blutig, brutal, obszön - aber in Schön!

Auf der letzten GamesCom gab es erstmals einen richtigen Einblick in das Spiel für die Öffenlichkeit. Und bereits da dachte sich jeder: 'Ach herrje, ob das in...

von - Gast - am: 27.02.2011

Auf der letzten GamesCom gab es erstmals einen richtigen Einblick in das Spiel für die Öffenlichkeit. Und bereits da dachte sich jeder: 'Ach herrje, ob das in Deutschland erscheint?'. Diese Zweifel waren durchaus berechtigt, schließlich erschien die Fortsetzung des Spiels 'Gears of War' aufgrund des Gewaltgrades erst gar nicht in Deutschland, dessen Entwickler 'Epic Games' zusammen mit dem polnischen Entwickler 'People Can Fly' an Bulletstorm werkelte. Und Bulletstorm legt eindeutig noch eine Schippe auf den Gewaltgrad drauf.
'Aber eigentlich nimmt sich das Spiel ja selbst auf den Arm', begründeten viele Spieler, 'vielleicht erkennt das die USK und drückt mal beide Augen zu'.
Dass am Ende das Spiel sich tatsächlich durch den 'deutschen USK-Tunnel der Zensur' zwängte, hatten wohl die wenigsten erwartet. Doch die USK drückte nicht beide, sondern nur ein Auge zu: Bulletstorm wurde im bereits erwähnten Todes-Tunnel brutal verstümmelt, wie die Gegnermassen im Spiel und sollte geschnitten auf dem hiesigen Markt erscheinen. Ich korigiere: ... massiv geschnitten auf dem hiesigen Markt erscheinen.

Das alles ist eigentlich wirklich irrelevant für diesen Test, da ich die ungeschnittene Import-Version aus Österreich reviewen werde.

Überraschend: Das Spiel hat 'ne Handlung

Als ich zum ersten Mal Ingame-Szenen zum Spiel sah, wollte ich auf der Stelle selber Hand anlegen, während ich das erste Mal einen Trailer zu MassEffect 2 sah, sofort wissen wollte, wie es weitergeht.
Ich hatte von Anfang an keine Story erwartet und bin dementsprechend mit einer niedrigen Erwartungshaltung ins Spiel gestartet. Inhaltlich wohlgemerkt, meine Erwartungshaltung zum Gameplay war immens hoch!

Das 26. Jahrhundert. Die Galaxis wird von der Konföderation regiert, die von einer geheimen Armee beschützt wird, die sich 'Dead Echo' nennt.
Im Spiel geht es um den Weltraumpiraten Grayson 'Gray' Hunt (Protagonist) und seinem Freund Ishi Sato, der am Anfang des Spiels notgedrungen zu einem Cyborg umfunktioniert wird und einige andere, die aber eher belanglos sind. Beide waren einst Teil von Dead Echo und erledigten Attentate für einen gewissen General Sarrano im Glauben, ihre Opfer seinen Betrüger, Massenmörder und Warlords. Das aktuelle Opfer war jedoch ein Reporter, der über die korrupen Machenschaften von Sarrano einen Artikel schrieb. Sie lösten sich los von Dead Echo und gründeten einen Söldner-Trupp names Final Echo. Zehn Jahre sind seitdem vergangen und sie treffen plötzlich auf das Schiff von General Sarrano und wollen Rache. Die Größenverhältnisse sind aber vergleichbar mit denen von David und Goliath, zuungunsten unserer Freunde. Etwas alkoholisiert und euphorisch greifen sie das riesige Schiff an, als sie abzustürzen drohen, nehmen sie den General und sein Schiff mit runter. Sie bruchlanden auf dem tropischen Planeten Stygia, ehemals ein beliebtes Touristenziel, jetzt übersäht mit mannsgroßen-fleischfressenden Pflanzen, barbarisch-wilde Mutanten-Stämme, Verbrecher und Monstergestalten in der Größe eines Kampfroboters der PowerRangers (kennt die noch einer?!^^). Gray und Ishi suchen eine Fluchtmöglichkeit von dem Planeten. Auf der Suche ballern und metzeln sie sich durch Horden von Wilden und den überlebenden Streitkräften des Generals, die ebenfalls auf Stygia abgestürzt sind. Unterwegs treffen sie auf die toughe, brutale und heiße Trishka, die unsere beiden Helden begleitet.

