Die Modding-Community
Jeder Spieler kennt diesen Moment: Da endet ein großartiges Spiel, man lehnt sich zufrieden zurück und genießt den Augenblick. Doch dann kommt gleich wieder dieses Kribbeln. Eigentlich würden wir doch noch viel weiter spielen wollen. Was tun? Das Spiel von Neuem beginnen oder sich teure DLCs runterladen? PC-Spielern bietet sich da zum Glück häufig noch eine andere Alternative: Mods der PC-Community.
Egal, ob wir in Medieval 2Schlachten aus Herr der Ringe austragen, Starcraft 2in einer Tower Defense-Variante erleben oder in GTA 4mit realen Automarken rumkutschieren wollen -- ein paar Mausklicks, und alles geht. Das Angebot ist oft beeindruckend, die Qualität in vielen Fällen professioneller als bei den Hersteller-DLCs, und so können PC-Spieler die Lauf- und Lebenszeit einer guten Zahl ihrer Spiele theoretisch bis ins Unendliche verlängern. Das alles funktioniert wohlgemerkt völlig kostenlos.
Zu verdanken haben wir die Mod-Fülle zweierlei Ursachen: Zum einen bietet der PC als offene Plattform die beste Umgebung für Modifikationen an einem Spiel, zum anderen finden sich einfach genügend Fans, Hobbyentwickler und Interessierte, die in ihrer Freizeit für die spielende Allgemeinheit neue Inhalte oder Verbesserungen erstellen. Die Motivation der Modder ist dabei höchst unterschiedlich. Der eine ist mit dem fertigen Spiel aus dem Laden nicht ganz zufrieden und erstellt zum Beispiel eine Mod mit hochauflösenden Texturen (wie bei Drakensangoder Dragon Age), während der nächste einfach nur mehr Inhalt für »sein« Spiel sehen will (z.B. mit neuen Maps für Team Fortress 2), der dritte stellt sogar ein komplett neues Spiel auf die Beine (wie Nehrim für Oblivion). Und die Motivation für die zahlreichen Nackt-Patches ist, nun ja, sehr offensichtlich.
Dank der Community bleiben auch Spiele weiterhin am Leben, deren Entwicklerstudios schon längst das Zeitliche gesegnet haben. So übernahmen die Fans des Rollenspiels Vampire: Bloodlines(2004) nach der Pleite von Troika die weitere Pflege des bei Release stark verbuggten Titels. Auch heute noch, nach über sechs Jahren, erscheinen regelmäßig Community-Patches. Aber auch weniger prominente Titel wie zum Beispiel Homeworld 2oder Paraworlderfreuen sich einer kleinen, treu ergebenen Fangemeinde, ohne die diese Titel längst nur noch ein Schatten in unseren Erinnerungen wären.
Manchmal dürfen die Modder sogar im offiziellen Auftrag Hand an die Spiele legen. So geschehen etwa beim buggeplagten Rollenspiel Gothic 3. Nachdem sich der Entwickler Piranha Bytes und der Publisher Jowood im Unfrieden getrennt hatten, verblieben die Rechte an Gothic bei Jowood. Diese hatten allerdings keinen Entwickler mehr zur Hand, um die weiterhin vorhandenen Bugs auszumerzen. Also durfte ganz offiziell die Gothic-Community ran, um zunächst in kleinen Patches Bug-Bereinigung zu betreiben und um schließlich eine über 900MB große komplette Überarbeitung des Titels zu veröffentlichen.
Dass sich eine ganze Community von einem Publisher so vor den Karren spannen lässt, ist aber eine zweischneidige Sache. Einerseits kommt es natürlich einem Ritterschlag für die Modder gleich, nun ganz offiziell für ihr heißgeliebtes Spiel tätig werden zu dürfen. Andererseits darf die zahlende Kundschaft mit Recht erwarten, dass die Produkte, die sie teuer erworben haben, dann auch von denen gepflegt werden, die das Geld kassieren. Die Grenze zwischen Anerkennung der Fanarbeit und Ausbeutung ist hier fließend. Es ist schwer zu erkennen, ob und wann Entwickler oder Publisher sich von vorneherein darauf verlassen, dass es die Community schon richten wird. Andere wiederum versuchen gleich, die Modding-Community so weit wie möglich vom eigenen Produkt auszuschließen, um ihre Marke (und die Profite) zu schützen. Wer kauft sich schon einen teuren DLC, wenn es gleichwertige Mod-Alternativen gibt?
Wer es auf Produzentenseite aber ernst meint mit der Sorge ums eigene Produkt, der reagiert auch angemessen auf die Anstrengungen der Modder. Hier ergeben sich Möglichkeiten, indem die Verbesserungen und Ideen der Mods zum Beispiel mit in den nächsten Titel einfließen können. Ein so direkter Beitrag der Community im Entwicklungsprozess ist nicht ungewöhnlich; am Rundenstrategiespiel Heroes 6arbeiten zum Beispiel ganz offiziell Fans mit, Fallout: New Vegasist in vieler Hinsicht von Mods für Fallout 3inspiriert.
Im besten Fall winkt für ambitionierte Modder sogar eine Karriere als Spieleentwickler, wie die wohl berühmteste Mod der Spielewelt beweist: Counterstrike. Der Mega-Erfolg unter den Taktik-Team-Shootern begann als Mod zum Ego-Shooter-Klassiker Half-Life, gefertigt von ein paar studentischen Hobbyentwicklern in ihrer Freizeit. Der Erfolg und die Qualität der Mod führten direkt zu Entwickler-Jobs bei den Half-Life-Schöpfern von Valve. Vom kostenlosen Zusatzinhalt über Patch-Services bis zum festen Job -- es gibt eine Menge Gründe für PC-Spieler, sich aktiv wie passiv mit dem gewaltigen Potenzial der Mods zu beschäftigen.
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