Seite 2: Wieder die »Killerspiele« - Argumentationsleitfaden für die Debatte

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Argument: Diese Amokläufer, die haben doch alle gespielt.

Analyse: In den bekannt gewordenen Fällen haben alle Täter auch Videospiele besessen, das ist richtig. Was auch kein Wunder ist, denn die überwiegende Mehrheit aller Jugendlichen hat Zugriff auf Spiele, genauso wie auf MP3-Player oder Handys. Interessanter ist die Korrelation mit dem Waffenbesitz, denn es gab in den letzten Jahren einige (nicht bundesweit bekannt gewordene) Fälle, bei denen Schüler mit einer Pistole in die Schule marschiert sind, ohne dass dann was passiert wäre. Dabei war von Spielen nicht die Rede.

Dazu schreibt der Amoklauf-Forscher Professor Dr. Volker Faust: »Überraschend ist der hohe Anteil von Personen mit Verbindungen zu ›waffentragenden‹ Berufen oder mit besonderem Bezug zu Waffen, nämlich 26 Prozent Soldaten und 7 Prozent Polizisten. Diese Prozentsätze sind deutlich höher als der Anteil an der entsprechenden männlichen Bevölkerung. So beträgt in Deutschland der Anteil der Soldaten an der männlichen Bevölkerung über 20 Jahre ca. 1,13 Prozent, derjenige der Polizisten ca. 1,07 Prozent. In den Vereinigten Staaten mit ihrem besonders liberalen Zugang zum Waffenerwerb wird deshalb immer wieder auf die überdurchschnittliche Zeit hingewiesen, die gerade jugendliche Amoktäter mit Schusswaffen verbracht haben oder durch eine erhöhte Faszination charakterisiert waren, was Gewalt und vor allem Waffen anbelangt. Ein schneller Zugriff zu Waffen -- so die allseits anerkannte allgemeine Erkenntnis -- erhöht die Wahrscheinlichkeit von Suiziden mittels Waffen, aber auch von Amoktaten.«

Argument: Ein Verbot ist sinnvoll, weil es den Rahmen absteckt und Eltern ermutigt, derlei Spiele nicht zu kaufen.

US-Jugendkriminalität US-Jugendkriminalität

Analyse: Hinter den Verbotsplänen steht der Gedanke, vor allem junge Spieler vor potenziell schädlichen Einflüssen zu schützen. »Gesetze haben eine generalpräventive Wirkung«, erläutert der Präsident des Lehrerverbands, Jürgen Kraus. »Das heißt, dass sie das Rechtsempfinden der Bevölkerung beeinflussen. Wenn es ein gesetzliches Verbot gäbe, würde sich auch das Unrechtsbewusstsein der Eltern und Kinder schärfen.« Ob ein Reform des Jugendschutzes oder gar ein Verbot von gewalthaltigen Spielen gerechtfertigt ist, wird allerdings von manchen Stellen bezweifelt. Schon in der Studie des Familienministeriums von 2004 schildern die Autoren, restriktive Maßnahmen seien »am ehesten bei jüngeren Kindern sinnvoll, während sie bei älteren kontraproduktiv wirken können.« Denn was verboten sei, ergänzt der Psychologe Peter Vorderer, »das macht uns grade scharf.«. Die Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur befürchtet durch ein Verbot gar »eine mögliche Kriminalisierung von Mitarbeitern in der Jugendhilfe, die über Spiele wie Counterstrike den Kontakt zu Jugendlichen suchen.« Dies sei eine wichtige Methode, »Jugendliche, die sich durch ihr Spielen isolieren, wieder zu erreichen.«

Ein Verbot würde denn auch »wenig bewirken«, glaubt der CDU-Politiker Thomas Jarzombek. Der Fraktionschef der Grünen im Bundestag, Volker Beck, konstatiert nüchtern: »Dass man das Problem durch ein Verbot aus der Welt schaffen kann, ist in Zeiten des Internets und Schwarzbrennens ein frommer Wunsch.« Er schließt die Mahnung an die Spieler an, sich selbstkritisch zu hinterfragen: »Die Jugendlichen müssen sich damit auseinandersetzen, was ihnen an solchen Spielen Spaß macht. Sie müssen aber auch erkennen, was so brutal ist, dass sie es in der Realität nicht wiederholen dürfen.«

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