Google - Quelle der Hacker-Attacken gefunden (Update)

Google hat sich nach einer Reihe von Vorfällen dazu entschlossen, seine Suchergebnisse in China nicht mehr zu zensieren.

Natürlich ist sich Google des Risikos bewusst, deswegen wohl den Betrieb der Suchmaschine in China einstellen und womöglich das Land komplett verlassen zu müssen. Doch eine Reihe von Angriffen, die nicht nur Google betrafen, hat zu dieser Entscheidung geführt. Es sei klar geworden, dass Angriffe auf Google aus China stets das Ziel hatten, Zugriff auf die E-Mails von Menschenrechtsaktivisten zu erhalten.

Manche dieser E-Mail-Konten seien regelmäßig von Dritten aufgerufen worden, wobei die Zugangsdaten anscheinend durch Phishing oder Schadsoftware in deren Hände geraten waren. Auch geistiges Eigentum von Google sei gestohlen worden. Letzteres sei auch bei mindestens 20 anderen, großen Unternehmen vorgefallen, die man nun informiert habe.

Google war seit Januar 2006 in China vertreten und hatte bisher die Zensurvorschriften beachtet. Man hatte gedacht, die Vorteile eines besseren Zugriffs auf das Internet würden die Nachteile der Zensur für die Nutzer aufwiegen. Stattdessen wurde die Zensur schärfer. Zusammen mit den Hacker-Angriffen aus China hat Google nun Konsequenzen gezogen.

Update: Die Ankündigung von Google, die Suchergebnisse für China nicht länger zensieren zu wollen, weitet sich zu einem Politikum aus. So hat sich mittlerweile sogar die US-Regierung eingeschaltet. Außenministerin Hillary Clinton verlangte nach Informationen von Spiegel.de eine Erklärung der chinesischen Regierung. Einen Schritt weiter geht sogar die Kongressabgeordnete Anna Eshoo, die in den Attacken auf Google eine "Bedrohung der nationalen Sicherheit sieht".

Update 14.01.2009

Die Entscheidung von Google zieht immer weitere Kreise. So erklärte Hillary Clinton weiterhin, sie werde nächste Woche eine Rede über die Freiheit des Internets im 21. Jahrhundert halten und sich weiter zu dieser Sache äußern, sobald weitere Fakten klar würden.

Auch die Computer & Communications Industry Association der USA erklärte, dass Zensur ein Handelshindernis sei und China nicht den freien Fluss von Informationen behindern und gleichzeitig seine Handelsabkommen einhalten könne.

Die Electronic Frontier Foundation hingegen hofft, dass weitere Unternehmen aus dem Technik-Sektor dem Beispiel von Google folgen. Viel zu viele davon hätten der chinesischen Forderung zugestimmt, die eigenen Werte an der Grenze zu überprüfen. Es sei nun an Zeit, dass Verantwortliche aus den Bereichen Technik und Politik die Möglichkeiten schaffen, um politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Druck auszuüben.In China soll die Bevölkerung am Hauptquartier von Google Blumen neben dem Firmenlogo vor dem Gebäude abgelegt haben.

Update 15.01.2009

Die Sicherheitsexperten des Unternehmens iDefense haben laut Ars Technica die Angriffe zurückverfolgt und konnten so wichtigen Control-Server aufspüren. Demnach besteht kein Zweifel daran, dass der Server von der chinesischen Regierung oder deren Umkreis kontrolliert und dazu genutzt wurde, über Schadsoftware die Angriffe durchzuführen.

Unter anderem soll eine Lücke im Adobe Reader dazu genutzt worden sein, Rechner mit präparierten PDFs zu infizieren. Außerdem seien die neuen Angriffe denen im Juli 2009 sehr ähnlich, bei denen ebenfalls viele US-Unternehmen Ziel waren. In beiden Fällen seien dieselben Befehls- und Kontroll-Server verwendet worden. Zumindest lägen deren IP-Adressen nur um 6 Stellen voneinander entfernt.

Adobe hat die Behauptung, es seien PDFs verwendet worden, allerdings dementiert. Auch die Sicherheitsfirma McAfee geht davon aus, es sei vielmehr eine Lücke im Internet Explorer ausgenutzt worden.

Update 19.02.2010

Wie die New York Times berichtet, sollen die Hacker-Attacken auf Google nach den Erkenntnissen der Ermittler tatsächlich von China aus gestartet worden sein. Man habe die Spur zur Shanghai Jiaotong University und zur Lanxiang Vocational School verfolgen können.

Die Jiaotong University gilt als einer der besten Bildungsstätten Chinas im Bereich Informatik, die auch weltweit Ansehen genießt, während die Berufsschule in Lanxiang als Ausbildungsstätte für Computer-Berufe im militärischen Bereich genutzt wird.

Besonders pikant ist, dass diese Schule außerdem mit dem chinesischen Google-Konkurrenten Baidu zusammenarbeiten soll. Die Ermittler gehen davon aus, dass die Angriffe monatelang unbemerkt blieben und wohl schon vor 10 Monaten begannen.

Update 21.02.2010

Die beiden Bildungseinrichtungen in China bestreiten laut Associated Press, dass die Angriffe auf Google und andere Firmen von ihnen ausgegangen sein sollen.

Ein Sprecher der Universität erklärte gestern, dass die Beschuldigungen grundlos seien und Offizielle der Berufsschule betonten, dass eigene Untersuchungen keinerlei Beweise hervorgebracht hätten.

Außerdem habe die Schule keine engen Verbindungen zum Militär. Dass einige Schüler nach dem Abschluss eine militärische Laufbahn einschlagen, sei ganz natürlich.

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