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Mafia 2 ist kein GTA IV - und will es auch nicht sein. Doch das lineare Actionspiel wird mit einer einzigartigen Atmosphäre, einer packenden Geschichte,...

von Der_Dutch am: 23.09.2010

Mafia 2 ist kein GTA IV - und will es auch nicht sein. Doch das lineare Actionspiel wird mit einer einzigartigen Atmosphäre, einer packenden Geschichte, faszinierenden Charakteren und den spannendsten Schusswechseln seit langem dafür sorgen, dass Ihr der fehlenden Freiheit keine Träne nachweinen werdet.

Das Setting

Mafia 2 spielt in den USA der 40er und 50er Jahre und versetzt den Spieler in die Rolle von Vito, dem Sohn sizilianischer Einwanderer. Nach der Heimkehr aus dem Krieg benötigt Vito schnell Geld und erledigt daher einige illegale Geschäfte. Schnell findet er Gefallen an den Vorzügen des Verbrecherdaseines und erledigt fortan Jobs für die italienische Mafia in der an New York angelehnten fiktiven Stadt Empire Bay.

Story statt Freiheit

Das Spielprinzip von Mafia 2 wird oft mit dem von GTA IV verglichen. Hier wie dort könnt Ihr Euch in einer großen Stadt frei bewegen, Fahrzeuge stehlen und Missionen erledigen. Der große Unterschied der vermeintlichen Konkurrenten besteht jedoch darin, dass Mafia 2 anders als GTA IV nicht wirklich ein sogenannter 'Sandbox' Titel ist. In der Empire Bay gibt es keine optionalen Aufträge oder Personen, mit denen ihr selbstständig Beziehungen pflegen müsstet. Außer den Möglichkeiten, Kleidung und Waffen zu kaufen, Läden zu überfallen und gestohlene Autos an einem Schrottplatz gegen Geld verschrotten zu lassen, bietet das Spiel kaum typische Open World Elemente. Auch ein dynamischer Tag- und Nachtwechsel fehlt. Das Spiel läuft vielmehr streng linear ab und nutzt die frei begehbare Stadt lediglich als Kulisse für spannende Verfolgungsjagden.

Spieler, die auf eine möglichst freie und lebendig simulierte Welt Wert legen, könnten bei Mafia 2 also an der falschen Adresse sein. Das soll an dieser Stelle jedoch nicht negativ bewertet werden, denn das Spiel bietet im Gegenzug spektakulär inszenierte Schusswechsel, spannende Schleichpassagen und eine packende Geschichte mit markanten Charakteren.

Packende Schusswechsel

Gesteuert wird Vito aus der Third-Person Perspektive. Das automatische Deckungssystem erlaubt zwar kein blindes Schießen, funktioniert aber ansonsten ausgezeichnet und führt zu dynamischen Schießereien. Diese sind vor allem aufgrund der weitgehend zerstörbaren Umgebung sehr spektakulär in Szene gesetzt. Zumindest solange Ihr eine aktuelle NVidia Grafikkarte Euer Eigen nennt, kommt ihr auch in den Genuss von umherfliegenden Umgebungssplittern, die anschließend auf dem Boden liegen bleiben. Die Gegner strotzen zwar nicht vor künstlicher Intelligenz, nutzen aber größtenteils Deckungen aus und geben trockene Kommentare ab.

Überhaupt verdient das Missionsdesign ein besonderes Lob. Ganz gleich, ob Ihr Euch unbemerkt durch ein Museum schleicht oder in einer wilden Schießerei ein China-Restaurant zu Kleinholz verarbeitet, alles fühlt sich irgendwie gut an und vermittelt zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, lieblos aneinander gereihte, generische Miniaufträge zu meistern.

Die Autofahrten

Die Autofahrten in Mafia 2 tragen gerade zu Beginn im Winter oder später bei Nacht und feuchter Straße eine Menge zur Gesamtstimmung bei, stellen allerdings spielerisch keine allzu große Herausforderung dar. Die Verfolgungsjagden mit der Polizei sind meist von recht kurzer Dauer. Die Tatsache, dass die Polizei manchmal dauerhaft nach einem bestimmten Fahrzeug oder Eurer Personenbeschreibung sucht, mag zwar realistisch sein, jedoch nervt der Zwang zum Fahrzeug- bzw. Kleidungswechsel ab und an: Wenn man im Laufe einer Mission aus Versehen ein Polizeiauto gerammt hat und anschließend gesucht wird, die Mission aber nur in diesem Fahrzeug beendet werden kann, ist es oftmals leichter, die Mission einfach neu zu beginnen, als sie mit dem gesuchten Fahrzeug beenden zu müssen.

Die Autos sind liebevoll gestaltet und vermitteln ein gutes Fahrgefühl. Die Tatsache, dass man die Reifen zerschießen und das Fahrzeug mit einem gezielten Schuss auf den Tank in die Luft jagen kann, sind ebenfalls nette Kleinigkeiten.

