Heimliche Studie von Facebook verärgert Nutzer - Manipulation der Nachrichten als Psycho-Test (Update 2)

Forscher nutzten Facebook-Nutzer und deren News-Feed für ein psychologisches Experiment.

Facebook hat mir den News-Feeds von 700.000 Nutzers ohne deren Wissen experimentiert. Facebook hat mir den News-Feeds von 700.000 Nutzers ohne deren Wissen experimentiert.

Update: Wie Heise unter Bezug auf einen älteren Artikel von Technology Review meldet, gibt es bei Facebook schon seit Jahren viele Forscher, die Zugriff auf die Nutzerdaten haben. Der »Datenberg« von Facebook sollte von Experten mit Hilfe von »Mathematik, Programmierkunst und Erkenntnissen aus den Sozialwissenschaften« untersucht werden, um herauszufinden, wie das soziale Netzwerk wachsen könnte.

Die Ergebnisse dieser Untersuchungen, zu denen auch weitere Experimente im Jahr 2012 gehörten, wurden dann auch vor dem Börsengang von Facebook interessierten Investoren präsentiert. Laut dem Bericht hatten das aus zwölf Personen bestehende »Data Science Team« kompletten Zugriff auf den gesamten Datenbestand und damit auf die persönlichen Informationen der Nutzer. Einen solchem umfassenen Zugriff haben nicht einmal führende Facebook-Manager wie CEO Mark Zuckerberg, so der Artikel.

Update: Adam D. I. Kramer, einer der Forscher, der an der Studie beteiligt war, hat in einem Facebook-Beitrag versucht, die Gründe für die umstrittene Untersuchung zu erklären. Man habe es für wichtig gehalten, zu untersuchen, ob sich Facebook-Nutzer durch das Lesen von positiv gestimmten Beiträgen von Freunden ausgeschlossen fühlen oder ob gar das Lesen negativer Beiträger dazu führen könnte, dass Nutzer es vermeiden, Facebook zu verwenden.

Dazu habe man eine Woche lang bei nur 0,04 Prozent aller Nutzer bestimmte Beiträge mit einer geringeren Priorität als üblich versehen, so dass diese manchmal im News-Feeds nicht angezeigt wurden. Wirklich versteckt habe man aber keine Beiträge, da diese bei erneuten Ladeversuchen des News-Feeds wieder sichtbar waren. Man habe nur so viel verändert, dass daraus statistisch verwertbare Resultate entstanden.

Wie Kramer schreibt, habe er dieses Experiment selbst entworfen und habe niemals vorgehabt, jemanden zu verärgern. Das Ziel sei es gewesen, Facebook zu verbessern, aber er könne verstehen, dass manche Leute nun Bedenken haben. Er bedauere, wie die Forschung in der Veröffentlichung beschrieben wurde und im Nachhinein würden die Ergebnisse wohl die Sorgen der Nutzer über das Experiment nicht rechtfertigen. Man habe aber seit 2012 viel gelernt und auch die aktuellen Reaktionen auf das Bekanntwerden dieses Versuchs werde in die künftige Vorgehensweise einfließen.

Originalmeldung: Eine schon im Jahr 2012 durchgeführte Studie, bei der Facebook zu wissenschaftlichen Zwecken bei 700.000 nicht eingeweihten Nutzern die angezeigten Nachrichten manipulierte, sorgt nun nach deren Veröffentlichung für Aufregung. Für die Untersuchung, die in der Woche vom 11. bis 18. Januar 2012 stattfand, beeinflussten die Wissenschaftler, ob Facebook-Nutzers Einträge mit überwiegend positiver oder negativer Stimmung angezeigt bekamen.

Die Forscher wollten herausfinden, ob sich das auch auf die Stimmung der Nutzer auswirkt. Tatsächlich stellten die beobachteten Nutzer dann auch selbst mehr Nachrichten online, die der vorwiegend angezeigten Stimmung der Freunde entsprach. In dem Forschungsbericht nennen die Wissenschaftler das eine »massive soziale Ansteckung über soziale Netzwerke«, die aufgrund der enormen Nutzerzahlen von Facebook aus psychologischer Sicht sehr interessant ist.

Viele Facebook-Nutzer sind allerdings gar nicht begeistert darüber, dass sie von Facebook quasi als Versuchskaninchen missbraucht wurden. Auf Twitter wird dieses Vorgehen des sozialen Netzwerkes als »böse«, »gruselig« und »erschreckend« beschrieben. Sogar die Psychologie-Professorin Susan Fiske, die den Forschungsbericht für die Veröffentlichung in »Proceedings of the National Academy of Sciences« bearbeitete, fühlte sich bei ihrer Arbeit nicht sonderlich wohl, wie sie der Webseite The Atlantic verriet. Die Forscher selbst haben allerdings keine Bedenken, denn laut ihrer Aussage manipuliert Facebook die News-Feeds der Nutzer ohnehin ständig.

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