Trishka und Ishi sorgen zusammen für den einen oder anderen überraschenden kleinen StoryTwist, während Trishka scheinbar nur zum Selbstzweck Gray begleitet und Ishi sein Gedächtnis an den Bio-Prozessor zu verlieren droht, durch den er anfangs schwer verletzt und durch diesen gerettet wurde.
Ihr seht schon die Handlung ist nicht sehr innovativ, aber hey, es ist eine Story und zudem ist sie nicht gerade kompliziert.
Ich hatte eigentlich eine weit schlechtere Story erwartet, da das Spiel so stark gameplay-betont ist, aber diese leichtverdauliche Handlung tut dem Spiel gut.
Zwischen den Mutanten-Stämmen scheint es zwei Splittergruppen zu geben, jedoch wird dies nur kurz erwähnt. Schade, ich fand diesen Aspekt durchaus interessant und da hätte man mehr rausholen können.
Zudem ist das Ende ziemlich vorhersehbar, Ähnliches hat man in Filmen und Spielen oft gesehen. Zudem ist das Ende nicht wirklich befriedigend.

Dreckiger, dummer, geiler Humor!!

Das Spiel punktet vorallem durch seinen Charme und seinen Witz.
Vollgestopft mit Klischees, wachsen die Charaktere dem Spieler richtig ans Herz.
Der Humor verpasst dem Spiel seine ganz eigene Note, dazu trägt die unheimlich epilleptisch-bunte Grafik, die Dialoge in zwischen den Kämpfen, die Kommentare in den Kämpfen und die gescripteten Ereignisse bei.

Fangen wir beim General an. Dieser sieht nicht nur aus, wie ein Nazi, er verhält sich auch genauso. Kaltschnäuzig, politisch und moralisch inkorrekt und zudem fließen die bösen 'F'-, 'W'-, 'A'-, 'X'-, 'Y'-, usw... -Wörter aus seiner hässlichen Visage, wie das ganze Blut der Gegner aus den Leichen.
Es gibt aber auch noch ganz andere Dinge, wie zum Beispiel, wenn man die 15 gelegten Eier eines der Monster, die ich vorhin erwähnte zum Platzen bringen muss um durch einen Gang zu kommen, oder wir selber einen 20 Meter großen Robo-Dino steuern, der Laserstrahlen aus seinen Nasenlöchern verschießt, oder wenn wir von Trishka angewiesen werden besonders ruhig zu sein und wir 10 Sekunden später ein ganzes Hochhaus zum Einsturz bringen, weil wir ein kleines Schild umgekickt haben, was eine unglückliche Kettenreaktion zur Folge hatte, die Bierflaschen, die man unterwegs findet und trinken kann und dann, in typischer BioShock-Manier für eine kurze Zeit taumelt (was besonders lustig ist, weil Ishi jedesmal eine Bemerkung macht, weil nur wegen dem Alkohol und der darauffolgenden Euphorie das Schiff des Generals angegriffen wurde), oder die zum Teil unglaublich schlechten Witze, die so sehr aufgesetzt wirken, dass das nur beabsichtigt sein kann.
Außerdem gibts einen Revolver der Silvester-Raketen verschießen kann.

Die Physik schläft wohl auf Stygia.

Waffen!! Es gibt Waffen in Bulletstorm. Und was für welche.
Ein normales Sturmgewehr, das ihr immer dabeihabt und das im sekundären Feuermodus einen Gegner bis auf sein Grundgerüst zusammenschmelzen lässt. Eine Shotgun mit vier Läufen (MIT 4 LÄUFEN, WIE GEIL IST DAS DENN?!), die zudem eine Hitzewelle im zweiten Modus verschießen kann, die auf ihren Weg alles abfackelt. Ein Snipergewehr, dessen Kugeln ihr sogar lenken könnt (was auch nötig ist, die Gegner können den Kugeln ausweichen) und das auch wahlweise Explosivmunition verschießt, die dann in den getroffenen Gegner detonieren. Zudem gibt es eine Minen-Kanone, die jeweils zwei Minen, verbunden mit einer Kette verschießt und womit ihr Gegner zu Fall bringen könnt, wenn ihr auf die Beine zielt oder den Gegner die Luft nehmen könnt, zielt ihr auf den Kopf/Hals. Auf Knopfdruck explodieren die Minen. Besonders nützlich, wenn ihr Gegner trefft, die in einer großen Menge anderer Gegner stehen.
Zudem gibt es einen Granatwerfer, dessen Granaten aber überaschend flummi-artige Flugbahnen haben und einen Speerwerfer, mit dem ihr eure Gegner aufspießen könnt und den bereits erwähnten Revolver, der auch Silvester-Raketen verschießt.

