Der Nano-Suit erfährt eine Generalüberholung

Rauchschwaden steigen aus den Häuserschluchten herauf, Trümmer säumen die menschenleeren Straßen, am Rande stehen ausgebrannte Autowracks. Das Bild ähnelt einem...

von - Gast - am: 18.04.2011

Rauchschwaden steigen aus den Häuserschluchten herauf, Trümmer säumen die menschenleeren Straßen, am Rande stehen ausgebrannte Autowracks. Das Bild ähnelt einem postapokalyptischen Szenario. Doch was ist hier passiert? Naturkatastrophen, eine wilde Party oder versuchen etwa Außerirdische die Erde zu erobern?

Rückblick

Doch langsam, wir gehen zuerst einmal in der Zeit zurück, um genau zu sein in das Jahr 2020, denn Crysis, der Vorgänger von Crysis 2 spielt in der nahen Zukunft. Die KVA (Nordkoreanische Volksarmee) hat die tropischen Ling-Shan-Inseln besetzt. Eine Special-Forces Spezialeinheit der US- Armee bekommt den Auftrag, ein auf der Insel festgehaltenes Archäologen Team zu befreien. Der Spieler und die restlichen Mitglieder des Raptor-Teams sind alle mit einem hochentwickelten Kampfanzug, dem Nano-Suit ausgestattet. Der Anzug ermöglicht es den Soldaten je nach Taktik ihre Panzerung, Stärke oder Schnelligkeit extrem zu erhöhen. Dazu bietet er ihnen einen Unsichtbarkeitsmodus, dadurch verändert sich die Struktur des Nano-Suits, das Licht wird um den Anzug gelenkt, wodurch man nur noch höchstens ein Flimmern von dem Soldaten erkennen kann. Schnell wird klar, dass auf der Insel so einiges im Argen liegt, denn was die Archäologen auf der Inselmitte entdeckt haben, hat das Interesse der Nordkoreaner geweckt. Diese vermuten in dem Fund nämlich eine mächtige Waffe, die das Machtverhältnis auf der Welt ändern soll. Doch später wird klar, dass es sich nicht um eine Waffe handelt, sondern um eine Außerirdische Anlage die im Laufe des Spiels zum Leben erwacht. Die US-Armee entscheidet sich letztendlich zu einem Nuklearschlag der Insel. Doch der Versuch schlägt fehl und die Sphäre der Aliens wächst sogar noch, da sie sich offensichtlich von Energie ernährt. Der Spieler und die restlichen Überlebenden fliegen am Ende der Handlung zu der Insel zurück um gegen die Aliens zu Kämpfen.

Willkommen im Big Apple

In Crysis 2 steht die Menschheit wiederum vor einer Invasion der Aliens (Ceph), diesmal spielt die Story allerdings nichts mehr auf einer tropischen Insel, sondern im Big Apple, in New York. Die Ceph haben das Ziel die Menschheit zu vernichten und den gesamten Planeten zu erobern.
Wir übernehmen zu Beginn des Spiels die Rolle des Force-Recon-Soldaten Alcatraz, welcher mit einem U-Boot in die Bucht von New York einläuft, das kurz danach von feindlichen Ceph-Schiffen angegriffen wird. Gerettet von Prophet, dem Anführer des ehemaligen Raptor Teams, kommt unser Held in den Besitz eines Nano-Suits und kämpft sich durch das halbzerstörte New York. Er sieht sich dabei einer Privaten Söldnerarmee, den C.E.L.L. (Crynet Enforcement & Local Logistics) gegenüber. Diese gehören zu Crynet Systems, der Herstellerfirma des Nano-Suits und verfolgen das Ziel, zurück in den Besitz des Anzugs zu gelangen. Soviel erst mal zu der Handlung, die zwar nicht die tiefgründigste ist, aber die gesamte Spielzeit zu motivieren weiß und die die ein oder andere Überraschung zu bieten hat. Überhaupt waren Wir über die, für dieses Genre, relativ lange Spielzeit, von im Durchschnitt acht Stunden überrascht. Dabei entscheidet stark die von Ihnen gewählte Spielweise über die Gesamtdauer. Sind Sie eher der Splinter-Cell Typ und lieben es Gegner im Stealth-Modus auszuschalten, um völlig unbemerkt an das Ziel zu gelangen. Oder spielen Sie lieber in Rambo-Manier, mit dem Grundsatz: Erst schießen, dann fragen? Wie Sie sich auch entscheiden, es gibt für beide Spielertypen die passende Anzugsfunktion.

