Mass Effect 2 oder: Weniger ist nicht mehr!

Was passiert wenn man bei 'Action-RPG' das 'RPG' weglässt?Richtig: Mass Effect 2!Der Weltraum. Weniger unendliche Weiten, begrenzter Treibstoff und stark...

von grenzgäng am: 17.05.2011

Was passiert wenn man bei 'Action-RPG' das 'RPG' weglässt?
Richtig: Mass Effect 2!

Der Weltraum. Weniger unendliche Weiten, begrenzter Treibstoff und stark vereinfachtes Gameplay vereiteln uns den Vorstoss in den Raum perfekter, nostalgischer Abenteur.

Dass es dennoch weitesgehend spannend ist Shepard & seiner Crew bei den wenigen Landgängen zu folgen, liegt an Biowares Händchen für's Geschichtenerzählen. Aber das ist nichts neues.

die Story

Rasant ist der Einstieg in den Nachfolger zum SciFi-Epos. Überall kracht es & es gilt (wenig relevante) Entscheidungen zu treffen. Die Vertraute Welt des Vorgängers löst sich wortwörtlich in ihre Bestandteile auf, bis man auf einem fremden & kalten Operationstisch aufwacht.
Alte Entscheidungen wirken sich auf den weiteren Spielverlauf aus, auch wenn manche Begegnungen anfangs aufgezwungen & hektisch wirken. Manche wichtige Fragen warten darauf gestellt zu werden.
Dennoch: Die Wiedersehensfreude wenn man alten Gefährten über den Weg läuft ist gross!
Und es warten soeinige interessante Überraschungen auf unseren Weltraumhelden!

Lasset eure Hüllen Fallen

In ein neues Grafikgewand hat sich Sheppards kleine Welt nun gehüllt.
Ja, es bekommt dem Spiel sehr, leider nutzt man nicht alle Möglichkeiten.
So hätten wirklich einzigartige, herausstechende Planeten darauf warten können erforscht zu werden. Stattdessen, scannt man sie lediglich vom Orbit aus & sammelt Rohstoffe. Spätestens nach dem 5ten Planeten wirkt das wie ein nerviges Mini-Spielchen, da man bis auf die 'Dark Energy' rasch die Lagerräume gefüllt hat!
An der Präsentation ist ansonsten nichts auszusetzen. Schäbige Bars sehen nun auch aus wie schäbige Bars. unfreundliche Planeten wirken nun auch wie unfreundliche Planeten und die Gesichtsanimationen sind nachwievor umwerfend.
Man fühlt sich an vielen Stellen an ein 'Blade Runner' oder 'das 5te Element' erinnert. Vermutlich würde 'the Nomad Soul' so aussehen, wenn es 2010 erschienen wäre.
Landet man dann auch mal auf einem für die Story wichtigen Planeten, so kann die Beleuchtung & Atmosphäre überzeugen. Leider gilt das nicht für alle Orte die man im Spiel besucht.

Apropos 'Hüllen fallen lassen': Aliens & Co bleiben nun stets brav bekleidet. Da hatte EA wohl an die Absatz-Zahlen in Amerika gedacht.

aufgesetzte 'Interaktion'

Bei Gesprächen wurden überflüssigerweise 'Quick-Time-Events' eingebaut in denen man rasch die richtige Maustaste drücken muss um eine Art gewünschten Karma-Bonus zu bekommen. Das lenkt nur ab & verkommt zu einem pseudo-interaktivem Reaktionspielchen. Unnötig.

Genauso überflüssig & nahezu aufgesetzt wirken die 'Flüge' durch den Raum. Zum einen hat man nun begrenzten Treibstoff, der es häufig vereitelt auf eigen Faust weitläufige Erkundungen durchzuführen (weshalb sollte man das auch tun? Es warten eh nur langweilige Planeten-Scan-Missionen auf den Spieler!).

Weshalb muss ich mir in der Zukunft sorgen um den Treibstoff machen, wenn ich eh diesen Fortgeschrittenen Super-Reaktor im Schiff verbaut habe & überall Mass-Relays herumschweben?
Da wusste die Sternenkarte in Mass Effect 1 mit ihren 'hunderten' Sternensystemen & Ausläufern deutlich besser zu gefallen!

zeigt her eure Taschen!

Ein wirkliches Inventar fehlt. Stattdessen sammeln wir eigentlich an mehr oder weniger vorgegebenen Stellen neue Waffen ein und rüsten uns dann an heruntergestyleten Terminals damit aus.
Das Gefühl, seine Party an seinen Spielstil anzupassen & sie durchs Ausrüsten mehr & mehr ans Herz zu schliessen, entfällt. Das degradiert die Crew nicht zu leblosen Hüllen, aber man hätte soviel mehr herausholen können!
So wurde es lediglich vereinfacht um ... Zeit zu sparen? ...um weniger Items im Spiel zu verteilen? Schade, Potential verspielt!

das Gameplay... 'entschlackt'

Fast die Tränen in die Augen treibt es dem Spieler wie stark die Steuerung heruntergebrochen wurde.
Rennen? Leertaste.
In Deckung gehen? Leertaste.
Über die Deckung hüpfen? Leertaste.
Interagieren? Leertaste.

