Fräulein Blizzards Gespür für...

Ja, wofür eigentlich? Diese Frage will ich in folgendem abwägenden Kommentar beantworten. Ob Starcraft das Genre revolutioniert, technische Maßstäbe setzt, oder...

von Altair_1989 am: 11.08.2010

Ja, wofür eigentlich? Diese Frage will ich in folgendem abwägenden Kommentar beantworten. Ob Starcraft das Genre revolutioniert, technische Maßstäbe setzt, oder uns in seinen Bann zieht, soll dabei beantwortet werden.

Innovation?

Nun, nicht wirklich, denn solche findet man in Starcraft 2 nur schwerlich. Ein rundum erneuertes Battle.Net, dass sehr schön aussieht und durch zahlreiche Option erfreut (Alte Spiele als Clients runterladen können, nachdem man die Keys eingegeben hat und somit nichtmehr die alten CDs entstauben müssen), das ist wahrscheinlich auch schon die größte aller Innovationen. Das Missionsdesign und die Präsentation, Beides scheint im Jahre 2010 angekommen und ist dem Genre wiederum voraus, aber nicht um Meilen wie einst bei Frozen Throne.

Blizzards Firmenpolitik ist die seichte Verbesserung, die Einführung kleinster Veränderungen. Das Spielkonzept wird nicht, wie etwa bei C&C4 komplett über den Haufen geworfen. Es werden kleine und sinnvolle Verbesserungen eingebracht, die Schrauben im Getriebe 'Spiel' werden fein justiert. Einheitentypen werden durch sinnvollere ersetzt, Fähigkeiten werden aufgewogen und so darf man jetzt mit spielerische Freude als Protoss die Produktionsgeschwindigkeit erhöhen, mit der Königin der Zerg die Larvenproduktion erhöhen.

Wer einen neuen Schritt im Strategie Genre erwartet, ein Strukturaufbrechendes Spiel, der wird enttäuscht. Starcraft ist, betrachtet man es unter dem Aspekt der Neu- oder Weiterentwicklung des Genres, Standardkost. So hart sich da auch anhören mag.

Grafische Präsentation?

Jein! Wie man es von Blizzard kennt, darf man keine Grafiksensation erwarten, keine Revolution der Shader, kein 'Guck mal da auf den Bildschirm, die sehen aus wie echte Menschen' Effekt. Stattdessen gibt es, Blizzard typisch, eine sehr nett gestaltete und atmosphärisch 'dichte' Grafik. Wer Starcraft 1 gespielt hat, der findet sich wieder, dank des Einheitendesigns, dank der Maps die zwar wunderbar neu, aber doch vertraut sind. Die Grafik ist liebevoll, sie wird dem Spiel gerecht, nicht jedoch dem technologischen Standard.
Eine Augenweide sind jedoch, auch das ist Blizzard typisch, die Zwischensequenzen.

Charaktere?

Das Warhammer 40k Universum, so behauptet man, sei hin und wieder als Vorbild genommen worden, etwa bei der grafischen Gestaltung der Marines etc.

Was das Starcraft Universum mit ihm auf jeden Fall gemein hat, ist das Gefühl der Paranoia, des Misstrauens. Wer Starcraft 2 spielt, der gewinnt das Gefühl, dass man keinen seiner Mitstreiter so wirklich trauen darf. Das Spiel vermeidet Schwarz-weiß Malerei. Rainor ist kein strahlender Held, einzig Dr. Hanson scheint eine Aura der Unschuld zu umgeben. Tosh, Tychus, sie alle sind herrlich durchgedreht und Vertreter der Bad Guy Riege, wie sie im Buche stehe.

Starcraft bietet glaubwürdigere Charaktere als viele Filme oder Bücher, das Kunstwerk Spiel findet man hier tatsächlich als Solches vor. Nicht als ein Paradebeispiel, als ein wirkliches Kunstprojekt mit hohem Anspruch, sondern als ein Stimmiges Gesamtwerk.

Atmosphäre?

Hier darf man jetzt definitiv: Ja! Schreien. Die Atmosphäre, die Summe aller Einzelteile, ist herausragend. Von der ersten Sekunde an wird man von der Stimmung dieser Szenerie, der Ausweglosigkeit, der Furcht aber zugleich auch Faszination vor den außerirdischen Rassen und der Charakterenwicklung gepackt. Wer in der ersten Mission die schallende Stimme des Opponenten, dargestellt durch Hologramme, zerstören darf während dieser über seine Herrschaftspolitik sinniert, der wird in den Bann dieser Dystopie, dieser „Hasswelt“ gezogen.

Blizzard schafft, dass man an den kleinen Dingen Spaß hat. Die Summe des Kleinen, sie ist das Große und so fühlt sich Starcraft 2 neu an, ohne es wirklich zu sein. Wer in der Schiffsmesse an der Jukebox regeln, im Labor Zergorgane und Protoss Kristalle bestaunen und nebenbei noch mit Nebencharakteren plaudern darf, der fühlt sich integriert in diese Spielewelt und zwar mehr als in vielen bisherigen Strategiespielen.

Erfolg?

Die Verkaufszahlen sprechen Bände. Blizzards Fanbase kauft und kauft und kauft. Die Fans sind mit Starcraft, Diablo und Warcraft aufgewachsen. Die Titel zu sehr zu verändern, dass wäre Nostalgiebruch. Starcraft ist, wie man es sich als Fan wünscht. Es ist Starcraft 1, im Gewand eines Strategietitels aus dem Jahre 2010. Entstaubt, geliftet, aber nicht verfälscht.

Dennoch, da darf man das Spiel nicht zu sehr loben: Wagemutig ist es nicht, was Blizzard macht. Man hat das Gefühl, dass man all das bereits schon mal gesehen hat, schon mal gespielt hat. Wer etwas Neues spielen will, wer die Helden aus WC3 will, wer keine Basen will wie in DOW2, wer eine Genre-Nische will, der ist bei Starcraft 2 definitiv falsch aufgehoben.

„Stagnation ist Rückschritt“, mag man in der Wirtschaft sagen.
„Never change a running system“ mag sich Blizzard gedacht haben.
Starcraft 2 liegt in der Mitte dieser beiden Leitsätze.


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: Stimmige u. atmosphärische Grafik...
  • Sound: Imposante Soundkulisse
  • Balance: Drei prinzipiell ausgeglichene Rassen
  • Atmosphäre: Dichte Atmosphäre; Düstere Welt und Dystopie
  • Bedienung: Intuitive Steuerung
  • Umfang: Grundsätzlich sehr umfangreich, aber in Kampagne
  • Missionsdesign: Grundsätzlich innovative und variantenreiche Missi
  • KI: Grundsätzlich intelligente KI...
  • Einheiten: Variantenreich; Nostalgisch...
  • Kampagne: Glaubwürdige und dichte Story
  • Grafik: ... die 2010 nur bedingt gerecht wird
  • Sound: -
  • Balance: ... jedoch mit leichten Schwächen.
  • Atmosphäre: -
  • Bedienung: -
  • Umfang: nur Terraner u. bedingt Protoss spielbar.
  • Missionsdesign: -
  • KI: ...die jedoch keine Maßstäbe setzt
  • Einheiten: ... was manche stören mag
  • Kampagne: -

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 20, weniger als 40 Stunden



Kommentare(2)
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