So kleidet man(n) sich

Wie schon zu Beginn erwähnt, gab es in Crysis, dem Vorgänger, vier verschiedene Anzugmodi. In Crysis 2 wurde der Schnelligkeits- und Stärkemodus herausgenommen, trotzdem kann der Spieler noch immer gegen Anzugsenergie extrem schnell sprinten und springen. Dies wurde von den Entwicklern damit begründet, dass einige Spieler des ersten Teils Probleme damit hatten, zwischen den verschiedenen Funktionen schnell zu wechseln. Wir glauben eher, dass diese Entschlackung, aufgrund der Konsolenportionierung geschehen ist. Schließlich bietet ein Gamepad weniger Platz als eine Tastatur. Wir sehen diese Neuerung mit einem lachenden und einem weinenden Auge , so spielt sich Crysis 2 durchaus schneller und unkomplizierter, einfach Aktion reicher, doch es bleibt der bittere Nachgeschmack für PC-Gamer, da man es dem Game im gesamten Spielverlauf anmerkt, dass es für die Konsole optimiert wurde. So wirken Bewegungen der Spielfigur einfach schwammiger als noch im Vorgänger. Das Deckungssystem wirkt arg fehl am Platz und einfach überflüssig. Als weiteres Manko ist unbedingt noch die Fahrzeugsteuerung zu erwähnen, die ebenfalls sehr schwammig und ungenau wirkt. Zudem ist die Sitzauswahl der besseren Bedienbarkeit gewichen, man kann von dem Fahrersitz lediglich zu dem Bordgeschütz wechseln. Doch angesichts der Tatsache, dass die Level, strikt linear aufgebaut sind und die wenigen Fahrzeuge einfach nur nutzlos wirken, ist diese Änderung nachvollziehbar. Sie sind eher dafür da um dem Spieler die schicken Explosionseffekte vorzuführen, zudem kann das Bordgeschütz abgenommen werden, um mit Großkaliber den Gegnern einzuheizen. Als Kritikpunkt wollen wir noch kurz die fehlende Möglichkeit zum Schnellspeichern- bzw. laden erwähnen, zwar sind die Checkpoints fair verteilt, doch fühlen wir PCler uns dadurch eingeschränkt und an die Konsole erinnert. Nach erfolgreicher Beendigung des Spiels, kann zwar jede Mission einzeln ausgewählt werden, doch man kann nicht an bestimmte Stellen des Games springen, um zum Beispiel seine Lieblingsszene erneut zu erleben.

Statt dem Fernglas in Crysis gibt es nun den Visor, der im Anzug fest eingebaut ist und durch Knopfdruck das Terrain analysiert und taktische Hinweise liefert, zum Beispiel wo Wir am besten den Stealth-Modus einsetzen oder die Gegner flankieren können. Daneben werden Gegner und Munition samt Waffen angezeigt und markiert. Neu dagegen ist der Nano Vision, im Grunde nichts anderes als ein modernes Nachtsichtvisier das Anzugsenergie benötigt, sprich befinden wir uns zum Beispiel im Unsichtbarkeitsmodus, der ebenfalls Energie verbraucht und schalten dann den Nano Vision noch zusätzlich hinzu, sinkt die Anzugsenergie rapide herab. Eine Taschenlampe gibt es nicht, so sind wir also gezwungen in absoluter Dunkelheit zu entscheiden, ob wir zusätzlich noch eine Anzugseigenschaft hinzuschalten. Denn bei Kämpfen ist es sinnvoll den Panzerungsmodus zu aktivieren, allerdings stehen wir dann nach kurzer Zeit ohne Energie da. Gegner schießen im Dunkeln nämlich mitunter extrem zielgenau. Doch zum Glück regeneriert der Nano-Suit seine Energie deutlich schneller als noch im Vorgänger. Als Tipp wollen Wir hinzufügen, dass wenn man im Unsichtbarkeitsmodus schießt die Anzugsenergie mit einem Schlag komplett verbraucht wird. So sollten Sie kurz vor dem Schuss aus dem Modus wechseln und kurz nach dem Schuss wieder zurückwechseln. Oder Sie verwenden einfach eine Waffe mit Schalldämpfer, wodurch nur ein Teil der Energie verbraucht wird.
Als weitere Neuerung gibt es die Nano-Katalysatoren, die bei getöteten Aliens aufgesammelt werden können. Sie werden dazu verwendet um bestimmte Eigenschaften freizuschalten und zu aktivieren bzw. deaktivieren. Man kann dies mit den Perks bei Call of Duty im Multiplayer vergleichen, allerdings werden diese in Crysis 2 im laufenden Spiel umgestellt um auf veränderte Situationen angemessen reagieren zu können. Dabei unterteilt Crytek diese „Perks“ in vier Kategorien, in denen jeweils immer nur eins auswählbar ist. Es gibt Stealth, Panzerung, Geschwindigkeit und Taktik um zum Beispiel die Wege der Feinde zu markieren, den Energieverbrauch des Anzuges im Panzerungsmodus zu reduzieren einen mächtigen Lufttritt hinzuzufügen oder um Feinde in der Nähe durch ein Signal zu offenbaren. Ein häufiges Wechseln dieser „Perks“ ist jedoch nicht unbedingt notwendig, allerdings macht es Spaß, mit ihnen zu experimentieren. Gerade auf den höheren Schwierigkeitsgraden stellen sie aber durchaus eine gute Hilfe dar.