Zudem hat Grayson scheinbar sehr starke Beine, denn durch Kicks und Tritte fliegen die Gegner nicht nur gleich weg, sondern das auch noch in Zeitlupe, sodass genügend Zeit zur Bearbeitung der fliegenden Gegner bleibt.
Bereist nach ca. einer Stunde Spielzeit bekommen wir eine instinktorientierte Waffe, die Peitsche. Mit der lassen sich Gegner heranziehen und wenn wir loslassen, ähnlich wie beim Kick in Zeitlupe in der Luft schweben, zumindest für eine kurze Zeit.

Der Kick, die Peitsche und die unterschiedlichen Waffen lassen sich auch wunderbar kombinieren. Kicken, schießen, kicken, ziehen, schießen. Wenn man möchte kann man den Gegner auch in den Abgrund, gegen einen Kaktus oder Metalldrähte, die aus einer kaputten Wand ragen, treten. Oder ziehen sie sich den Gegner so heran, sodass die Flugbahn an einer fleischfressenden Pflanze vorbeiführt.


Zudem gibt es einige extreme (auf die Größe bezogen) Scriptereignisse.
Es ist einfach episch, wenn ein 50 Meter großes Rad auf einen zurollt, man aber mit einem Zug entkommen muss, und ständig unter Dauerbeschuss steht. Oder wenn man aus einer Höhle entkommen muss, weil man die Eier eines 100m Monsters zum Platzen gebracht hat. Oder wenn man einen Staudamm kaputt gemacht hat, der scheinbar einen Ozean staut, während man auf dem Staudamm steht und flüchten muss. Oooooder wenn man ein 20m großes Pflanzen-Mutanten-Viech besiegen muss, das ständig Giftwolken ausbläßt und mit seinen dornigen Armen uns den Garaus machen will. oooooooooooder.....

Wie effizient tötest du?

Im Spiel gibt es das Skillshot-System.
Die Peitsche, die man von einem von General Sarranos Leuten aufgesammelt hat, bewertet die Leistung und die Effizienz im Kampf. An Versorgungskapseln, kann man sich Munition, Uprades kaufen und sehen, welche Skillshots man schon ausgeführt hat udn welche noch ausstehen.
Je mehr kombiniert wird, umso mehr Punkte gibt es letztendlich. Erledigt man einen Gegner ganz normal mit der Waffe, gibt es Nachteile. Die Gegner halten viel aus. Manchmal sogar ein ganzes Magazin und so ein Kill gibt nur läppische 10 Punkte. Tritt man einen Gegner und killt und ihn anschließend so sind es schon 25 Punkte. Kickt man einen Gegner in den Abgrund so sind es schon 50 Punkte. Kickt man den Gegner gegen einen Kaktus gibts 100 Punkte. Die Punkte verdoppel sich auch noch, wenn man gleich mehrere Gegner erwischt. Das macht man am Besten mit Fässern, die man in eine Gegnermenge kickt und dann beschießt. Oder auch die Sekundär-Modi der Waffen sind dazu geeignet.
Zudem sind manche Namen der Skillshots wirklich makaber:
Zum Beispiel heißt es 'Höhenangst' kickt man einen Gegner in den Abgrund, 'Voodoo-Puppe' bekommt man für das Auspießen eines Gegners an Metallteilen an einer Wand und 'Umwelt-Terrorist' bekommt man, wenn man etwas in einer Gegnermenge zum Explodieren bringt.
Kreative Köpfe können sich hier vollends austoben und mmer neue Möglichkeiten zur 'Beseitigung unfreundlicher Personen' finden.


Leider werden die Gegner gegen Ende immer härter und immer zahlreicher, sodass man sich irgendwann gar nicht mehr um die Skillshots kümmert, sondern immer den schnellsten Weg nimmt. Eine richtige Interaktion mit der Umwelt findet immer weniger statt. Und die harten Gegner und die schiere Masse sorgen öfters für Frustmomente.

Bunte Grafik, fantastische Weitsicht!

