Seite 2: Where the Water Tastes Like Wine im Test: Ein ungewöhnliches Story-Spiel

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Levelup fürs Storytelling

Die gesammelten Geschichten wandern ins Inventar, wo sie als Questlinie »aufleveln«. Je häufiger man dieselbe Geschichte hört, desto weiter entfernt sie sich von der Wahrheit und wird langsam zur Legende.

Für den Sturm sollen plötzlich wütende Vögel verantwortlich sein, während die Verhaftung der Schmugglerinnen zur wilden Schießerei aufgeblasen wird. Mit dieser stillen Post, die banale Geschichten zu Märchen werden lässt, wirft das Spiel die Frage auf, wo die Wahrheit aufhört und die Lüge beginnt.

Aber es geht nicht nur ums Zuhören. An Lagerfeuern begegnet man anderen Wanderern wie dem Sohn eines ehemaligen Sklaven, einer verbitterten Bluessängerin oder einem amputierten Kriegsveteran. Ihre Geschichten geben sie nicht freiwillig her, sondern verlangen ein Tauschgut.

Per Anhalter reist es sich schneller, aber man verpasst auch viele der kleineren Ortschaften. Per Anhalter reist es sich schneller, aber man verpasst auch viele der kleineren Ortschaften.

Manche wollen Tragödien hören, andere wünschen sich einen Witz. Aus dem eigenen Inventar lässt sich dann eine Geschichte auswählen, die zum jeweiligen Wunsch passt. Je besser man den Geschmack des Gegenübers trifft, desto mehr geben er von sich preis.

Geschichten aus 1001 Vereinigten Staaten

Für die Geschichten hat sich Nordhagen Unterstützung geholt. Über zwanzig Autoren ersetzen eine geradlinige Story durch viele, kleine Puzzleteile, deren roter Faden erst mit der Zeit erkennbar wird. Die Namen auf der Liste reichen von der Autorin Leigh Alexander (»Breathing Machine«) über die Journalistin Gita Jackson (Kotaku) bis hin zur AAA-erfahrenen Designerin Jolie Menzel (South Park: Die rektakuläre Zerreißprobe).

Dank dieser Vielfalt grenzen sich die Figuren und ihre Geschichten gut voneinander ab. Während der Reise bekommt man einen Eindruck davon, wie sie das Land der unbegrenzten Möglichkeiten sehen.

Dass die anderen Wanderer die eigentlichen Hauptfiguren von Where The Water Tastes Like Wine sind, wird dadurch unterstrichen, dass sie eigene Synchronsprecher haben. Star im Ensemble ist der Musiker Sting, der einem Wolfsmann seine Stimme leiht. Aber auch sonst kann sich das Casting hören lassen.

Selbst kleine Geschichten machen eine große Reise durch das ganze Land. Selbst kleine Geschichten machen eine große Reise durch das ganze Land.

Unter anderem hauchen Melissa Hutchison und Dave Fennoy (The Walking Dead), Cissy Jones (Life is Strange, Firewatch) und Elizabeth Maxwell (The Legend of Zelda: Breath of the Wild) den Bilderbuchzeichnungen Leben ein.

Bloß ein weiterer Walking Simulator?

Gone Home prägte die spöttische Genrebezeichnung des »Walking Simulators«. Obwohl man auch in Where the Water Tastes Like Wine die meiste Zeit mit Wandern verbringt, wäre eigentlich »Storytelling Simulator« der bessere Begriff.

Die Geschichte ist hier nicht nur Hintergrund, sondern gleichzeitig Quest und Währung. Das Spiel schafft es durch dieses ungewöhnliche Konzept, das abstrakte Hin und Her aus Zuhören und Erzählen mit einer Spielmechanik einzufangen.

Wer in Spielen lieber seine eigenen Geschichten schreibt, wird mit Where the Water Tastes Like Wine vermutlich nicht warm werden. Wer sich trotz der hier und da etwas holprigen Technik darauf einlässt, wird mit einer Erzählung auf höchstem Niveau belohnt.

Der von Sting gesprochene Wolfsmann wirkte von Anfang an wenig vertrauenswürdig. Der von Sting gesprochene Wolfsmann wirkte von Anfang an wenig vertrauenswürdig.

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