Stirb langsam!

Far Cry, dass erste Spiel von Crytek, erlangte damals internationalen Erfolg, nicht zuletzt durch seine bis heute gute Gegner KI (künstliche Intelligenz), die häufig versuchte über die Flanken den Spieler zu attackieren. In Crysis waren die Gegner, trotz gelegentlicher Aussetzer ebenfalls auf hohem Niveau angesiedelt. Der aktuelle Teil hat mitunter häufig mit KI-Schnitzer zu kämpfen. Manchmal bleiben Gegner vor dem Spieler reaktionslos stehen ohne auf Beschuss zu reagieren. Ansonsten schießen sie zielgenau und gehen bei Beschuss brav in Deckung oder rufen per Leuchtrakete Verstärkung.

Was das Herz begehrt

Das Waffenmenü, bekannt aus dem ersten Teil hat sich nicht verändert und lässt dem Spieler die Möglichkeit seine Waffen zu modifizieren, so gibt es zum Beispiel einen optionalen Schalldämpfer, eine Unterlaufschrotflinte oder andere Visiere anstatt Kimme und Korn.
Die Waffenliste hingegen umfasst nun mehr Waffen als noch in Crysis und bietet nun neben den üblichen Vertretern und der bekannten Scar, auch den neu hinzugekommenen K-Volt ein experimentelles Kurzschuss-Gerät, welches 6mm elektrostatische Kugeln verschießt. Fehlen dürfen natürlich auch nicht die obligatorischen Splittergranaten und der lasergesteuerte Raketenwerfer, abgerundet wird das Paket durch das nützliche C4, das ferngesteuert gezündet werden kann.

Grafik ist nicht alles?

Der Vorgänger bestach 2007 durch seine bis heute atemberaubende Grafik. Im Nachfolger werkelt das Nachfolgemodell der CryEngine 2, die CryEngine 3 und zaubert ebenfalls beeindruckende Bilder auf den Monitor. Allerdings stellt Crysis 2 keinen solchen Meilenstein dar wie der Vorgänger, da das Game erstmals auch für die Playstation 3 und die X-Box 360 programmiert wurde. Dadurch sind jedoch auch die extrem hohen Systemvorrausetzungen von Crysis, die noch heute moderne Computer mit maximalen Details und einer HD-Auflösung vor Probleme stellt, in Crysis 2 deutlich genügsamer. Zugegeben, auch das Setting trägt seinen Teil dazu bei, denn eine tropische Insel präsentiert Grafikeffekte allemal besser als eine Straße umgeben von Wolkenkratzern. Natürlich wirkt auch dieses Setting mit einstürzenden Gebäuden und riesigen Explosionen beeindruckend. Wo wir im Vorgänger noch ganze Wälder fällen konnten, ist die Welt in Crysis 2 nur noch oberflächlich zerstörbar. Doch wie gesagt, man kann die beiden verschiedenen Schauplätze nicht miteinander vergleichen und sollte dies auch nicht. Uns blieb allerdings keine Wahl und so haben Wir auch hinter die Grafikengine geschaut, um zu sehen wo die CryEngine 3 trickst, um auch auf älteren Rechnern noch annehmbar flüssig zu laufen. Crysis 2 spart nämlich bei sehr grafikintensiven Effekten, wie Schattenwurf und die Spiegelungen auf Glas oder im Wasser. Wirft man zum Beispiel einen Gegenstand in eine Wasserpfütze, so fällt einem auf, dass dieser Gegenstand überhaupt nicht im Wasser gespiegelt wird. Zudem sollten Sie mal einen genauen Blick auf die verspiegelten Fassaden der Wolkenkratzer werfen. Auf dem ersten Blick spiegeln diese korrekt die Umgebung wieder. Bei genauer Betrachtung, merkt man jedoch, dass die Spiegelung ein Fake ist, es wird nicht die Umgebung gespiegelt, sondern einfach irgendein Bild eingefügt. Gestört hat uns dies allerdings nicht, da die Illusion fast perfekt ist und im laufenden Spiel eigentlich nicht wahrgenommen wird. Denn noch heute stellt eine optisch korrekte Spiegelung oder ein realistischer Schattenwurf mit allen Details ein schier unüberwindbares Problem dar.

