Wildlife Park 3 im Test - Turbokapitalismus für Tierfreunde

Die Wirtschaftssimulationen Wildlife Park 3 macht Sie zum Zoodirektor. Komplexe Angelegenheit oder Spaß für Kinder? Im Test zeigt sich: keines von beidem.

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Christian Schmidt, GameStars stellvertretender Chefredakteur, hat den Test zu Wildlife Park 3mit folgenden Worten vergeben: »Du magst doch Anno? Das ist wie Anno, nur mit Tieren!« Musste er die Zoosimulation nach dem mäßigen Vorgänger (GameStar 07/2006: 65 Punkte) anbieten wie sauer Bier, oder kann sie es diesmal tatsächlich mit der mehrfach preisgekrönten Anno-Serie aufnehmen, dem unbestrittener Maßstab im Aufbaugenre?

Mikro-Hektik im Jurassic Park

Wildlife Park 3 kommt wie Anno 1404(produziert von Related Designs aus Mainz) von einem deutschen Entwickler, dem baden-württembergischen Studio B-Alive. Statt um Kaufleute und Patrizier kümmern Sie sich aber um Löwen und Elefanten. Doch nicht nur die, denn als Parkmanager müssen Sie alle Aspekte eines Zoos managen. Das beginnt bei der artgerechten Tier- und Pflanzenhaltung, geht über Gebäudebau und Personalmanagement und endet bei der Preisgestaltung.

Das hört sich sehr nach Mikromanagement an, und das ist es auch. Automatismen oder Helfer, denen Sie bestimmte Aspekte Ihres Parks übertragen könnten, suchen Sie in Wildlife Park 3 vergebens. Auf einem großen Gelände kann es so schnell hektisch werden: Ein Tigerbaby ist krank, eine Palme hat Pilzbefall und die Besucher motzen, weil die Toiletten dreckig sind. Das alles müssen Sie selbst lösen und sich dabei richtige Prioritäten setzen.

Wildlife Park 3 - Screenshots ansehen

Bevor Sie aber solch brisante Situationen durchschiffen, bringt Ihnen Wildlife Park 3 in vier Tutorial-Missionen behutsam die vier Grundpfeiler des »holistischen Zoo- und Tiermanagements« bei: Tierhaltung, Personalwirtschaft, Kostenrechnung und Bauen. Diese vier Missionen bilden den Auftakt der Kampagne, die Sie mit 20 Levels über mindestens 15 Stunden beschäftigt.

Eisbären fühlen sich bei Gefrierpunkt-Temperaturen wohl, wir bekommen aber den Hinweis, dass ein Gorilla zu erfrieren droht. Eisbären fühlen sich bei Gefrierpunkt-Temperaturen wohl, wir bekommen aber den Hinweis, dass ein Gorilla zu erfrieren droht.

Im letzten der Tutorialeinsätze beginnen Sie, Ihren Heimatpark aufzubauen, denn außer einem Eingangstor steht dort zunächst nichts. Während der Kampagne können und sollen Sie immer wieder zu diesem Zentral-Zoo zurückkehren. Die Idee ist, dass Sie sich in Einsätzen rund um den Globus Geld oder Geschenke wie goldene Statuen verdienen und die dann wiederum für den Ausbau Ihres eigenen Tiergartens verwenden.

Jede Mission wird dabei von einer kleinen Geschichte eingerahmt. Die erklärt Ihnen zu Beginn jedes Levels ein Zoomitarbeiter . Ihren Gegenüber sehen Sie dabei in Spielgrafik, Zwischensequenzen gibt es nicht. Mal sollen Sie als Interimsdirektor den riesigen Pariser Zoo leiten, ein anderes Mal helfen Sie einem Milliardär in Alaska beim Aufbau eines Spezialareals für eigentlich ausgestorbene Säbelzahntiger. Na, wenn das nicht an Jurassic Park erinnert!

Komplexes System oder Komplexität mit System?

Ob Säbelzahntiger oder Erdmännchen, das Spielprinzip bleibt immer gleich. Sie bauen zunächst ein Gehege, damit die Tiere nicht davonlaufen. Dann sorgen Sie dafür, dass die Tiere sich wohl fühlen. Mit dem Mauszeiger wandeln Sie den Boden beispielsweise in Savannengras, Sand oder Schlamm um, stellen Heizlüfter oder Kühlgebläse auf. Je nach Gattung sollten Sie auch Lecksteine, Kratzbäume, Ställe oder Spielsachen verteilen. Zur Ernährung platzieren Sie Tränken und Tröge. Damit die befüllt werden, müssen Sie wiederum genug Pfleger anstellen.

