Bei der ersten Präsentation von Y - DerFall John Yesterday macht der Publisher Crimson Cow den größten Fehler, den man bei der ersten Präsentation eines Adventures machen kann: Er verrät eine völlig unerwartete Story-Wendung. Nein, keine Angst, wir erzählen nichts. Es gibt nämlich auch sonst genug zu erzählen.
Der Fall John Yesterday ist das neue Adventure von Pendulo, dem Entwickler von Runaway, Runaway 2, Runaway: A Twist of Fateund The Next Big Thing. Wie in seinen anderen Adventures setzt Pendulo auf ebenso farbenfrohe wie stimmige Comicgrafik, erzählt diesmal aber eine düstere Psycho-Geschichte.
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Zum Spielgebinn sehen wir eine Wand, auf die jemand mit Blut (oder zumindest roter Farbe) eine Art Morduntersuchung aufgemalt hat: Zwischen Fotos von Tatorten und Opfern deuten Pfeile hin und her, dazwischen sind Notizen gekritzelt. Auf dem Boden davor prangt ein ebenfalls blutrotes Pentagramm, im Hintergrund erklingen Schreie, Folterbilder blitzen auf. Obacht, es wird düster.
Nach diesem verstörenden Auftakt übernimmt man die Rolle des Millionärssohnes Henry White, der in New York nach verschwundenen Obdachlosen sucht – die Polizei kümmert sich nämlich nicht darum. Seine Geschichte erzählt Der Fall John Yesterday in Comic-Zwischensequenzen, anfangs braust Henry mit seinem grobschlächtigen Kumpel Cooper zu einer verlassenen U-Bahnstation, im Wagen unterhalten sich die beiden – eingeblendete Sprechblasen inklusive. Vertont werden die Dialoge aber natürlich auch.
Auch im eigentlichen Spiel ploppen immer mal wieder Sprechblasen auf, in Kästchen blendet der Fall John Yesterday zudem hin und wieder Filmsequenzen ein. Dieser Comicbuch-Stil wirkt wie in den anderen Pendulo-Werken ausgesprochen stimmig – nur dass Farbgebung und Schauplätze diesmal eben düsterer ausfallen.
Henry etwa fällt in die Hände von Untergrund-Kultisten, deren Hohepriester dem reichen Bürschchen den Prozess macht – in einem Kellergewölbe und vor einem Publikum aus Schaufensterpuppen. Bevor‘s soweit ist, zeigt uns Pendulo eines der Rätsel: Um ein Vorhängeschloss zu öffnen, muss Henry einen Metallstreifen aus einer Getränkedose schneiden – fertig ist der improvisierte Dietrich.
Nach Henrys Gefangennahme wechselt die Perspektive, ab sofort spielt man Cooper, der seinen Kameraden befreien möchte. So soll man im im Spielverlauf in die Rollen mehrere Charaktere schlüpfen, der eigentliche Held John Yesterday taucht erst später auf – er liegt nämlich mit Amnesie im Krankenhaus.
Beim reinen »Lenken« der Helden bleibt‘s aber nicht, Der Fall John Yesterday gewährt auch immer mal wieder Einblicke in deren Psyche. Cooper etwa wurde als Kind von seinem Pfadfinder-Anführer gequält, nun leidet er unter Gewaltfantasien. Als er Henry den Klauen des Hohepriesters entreißen möchte, sieht er im Schurken seinen damaligen Peiniger – und erschießt ihn.
Spätestens jetzt dürfte klar sein: Der Fall John Yesterday ist harter Tobak. Nix mit lustig, nix mit Witz, hier wird gefoltert und gemordet. Ein Spiel für Erwachsene also – und ein durchaus vielversprechendes. Pendulo hat bereits bewiesen, dass sie erstklassige Adventures stricken und spannende Geschichten erzählen können. Erscheinen soll Y - Der Fall John Yesterday im Frühjahr 2012 – und zwar für unter 30 Euro. Was für die angepeilten sechs bis acht Stunden Spielzeit ein fairer Preis ist.
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