischenfilme sowie die Handlung selbst: Mit den letzten Überlebenden meines Volkes suche ich den Garten Eden, aus dem es einst vertrieben wurde. Ich erlebe, wie meine Exilheimat verbrennt, und muss später sogar meine eigenen -- nein, das führt zu weit. Sagen wir einfach, Homeworld hat viele denkwürdige Momente, den schönsten gar gleich zu Beginn: Zum Choralklang von Samuel Barbers »Adagio for Strings« entschwebt mein Mutterschiff der Werft, dazu haucht die exzellente englische Sprecherin (die deutsche ist schlecht!): »We are away.« Brrrrrrr, Gänsehaut. Deshalb muss ich Homeworld jedes Jahr wieder spielen. Sollten Sie übrigens auch. Falls Sie Zeit haben.
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