Niemand bestreitet, dass man sich schnell daran gewöhnt. Das Resultat jedoch, die Annäherung an einen interaktiven Film & somit an grössere Passivität des Spielers fällt unangenehm auf!
Verstärkt wird dieses Gefühl manchmal durch Sheppards Dialog-Optionen. Diese teilweise enorm vage gehalten, so dass man noch weniger erahnen kann wie die gewählte Antwort ausfallen wird, als im Vorgänger.

Kümmer' dich um deine Talente

Zum grossen Leidwesen des Spiels hat die Schere auch die Talentbäume arg beschnitten & die Erfahrungspunkte-Hatz in lineare, starre Gameplay-Korridore gezwängt.
Weshalb man sich entschieden hat, keine Erfahrungspunkte regnen zu lassen, wenn man Gegner plättet, bleibt ein Rätsel & Ärgernis. Allzuhäufig fühlt es sich nach belangloser Fleissarbeit an, Horden von tumben KI-Toastern wegzubraten.
Natürlich, die Kämpfe sind spannend inszeniert, aber was ist heutzutage nicht prächtig inszeniert?
Weshalb muss es sich an sovielen Stellen wie SciFi-Fastfood-Action anfühlen?
Weshalb knalle ich dann überhaupt Gegner über den Haufen, wenn ich eh keine Erfahrungspunkte dafür bekomme?!

Diese Fragen tauchen rasch auf, trotz des strikten Spannungsbogens der uns interessiert von einer Mission zur nächsten zerrt.

Spannung

Nichtsdestotrotz gallopiert die Story mit dem Spieler unnachgiebig weiter voran. Ob der 2te Teil nun eine konsequente Fortsetzung zum ersten ist, darüber läst sich Streiten. Dass ME2 - oder besser gesagt Bioware - es nicht verlernt hat spannende Geschichten zu erzählen, das stellt ME2 wieder beeindruckend unter Beweis!

Wen mann sich in detektivischer Neugier die Puzzlestücke in Gesprächen zusammenfügt, wenn man das Gefühl bekommt Herr über die Geschichte zu sein, dann lässt Mass Effect 2 die Muskeln spielen.
Zumindest in dieser Hinsicht, muss ME 2 sich nicht hinter seinem Vorgänger verstecken.

Fazit

Unbarmherzig reisst Mass Effect 2 den Sci-Fi-Rollenspieler mit. Mit in eine komplexe, durchdachte & tiefe Welt aus der man erst wieder herauskommt, wenn das Cliffhanger-Ende über den Bildschirm flimmert.

Leider macht sich ein merkwürdiges Gefühl breit, wenn man Mass Effect 2 auf das herunterbricht, was es letztendlich ist: Ein imposanter Action-Shooter. Einer dieser Sorte an dem Jungs gewerkelt haben, die wissen wie man Geschichten erzählt. Weshalb aber sowenig Rollenspiel drin steckt das kann sicher nur EA beantworten.
Bleibt zu hoffen, dass der Nachfolger nicht noch weiter beschnitten wird.
Denn dann würde wirklich nicht viel mehr übrigbleiben als ein interaktiver Film voller Quick-Time-Events!


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: sehr gut entworfene Gesichter, Planeten, Orte
  • Sound: Einwandfrei
  • Balance: fordernd, spürbar veränderbare Schwierigkeit
  • Atmosphäre: überzeugende Locations, echtes Sci-Fi-Feeling
  • Bedienung: geht leicht von der Hand
  • Umfang: lange Haupthandlung, einige Nebenquests
  • Quests / Handlung: wendungsreiche, spannende Story, viel Entscheidung
  • Charaktersystem: Charaktersystem vorhanden
  • Kampfsystem: flotte Bedienung
  • Items: Waffen & Rüstungen aufrüstbar
  • Grafik: -
  • Sound: manchmal Aussetzer der Musik
  • Balance: -
  • Atmosphäre: belanglose Weltraumflüge
  • Bedienung: multi-Leertaste, keine Map- oder Inventar-Taste
  • Umfang: langweilige Planetenscans, kein Inventar
  • Quests / Handlung: weniger Nebenquests, weniger Freiheiten
  • Charaktersystem: abgespeckte Talentbäume, kein Inventar, keine XP
  • Kampfsystem: stark vereinfacht
  • Items: weniger Items, kaum herausragende Waffen

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher leicht

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 20, weniger als 40 Stunden



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