The Void - Innovativ, aber trotzdem gut?

Mit was The Void thematisch aufwartet, ist zugleich schwer verdaubare Kost und unheimlich faszinierend. Anders als in anderen Videospielen ist der Tod nicht nur...

von - Gast - am: 17.07.2011

Mit was The Void thematisch aufwartet, ist zugleich schwer verdaubare Kost und unheimlich faszinierend. Anders als in anderen Videospielen ist der Tod nicht nur das Ende, er dient ebenso als Anfang. Gefangen in einer düsteren Zwischenwelt zwischen eben diesem und dem Leben an sich, findet man eine psychologisch tiefgehende Geschichte vor, die von Fürstinnen und Wächter erzählt, von Predatoren und Nerva spricht und mit der Farbe (Lympha) ein zentrales Element hineinbringt, das zunächst deplaziert wirkt, aber letztlich das Spiel mit Leben füllt. Alles dreht sich um Farbe in dieser schwarz-grauen, tristen und scheinbar toten Welt, die kaum mehr als Traurig- und Hoffnungslosigkeit vermitteln kann. Farbe ist das einzig Lebendige. Und die Zeit ist der Gegner. Doch was ist das Ziel?

Zusammenfassung/ Inhalt

Es fällt zugegebenermaßen schwer, präzise den Inhalt von The Void wiederzugeben. Stürzt man sich selber erst einmal in das Geschehen, dann wird man das nachvollziehen können: The Void bietet dem Spieler nur kleine Appetithäppchen an Informationen und lässt ihn zwischenzeitlich gar regelrecht nach Erklärungen hungern. Das wird bei vielen Spielern dazu führen, schneller mit der Deinstallation zu beginnen als geplant, denn die langsame Erzählweise durch Monologe der Fürstinnen, die dem Spieler stets weitere Tipps geben, ist nichts für ungeduldige Gamer! Wer sich jedoch auf all das einlassen möchte und die in den ersten Stunden erforderliche Geduld aufbringen kann, erfährt garantiert fesselnde Momente.

Eine Farbige Welt

Wie oben bereits erwähnt, sind die unterschiedlichen Farben, die jeweils andere Eigenschaften haben, in der ansonsten farblosen Welt das Hauptaugenmerk in The Void. Bevor man seinen endgültigen Tod erfährt, erhält diese Farbe eine Seele am Leben – doch nicht für immer! Farbe ist hier ein knappes Gut, das eng mit der Zeit verkoppelt ist und genauso schnell entrinnt wie diese. So muss man in der Spielwelt danach Ausschau halten und diese Einsammeln, um sie später in im Verlaufe der Story gesammelten Herzen in so genanntes Nerva umzuwandeln. Dadurch erhält man die Möglichkeit, besondere Fähigkeiten im Spiel einzusetzen, die man mit Mausgesten à la Black & White hervorrufen kann. Insgesamt 21 dieser – hier genannten – Glyphen erhält man nach und nach, und baut sich damit ein Schutzschild auf, attackiert seine Gegner oder überträgt die Farbe an andere Elemente der Umgebung. Dabei geht das Zeichnen per Maus recht einfach von der Hand, dank Vorschaubildern und ein wenig Übung lernt man damit den Umgang trotz einer Vier in Kunst recht schnell. Zu beachten ist außerdem, dass man die ganze Zeit über nur ein bestimmtes Maß an Farbe zur Verfügung hat und bei einer Aktion immer bedenken muss, wie viel Farbe man dafür nun aufbringen möchte. Glücklicherweise kann man mithilfe von Gärten und Minen Farbe über einen bestimmten Zeitraum neu entstehen lassen, wirklich üppig wird der Vorrat jedoch niemals.

Spielmechanik

Kommt es einige Zeit später zum Abzapfen, vollführt die Kamera dabei kurzzeitig seltsame Kreisbewegungen. Das macht das ohnehin mit skurrilen Elementen vollgestopfte Spiel zwar noch durchgeknallter, wirkt sich aber nicht gerade positiv auf die Orientierung zwischen den sehr ähnlichen Bäumen aus. Auch die Menüführung wirkt alles andere als durchdacht. Obwohl Producer Wolfgang Walk die deutsche Fassung gegenüber dem Original vereinfacht hat,
Auch gekämpft wird mit dem Pinsel: Ein gezeichneter Kreis sorgt z.B. für ein kurzzeitiges Schild.
zieht sich die komplizierte Bedienung durch das komplette Spiel. Gerade wenn ich mich durch die im Garten herumwuselnden Feinde hindurchmogele, nerven die langsame Laufgeschwindigkeit und die umständliche Handhabung.