Unterhaltung auf höchstem Niveau

Die liebevoll gestaltete Grafik erzeugt zusammen mit dem tollen Soundtrack eine unglaublich intensive Stimmung und fängt das Lebensgefühl der 40er und 50er gut ein (soweit ich das beurteilen kann, haha). Auch die zahlreichen, spannenden und cineastisch inszenierten Zwischensequenzen tragen hierzu ihren Teil bei. Letztere sind teilweise allerdings nicht gerade zimperlich, so dass man schon das eine oder andere mal schlucken muss. Für Kinder ist das Spiel keinesfalls geeignet, aber diese sind mit Sicherheit auch nicht die Zielgruppe des Spiels.

Der Schwierigkeitsgrad lässt sich einstellen und ist auf Mittel an einigen Stellen herausfordernd aber nicht frustrierend. Das Spiel erlaubt kein freies Speichern, die Rücksetzpunkte empfand ich aber größtenteils als fair gesetzt. Die Spielzeit von Mafia 2 würde ich auf etwa 12-15 Stunden schätzen, wobei sich das Spiel in 15 Kapitel aufteilt. In denen werdet Ihr aber auf höchstem Niveau unterhalten werden.

Nobody's perfect

Oftmals lese ich geäußerten Unmut über den fehlenden Multiplayermodus und die nachträglich veröffentlichten DLCs, die nach Meinung vieler Spieler in das Hauptspiel gehört hätten. So soll etwa ein bald erscheinender DLC eine Zeitspanne aus Sicht des besten Freundes von Vito schildern, in welcher Vito im Hauptspiel im Gefängnis einsitzt. Ich habe mir Mafia 2 wegen des Singleplayererlebnisses geholt und keinen Multiplayermodus erwartet. Und obwohl ich DLCs im allgemeinen ebenfalls sehr kritisch gegenüber stehe, muss ich sagen, dass ich zu keiner Zeit im Spiel das Gefühl hatte, das etwas fehlte. Ein Charakterwechsel während des Spiels hätte mir im Gegenteil die Identifikation mit der Hauptfigur erschwert. Falls die Nebengeschichte aus Joe's Sicht etwas taugt und der Preis stimmt, wäre ich sogar bereit es mir zu holen. Und wer für so einen Schwachsinn wie zusätzliche Kleider für Vito Geld ausgibt, dem ist ohnehin nicht zu helfen.

Ärgerlich war für mich lediglich ein Bug am Ende des 14. Kapitels, in dem ein Ladebildschirm nicht mehr verschwinden wollte und mich zum Neustart des Kapitels gezwungen hat. Zudem stürzte das Spiel während des gesamten Durchspielens etwa 3 bis 4 mal ab.

Ansonsten empfehle ich Mafia jedem, der einen linearen und packenden Third-Person-Shooter mit außergewöhnlich guter Story sucht, der zudem in einer glaubwürdigen Welt stattfindet.

Noch ein Tipp für alle, die wie ich nicht die empfohlenen Voraussetzungen für die Aktivierung von PhysX erfüllen: Ihr könnt im Installationsverzeichnis von Mafia unter Edit\Apex\Cloth alle Dateien bis auf 'ClothRemapTable' und 'm2skeleton' und alle mit 'Vito' im Namen löschen. Dadurch wird die Kleidungssimulation aller NPCs deaktiviert, was optisch nicht so sehr ins Gewicht fällt, aber für einen Performance Schub sorgt. Mit meiner Geforce GTX 280 konnte ich so mit PhysX auf Mittel, allem anderen auf hoch, 2facher Kantenglättung in 1680x1050 flüssig spielen.


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: tolle Lichteffekte, Gesichtsanimationen, Physik
  • Sound: toller Soundtrack, sehr gute Sprecher, 40er Musik
  • Balance: fordernde Schießereien, Rücksetzpunkte fair
  • Atmosphäre: Tolles Mafia Flair, Spannende Schusswechsel
  • Bedienung: gutes Deckungssystem, gute Fahrzeugphysik
  • Umfang: sammelbare Playmatefotos, 15 Stunden Kampagne
  • Leveldesign: jede Mission einzigartig, viel Abwechslung
  • KI: Gegner suchen Deckung, zweckmäßig
  • Waffen: Pistolen, Revolver, Tommyguns, Granaten...
  • Handlung: spannend vom Anfang bis zum Schluss
  • Grafik: teils Aufpoppen von Gegenständen
  • Sound: -
  • Balance: Finale zu leicht, Schlägereien anspruchslos
  • Atmosphäre: Abstürze
  • Bedienung: -
  • Umfang: kein Multiplayer, geringer Wiederspielwert
  • Leveldesign: zu fahrende Strecken teils zu lang
  • KI: stürmen selten blind auf den Spieler zu
  • Waffen: ...Granaten weitgehend nutzlos
  • Handlung: -

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 10, weniger als 20 Stunden



Kommentare(1)
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