800.000 registrierte Nutzer und 150.000 noch regelmäßig aktive Nutzer - über eine derart große Community würde sich so mancher Online-Rollenspiel-Entwickler durchaus freuen. In diesem Fall sind die Zahlen für Blizzard jedoch ein Ärgernis: Sie beziffern nämlich die Anzahl der Spieler, die auf inoffiziellen und von Fans betriebenen Vanilla-Servern für World of Warcraft unterwegs sind.
Deshalb hat das Unternehmen dem gegen die Geschäftsbedingungen verstoßenden Treiben nun ein Ende gesetzt und durch seine Anwälte veranlasst, dass die fraglichen und offensichtlich auf gestohlenem Quellcode basierenden Server vom Netz genommen werden.
Der Unterlassungsaufforderung französischer und amerikanischer Anwälte zufolge muss Vanilla-WoW bis zum 10. April 2016 unbrauchbar gemacht werden. Andernfalls drohen den verantwortlichen Fans und dem Server-Hoster aufgrund von Urheberrechtsverletzungen rechtliche Konsequenzen. Auch eine Schadensersatzforderung wäre möglich - schließlich entgehen Blizzard durch die Privatserver zumindest theoretisch Abo-Gebühren, auch wenn hier lediglich eine knapp zehn Jahre alte Spielversion angeboten wird.
Auf dem Nostalrius genannten Server wurde bis zuletzt die Version 1.12 von World of Warcraft gespielt. Die datiert noch aus einer Zeit vor der Veröffentlichung der ersten Inhalts-Erweiterung The Burning Crusade. Die Betreiber sehen ihr Angebot deshalb auch eher als Fan-Service und nicht als Konkurrenz zur jeweils aktuellen Version des Online-Rollenspiels. Dieser Argumentationsansatz bewegt sich jedoch rechtlich auf ziemlich dünnem Eis.
Auch wenn die Server-Abschaltung Blizzards gutes Recht ist, scheint sich die Aktion jedoch langsam zum Bumerang zu entwickeln: Die Nostalrius-Betreiber haben sich dazu entschieden, den Quell-Code inklusive aller anonymisierten Spieler-Daten zu veröffentlichen und so die Community darüber entscheiden zu lassen, wie es mit Vanilla-WoW weitergeht. Gut möglich also, dass die Unterlassungsaufforderung noch lange nicht das Ende von Nostalrius war.
Und auch bei der Community kommt die ganze Sache nicht allzu gut an. In den offiziellen Foren zu World of Warcraft sprießen die Protest-Threads derzeit nur so aus dem Boden. Nachdem Blizzard anfangs noch darauf bedacht war, die Diskussionen durch Thread-Löschungen einzudämmen, lässt man die Nutzer mittlerweile gewähren. Weitere Aufmerksamkeit ist dem Fan-Projekt also sicher - zumal sich mittlerweile auch neuere Spieler neugierig fragen, was denn an Vanilla-WoW eigentlich so toll gewesen sei.
Nicht wenige Spieler fordern nun von Blizzard, doch einfach selbst einen offiziellen Vanilla-Server ans Netz zu bringen - immerhin gebe es dafür 800.000 gute Gründe. Ein Verweis auf die registrierten Nostalrius-Nutzer, die allerdings auf den Vanilla-Servern auch keine Abogebühren an Blizzard zahlen müssen.
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