Fälle wie Watch Dogs, Dark Souls oder Assassin's Creed Unity, bei denen sich die PC-Version nicht durch grafische Highlights, sondern eher durch technische Mängel hervorgetan hat, kennen PC-Spieler seit Jahren. In letzter Zeit gab es allerdings immer mehr Fälle, bei denen die Portierung nicht nur lieblos wirkte, sondern wie beim aktuellen Extrembeispiel Batman: Arkham Knight teilweise unspielbar und mit Fehlern gespickt war.
Dabei sind PC-Umsetzungen von primär für Konsolen entwickelten Spielen nicht grundsätzlich schlecht, sofern die Entwickler die Eigenarten und Möglichkeiten des PCs und die Wünsche der PC-Community berücksichtigen. Wir versuchen uns an einem Leitfaden für eine gelungene PC-Portierung in zehn Punkten.
Uns ist klar, dass die einzelnen Punkte teils erheblich Arbeit für die Entwickler bedeuten, die manche Publisher oder Spielestudios nicht investieren können oder wollen. Der erste Punkt für eine gute PC-Portierung liegt aber trotzdem klar auf der Hand:
1. Ausreichend Zeit
In der PC-Community gibt es viele, die wenig Verständnis dafür haben, wenn die PC-Fassung eines Titels Wochen, Monate oder gar Jahre später erscheint als die Konsolenversion – klar, man kommt sich schon ein bisschen wie ein Spieler zweiter Klasse vor, wenn man erst erheblich später als die Konsolen in den Genuß eines neuen Titels kommt. Doch ausreichend Entwicklungszeit ist die Grundlage dafür, dass die besonderen Möglichkeiten des PCs bei einer Portierung auch genutzt werden. Die Beispiele in letzter Zeit belegen, dass eine gleichzeitige Veröffentlichung von gut optimierter Konsolenversion und einer PC-Fassung, die eher einer Beta gleicht, für alle Seiten viel mehr Ärger verursacht als eine Verschiebung, an deren Ende dann eine wirklich gute PC-Version steht.
GTA 5 erschien schon im September 2013 für Xbox 360 und Playstation 3, die Next-Gen-Version für Playstation 4 und Xbox One dann am 18. November 2014 und die PC-Version sogar erst im April 2015 - dann aber inklusive neuer Features. Rockstar Games haben sich trotz aller Ungeduld der Spieler ausreichend Zeit gelassen und schreckten auch vor der Verschiebung des Release-Termins für den PC in letzter Minute nicht zurück, um ein qualitativ gutes Produkt abzuliefern – unserer Meinung nach besser so als überhastet und voller Bugs.
Ideal wäre es aber natürlich trotzdem, alle Versionen gleichzeitig mit ausreichend Ressourcen zu entwickeln, um sie simultan und in entsprechender Qualität auf den Markt zu bringen.
» Siehe auch:GTA 5 in extrem – 4K, Surround und 3D Vision
2. Ausnutzen der Hardware
Eine aktuelle Konsole wie die Playstation 4 oder Xbox One zaubert zwar gute Grafik auf die Bildschirme, doch selbst ein Spiele-PC der Mittelklasse bietet deutlich mehr Rechenleistung und meistens auch mehr Speicherplatz. Lediglich beim Arbeitsspeicher liegen Konsolen und PC (noch) in etwa gleichauf, auch wenn bei den Konsolen die 8,0 GByte RAM auch als Videospeicher dienen müssen. Aufgaben, die die CPU einer Playstation 4 zum Schwitzen bringen, erledigt ein halbwegs moderner Prozessor von AMD oder Intel problemlos und selbst drei Jahre alte Radeon- oder Geforce-Grafikkarten sind dem Grafikkern der Konsolen überlegen.
Entsprechend sollte eine PC-Version nicht durch die Möglichkeiten einer Konsolenfassung limitiert werden, was beispielsweise die Auflösung, das Seitenverhältnis, die Qualität der Texturen oder die möglichen Post-Processing-Effekte angeht. Schlechte Portierungen bieten häufig nicht einmal die Möglichkeit, die Auflösung anzupassen, geschweige denn hochwertige Kantenglättung hinzuzuschalten - dabei kosten gerade diese beiden Optionen nur sehr wenig zusätzlichen Entwicklungsaufwand, verbessern das optische Ergebnis auf einem (entsprechend schnellen) PC aber enorm.
3. Grafik nach Wahl
Ein Problem für viele Spiele-Entwickler ist, dass ein PC verschiedene Hardware-Komponenten verbindet, deren Fähigkeiten sich extrem unterscheiden können. Konsolen hingegen haben einheitliche Hardware - eine Xbox One ist eine Xbox One, jede Playstation 4 ist so schnell wie eine andere. Daher benötigt eine gute PC-Portierung auch umfangreiche Möglichkeiten, die Grafik an die vorhandene Hardware und auch an die Wünsche der Spieler anzupassen. Dazu gehört, dass die Einstellmöglichkeiten nicht durch von den Konsolen übernommene Limits, beispielsweise die erzwungene Limitierung der Bildwiederholrate auf 60 oder gar nur 30 Bilder pro Sekunde, eingeschränkt werden.
Für manche PC-Spieler sind hohe Bildraten oder ein einstellbares Field of View viel wichtiger als die bestmögliche Qualitätsstufe der Texturen, der letzte herausgequetschte Partikeleffekt oder besonders detaillierte Schatten, während andere möglichst hohe Grafikqualität bei weniger Bildern pro Sekunde bevorzugen. Es ist also notwendig und auf dem PC eigentlich auch problemlos möglich, den Spielern die Wahl zu lassen.
» Lese-Tipp:Schöner Spielen – Grafikverbesserungen im Vergleich
4. Konfigurierbare Benutzeroberfläche
Die Vorlieben der Spieler wirken sich auch auf die Benutzeroberfläche aus, die beispielsweise mit vielen unterschiedlichen Auflösungen zurechtkommen muss. Was bei Full HD noch problemlos lesbar ist, benötigt unter Ultra HD fast eine Lupe. Ähnliches gilt für Schaltflächen oder auch Karten.
Besonders erfreulich sind natürlich Benutzeroberflächen, die sich ganz den Wünschen der Spieler anpassen: von verschiebbaren und in der Größe variablen Elementen bis hin zu einer kompletten Neubelegung von Schaltflächen oder Tasten mit Befehlen. Das bringt uns auch schon zum nächsten Punkt.
» Zum Thema:Spielen (und mehr) in 4K/UHD
5. Mehr Eingabegeräte
Bei den meisten Konsolenspielen wird der mitgelieferte Controller und in seltenen Fällen noch ein weiteres Eingabegerät wie beispielsweise ein Lenkrad unterstützt. Auf dem PC hingegen dominiert noch immer die sehr flexible Kombination aus Maus & Tastatur, aber auch Controller, Lenkräder oder Joysticks sind je nach Spiel weit verbreitet.
Einige Genres wie Shooter lassen sich zwar auf Konsolen inzwischen recht gut mit einem Controller spielen, doch für die meisten PC-Spieler führt in solchen Fällen nichts an Maus und Tastatur vorbei - auch, weil sich im Idealfall die Steuerbefehle auf bevorzugte Tasten legen lassen. Eine gute PC-Umsetzung ignoriert daher auf keinen Fall die Steuerung per Maus und Tastatur oder zwingt PC-Spieler gar dazu, sich per Gamepad durch Menüs zu hangeln - idealerweise funktioniert aber beides sehr gut und je nach Vorliebe.
» Kaufberatung:Die besten Mäuse für Spieler
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