Die Grafik fällt vor allem durch seine Farbenvielfalt auf, sowohl innen als auch außen. Ist man dann im Gefecht und guckt immer wild um sich um die Gegner zu treten, zu ziehen, usw wird das alles ziemlich unübersichtlich. Zudem kommen auch noch die ganzen Skillshot-Namen, die alle ständig aufploppen. Ein Farbengewitter allererster Güte. Man sollte vielleicht nach 3h Bulletstorm den Augenarzt aufsuchen.
Jetzt mal im Ernst: man sollte es wirklich nicht übertreiben, das ist weit anstrengender für die Augen als andere Games.
Zudem besticht das Spiel durch das fantastische Waffendesign, das Gegnerdesign, die Umwelt und die Weitsicht. Im Spiel gibt es sehr oft momente, wo man einfach nur baff ist und einem die Kinnlade runterklappt.

Einzig die etwas schwammigen Texturen fallen manchmal auf, sind aber zu verschmerzen.

Krach, Boom, Bang, Ratataatata....

Der Sound! Spitzenklasse. Die Geräusche der Gegner, die Soundkulisse der Umwelt, der Waffensound alles absolut hammergut!
Einzig und allein die deutsche Vertonung lässt zu wünschen übrig, man gewöhnt sich aber nach einigen Stunden Spielzeit daran.
Zwar nicht ganz so gut, aber besser als in Halo 3^^.

Wie gesagt, ich hatte die Uncut-Fassung und kenne die Cut-Version nur aus Videos. Aber das, was ich gesehen habe, gleicht wirklich einer Verstümmelung und nimmt dem Spiel jeglichen Spaß.
Allein dadurch, dass Körperteile nicht entfernt werden können, gibt es manche Skillshots erst gar nicht.
Zum Beispiel der Skillshot 'Oben ohne', den man bekommt, wenn man den Rumpf von der Hüfte abtrennt. Das geht am einfachsten mit der Shotgun.
Das ist nur eines von vielen.
Zudem gibt es eine Script-Sequenz, in der ein Typ einen anfliegenden Gegner anschießt und dieser anschließend zerplatzt. In der deutschen Version verschwindet der Gegner einfach, als ob er weggezaubert würde.
An manchen Stellen wird im Spiel sogar über die Leichen auf dem Boden geredet, dies wirkt etwas seltsam, wenn am Boden gar keine sind.

Fazit

Sicher, es gibt Mängel: Ja, das Gameplay verstumpft gegen Ende, ja die Story ist vorhersehbar und einfach und ja, die deutsche Synchro ist schon wieder kacke.
Aber Bulletstorm besticht vor allem durch seinen Humor und versprüht einen ganz eigenen Charme. Sei es die Grafik, die lustigen Charaktere oder die bunte Spielwelt.
Nach all dem ernsten MilitaryShooter-Einheitsbrei der letzten Jahre, kam so ein Spiel, dass sich selbst gar nicht ernst nimmt und sich selbst auf die Schippe nimmt, gerade recht.
Teil 2, bitte!


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: Panorama, Gegnerdesign, Waffendesign
  • Sound: gute Soundkulisse, Waffensounds
  • Balance: drei Schwierigkeitsstufen,Waffen sind unterschiedl
  • Atmosphäre: dreckiger Humor, Skriptsequenzen, grafischer Stil
  • Bedienung: Skillshot-System, Peitsche und Kicks funkt. gut
  • Umfang: Wiederspielwert durch Skillshots, Mehspielermodus
  • Leveldesign: gutes Design, Interaktion mit Umgebung immer mögl
  • KI: Gegner weichen Schüssen, Tritten, Peitsche aus
  • Waffen / Items: Waffenarsenal, viele Kombinationen, sek. Feuermod.
  • Handlung: passend zum Humor, verständliche Geschichte
  • Grafik: matschige Texturen
  • Sound: deutsche Synchro
  • Balance: gegen Ende etwas zu starke Gegner
  • Atmosphäre: deutsche Zensur, habe ich aber nicht gespielt
  • Bedienung: Checkpoints
  • Umfang: rund 6h, viel zu wenig Bosskämpfe
  • Leveldesign: sehr schlauchig
  • KI: die meisten Gegner stürmen nur wild los
  • Waffen / Items: ---
  • Handlung: Handlung zu einfach, keine Hintergrundinfo

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 5, weniger als 10 Stunden



Kommentare(5)
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