Die Spielwelt
Anders als in den Vorgängern bietet Wolfenstein eine offene Spielwelt, zumindest ansatzweise. Sie können sich durch die verwinkelte und größtenteils fast schon lächerlich unglaubwürdig konstruierte Stadt bewegen und Missionen von den verschiedenen Fraktionen annehmen.
Doch die vermeintliche Freiheit entpuppt sich als Staffage: optionale Aufträge ergattern Sie selten, Entscheidungen wirken sich nicht aufs Spiel aus, und sonderlich weitläufig ist die Stadt dann auch wieder nicht. Ständig müssen Sie hin und her rennen -- das nervt. Und auch wenn B.J. Blazkowicz angeblich Spion ist, so ist er wohl kein Vorzeigeexemplar seines Berufsstandes, zumindest kein besonders unauffälliger. Ausnahmslos jeder wichtigen Figur ist B.J. mit Namen bekannt, ob Freund oder Feind. Jeder Soldat entlarvt ihn sofort als feindlichen Agenten.
Auch sonst hat Wolfenstein mit einigen Unstimmigkeiten zu kämpfen. So wird die Stadt beispielsweise scheinbar nur von Rebellen, Schwarzmarkthändlern und Soldaten bewohnt. Es gibt keine Zivilisten in den Straßen oder Häusern. Was bei einem gradlinigen Weltkriegs-Shooter kein Problem wäre, wird in dieser Möchtegern-offenen-Welt zum Atmosphäreknicks. Im Zusammenspiel mit den Zwischensequenzen, in denen man zum Beispiel in einer Kneipe sehr wohl Zivilisten sieht, entsteht eine Spielumgebung, die in sich nicht stimmig ist.
Die Missionen
Ihre Einsätze führen Sie quer durch Isenstadt und dessen Umgebung. Sie stürmen ein besetztes Hotel, stoppen grausige Experimente in einem Krankenhaus und durchsuchen Lagerhäuser nach geheimen Dokumenten.
Später finden Sie eine gigantische unterirdische Forschungsstation, erobern mit den Rebellen eine schwer verteidigte Burganlage und ballern sich vom Flughafen aus einen Weg bis zu einem Zeppelin frei. Zwischendurch gilt es Funkstationen zu sprengen. Die Einsätze sorgen also für einige Abwechslung. Dem Levelaufbau fehlt es dagegen, ähnlich wie der Geschichte, fast durchgehend an einer spannungsgeladenen Dramaturgie. Nur ganz selten gibt es kleine Aha-Momente, beispielsweise als wir in einem kleinen Farmhaus einen Fahrstuhl und kurz darauf ganz unverhofft die bereits erwähnte Wissenschaftseinrichtung entdecken.
Auch die sporadischen Skriptsequenzen von Wolfenstein können weder mit dem Niveau von Genregrößen wie Half-Life 2 noch mit der Frequenz oder den Ausmaßen beispielsweise eines Legendary mithalten. In den rund neun Spielstunden der Solokampagne – je nachdem, wie viele Geheimdokumente Sie nebenbei suchen – wirkt Wolfenstein oft leblos, sogar steril, trotz guter Lichtstimmung und vielen Rauch-, Qualm-, und Verwehungseffekten.
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