Schade hingegen sind die sehr mageren Grafikeinstellungsmöglichkeiten. Es gibt neben der Auflösung lediglich die Optionen Hoch, Sehr Hoch und Extrem, wem das zu wenig ist oder die übertriebene Bewegungsunschärfe hinunterschrauben möchte, der kann die Grafiksettings nur in der Config-Datei des Spiels ändern.
Neben der prächtigen Grafik möchten Wir aber auch noch auf die Audioqualität und den klasse Soundtrack werfen. Denn Crysis 2 kommt klanglich zwar nicht an das brillante Battlefield Bad Company 2 heran, das durch glasklaren und wuchtigen Surround Sound zu beeindrucken vermag, muss sich jedoch auch nicht dahinter verstecken. Explosionen hören sich toll an, die Waffen glänzen durch realistischen klang, feuert man zum Beispiel in der Großstadtschlucht das Scharfschützengewehr ab, so schallt es durch die Straßen. Auch die deutsche Syncro ist gelungen, was einen nicht wundert, denn unter den Profis ist unter anderem Manfred Lehmann, die deutsche Synchronstimme von Bruce Willis, vertreten. Bei dem Soundtrack, der das Spiel mit packender und epischer Musik untermalt, hat unter anderem Hans Zimmer mitgewirkt, welcher durch Soundtracks bei Hollywood Schwergewichten wie Fluch der Karibik, The last Samurai oder Gladiator Bekanntheit erlangte. Zudem arbeitete er auch bei Call of Duty Modern Warfare 2 am Soundtrack mit.

Mitbringsel aus New York

Überall im Big Apple sind verschiedene Sammlerstücke versteckt, wie zum Beispiel New Yorker Souvenirs, Erkennungsmarken und Fahrzeugschlüssel um Musikstücke, Erinnerungsfetzen oder Videosequenzen freizuschalten, außerdem erreicht man nur so die 100% des Spiels. Daneben kann man noch E-Mails in der Stadt finden um Story Hintergründe zu erfahren. Dadurch lohnt es sich auch die liebevoll gestalteten Nebenschauplätze einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.
Der bekannte Sandbox Editor aus Teil 1 wurde von vielen Moddern zur Erstellung eigener Level und sogar ganzen Kampagnen genutzt und erfreut sich noch heute dank relativ einfacher Bedienung großer Beliebtheit. Über ein Release des Editors von Crysis 2 ist bisher noch nichts weiter bekannt und er ist nicht im Gesamtpaket der einzelnen Editionen wie noch im Vorgänger vorhanden

Fazit

Abgesehen von dem manchmal bitteren Beigeschmack durch die Portionierung auf die Konsolen und den etwas schwammigeren Bewegungen spielt sich Crysis 2 schneller und flüssiger, was uns persönlich aber stark an den Genre Platzhirsch Call of Duty erinnert, der für viel zu Aktion lastig geworden ist und leider alte Tugenden vergessen lässt. So schafft es Crysis 2 leider nicht seinen brillianten Vorgänger zu übertrumpfen. Schade!


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: Wasser, Explosionen, Menschen
  • Sound: wuchtiger Waffensound, epischer Soundtrack
  • Balance: vier Schwierigkeitsgrade, für jeden etwas dabei
  • Atmosphäre: packendes Endzeitszenario, Sehenswürdigkeiten
  • Bedienung: schnelle Bedienung des Nano-Suits
  • Umfang: freischaltbare Extras, ca. 8 Stunden Spielzeit
  • Leveldesign: es gibt meistens verschiedene Wege...
  • KI: sucht Deckung, kommt über die Flanke
  • Waffen & Extras: viele Waffen + Zubehör, Nano-Suit Fähigkeiten
  • Story: epische Story, spannende Wendungen
  • Grafik: teils matschige Texturen
  • Sound: Probleme mit USB-Headsets
  • Balance: -
  • Atmosphäre: kein richtiges WOW Ereignis
  • Bedienung: wenig Grafikeinstellungen, kein Schnellspeichern
  • Umfang: nur wenige Gegnertypen
  • Leveldesign: ...aber letztendlich ist doch alles linear
  • KI: hat seltene Aussetzer
  • Waffen & Extras: -
  • Story: teils etwas wirr, man sollte Teil 1 kennen

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 5, weniger als 10 Stunden



Kommentare(1)
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