Meine pechschwarzen Widersacher erinnern an verkohlte Walrösser, Fledermäuse und Face-Hugger aus der Alien-Trilogie. Sie entstehen z.B., wenn ich unvorsichtig bin und Farbe verschütte. Wenn ich den Weg frei machen will, darf ich gegen sie kämpfen, muss es aber nicht. Auch die Auseinandersetzungen werden mit dem Pinsel ausgefochten. Entweder ich überschütte den Gegner mittels Mauszeiger plump mit Farbe, bis er leblos am Boden zappelt, oder ich zeichne eine der erlernbaren Glyphen, um ihn mit diversen farbigen Spezialwaffen wie einem zielsuchenden »Golem« anzugreifen. Auch ein Schild lässt sich zur Verteidigung malen. Leider laufen die Kämpfe ähnlich träge ab wie der Rest des Spiels.

Freund oder Feind?

Auch gegen die Unterdrücker der Welt, die Wächter, muss ich antreten, wenn ich sie erzürne. Sie bestehen aus aberwitzig zusammengewürfelten Körper- und Maschinenteilen. Wenn ich mich gut mit ihnen stelle, erkennen sie mich allerdings als einen der ihren an und geben mir Aufträge - ganz so, wie es auch die Fürstinnen tun.
Kümmert sich der Spieler um eine Fürstin, erkennen die Wächter ihn als einer der Ihren an.
Was genau ihnen gefällt und was nicht, erschließt sich aber - wie der Rest des Spiels - nur sehr langsam. Ihre Aufträge sind eindeutiger: Mal gilt es, Farbe in der Mine abzubauen, ein anderes mal soll ich innerhalb eines Zyklusses einer Fürstin eines ihrer Herzen zu entreißen. Die »Operation« funktioniert ohne Gore: Trotz des düsteren Designs gibt es in The Void keine explizit dargestellte Gewalt. Je nachdem, wie ich die Welt beeinflusse, erwartet mich ein anderes Ende oder eben der endgültige Tod.

Auch ich kann im Laufe des Spiels immer mehr Herzen in mir tragen, um den lebenswichtigen Rohstoff schneller in nutzbare Farbe umwandeln zu können. Je schneller ich die Fürstinnen mit den von ihnen bevorzugten Farbtönen füttere, desto schneller eröffnen sie mir den Weg in neue Kammern, Gärten und Minen. Außerdem verleiht mir der Rohstofff im Körper zusätzliche Fähigkeiten: Purpur lässt mich effektiver kämpfen, durch Gold in meinem Körper kann ich die Fürstinnen mit weniger Farbe beeindrucken, Azur sorgt für einen Geschwindigkeits-Boost. Zu viele Herzen sollten aber nicht gleichzeitig gefüllt sein, denn sonst sind im Handumdrehen alle Vorräte verbraucht und man landet im Game-Over-Bildschirm. Es ist ein ständiges Abwägen um den richtig bemessenen Einsatz der Farben. Hat man sich verspekuliert, hilft es häufig nur noch, einen sehr alten Spielstand zu laden, an dem man noch üppige Vorräte besaß, und es beim nächsten Versuch besser zu machen.

Fazit

he Void kann sicherlich als ein Beitrag zur modernen Kunst angesehen werden. Warum? Müssen alle Spiele, die etwas abgedrehter als die üblichen Genre-Vertreter sind, gleich dazu gezählt werden? Nein, aber The Void liefert trotz vieler bekannter Eigenschaften und Funktionen ein sehr reifes und dennoch innovatives Spielgefühl, das jedoch vor allem durch die faszinierende Story hervorgerufen wird. Selten gibt es Spiele mit einer derartigen Tiefgründigkeit, mit der Hobby-Psychologen sicherlich ihren Spaß haben werden. Jedoch muss man einen Hang zur einer solch einschneidenden Thematik haben, muss sich mit grundlegenden Fragen zu Leben und Tod auseinandersetzen und muss über das langatmige Gameplay hinweg sehen können –Otto-Normal-Spieler, ungeduldige Naturen und das Mainstream-Publikum werden dem Titel sicherlich keine Sympathie abgewinnen, auch wenn das originale, russische Intro-Video von alleine über 45 Minuten nicht mehr in der deutschen Version vertreten ist.


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: im Grund hübsche Grafik
  • Sound: genialer Soundtrack
  • Balance: Bosskämpfe erfordern Taktik
  • Atmosphäre: stimmige Landschaften, schöner Sound
  • Bedienung: Nach einiger Zeit gut zu Bedienende
  • Umfang: Ordentliche Spielzeit
  • Handlung: Später einigermaßen einleuchtend
  • Rätsel: jeder Boss braucht andere Taktiken,
  • Dialoge: Gute Dialoge, meist gute Sprecher...
  • Charaktere: durchgehend fantasievoll gestaltet
  • Grafik: manchmal fehlt es an Details
  • Sound: --
  • Balance: schwerer Einstieg
  • Atmosphäre: --
  • Bedienung: Anfangs sehr verwirrend
  • Umfang: Keine weiteren Extras (MP, Achievements)
  • Handlung: Anfangs arg verwirrend
  • Rätsel: ansonsten keine wirklichen Rätsel
  • Dialoge: ...manchmal auch schlechte
  • Charaktere: --

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 10, weniger als 20 Stunden



Kommentare(5)
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