Unsere Erdmännchen vermehren sich in Windeseile. Unsere Erdmännchen vermehren sich in Windeseile.

Ein perfektes Gehege mit glückliche Tieren lohnt sich in doppelter Hinsicht. Es steigert nicht nur die Zufriedenheit der Besucher. außerdem pflanzen sich die Vierbeiner auch fort. Neugeborene Tiere können Sie dann verkaufen und so gerade bei kleinen Parks Ihr Konto bequem ausgleichen.

Besonders Kleintiere vermehren sich blitzschnell, aber Vorsicht: Wird das Gehege überfüllt, sinkt die Zufriedenheit, und die Gefahr von Krankheiten steigt. Dann sollten Sie schnell einen Tierarzt zur Hand haben. Ein funktionierender Zoo ist in Wildlife Park 3 ein komplexes System, bei dem alle Aspekte aufeinander abgestimmt sein müssen.

Traue keiner Statistik

Damit das funktioniert, gibt Ihnen das Spiel jede Menge Datenmaterial an die Hand. Für jede Pflanze, jedes Tier, jeden Mitarbeiter, Besucher und Laden existieren etliche Statistiken, die Auskunft über Bedürfnisse, Zufriedenheit und Kosten geben. Hier verliert man gerade als Einsteiger oft den Blick fürs Wesentliche. Überhaupt ist die Bedienung nicht die Stärke von Wildlife Park 3. Gerade anfangs sucht man in etlichen Menüs, Untermenüs und Bildschirmanzeigen lange nach den benötigten Informationen und Einstellungen. Hier ist einiges an Einarbeitung nötig, und gerade Kinder dürften überfordert sein.

Sie wollen zum Beispiel, dass Ihr Kiosk mehr Gewinn abwirft? Da müssen Sie einen Blick ins Gästebuch der Bude werfen: Der Mineralwasser-Preis ist genau richtig, Biolimonade ist den Gästen zu teuer, und Fruchtsaft kann noch minimal erhöht werden. Bei drei Produkten geht das noch, beim Warenangebot eines Restaurants wird’s schnell unübersichtlich.

Würstchen- und Eisbude sind doppelt wichtig: Sie steigern die Besucherzufriedenheit und bringen Geld. Würstchen- und Eisbude sind doppelt wichtig: Sie steigern die Besucherzufriedenheit und bringen Geld.

Vor lauter Mikromanagement fallen einem dabei manche Ungereimtheiten zunächst gar nicht auf: Die Besucher finden den Eintrittspreis ins Aquarium mit 7 Dollar reichlich teuer, freuen sich aber, dass sie für den Toilettengang »nur« 12 Dollar berappen müssen.
Oft bekommen Sie auch verwirrendes Feedback auf Ihre Preisgestaltung. Erhöhungen um einen Dollar können die Stimmung der Besucher von »Das ist ja billig!« auf »Das ist mir viel zu teuer hier!« umschlagen lassen. So kam es im Test vor, dass wir den als preiswert empfundenen Parkeintritt minimal erhöhten. Danach konzentrierten wir uns auf den Bau eines neuen Geheges, nur um festzustellen, dass unser Park im Anschluss menschenleer war und seit einem Monat Spielzeit kein zahlender Kunde mehr vorbeigesehen hatte. Der alte Preis führte zu einem erneuten Menschenansturm.

Besucher spülen Geld in die Kassen, schaffen aber auch Probleme, dann sie verhalten sich wie in der Realität: doof, faul und rücksichtslos. Stellen wir keine Abfalleimer auf, müllen sie blitzschnell alles zu. Außerdem bilden sich vor dem einen Toilettenhäuschen lange Schlangen, während die WCs am anderen Ende des Zoos nicht benutzt werden. Bei Ihrer Bebauung müssen Sie daher auch auf eine gute Besucherführung achten.

Wer hier korrekt deutsch, sprich: rechtwinklig bauen will, für den wird’s fummelig, denn alles lässt sich frei um 360° drehen. So müssen Sie alles anhand des zuschaltbaren Rasters mühsam mit der Maus ausrichten. Auch bei der Zoomfunktion hätten die Entwickler ruhig noch eine Schippe drauflegen können. Vom Affenpopo in Großansicht bis zur Übersicht können Sie zwar stufenlos mit dem Mausrad zoomen. Die weiteste Ansicht ist aber trotzdem noch zu nah dran, um einen vernünftigen Gesamtüberblick zu bekommen. Die Minimap ist ein Witz, denn außer bunten Punkten erkennt man darauf gar nichts.

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