Tiefgründiger als StarWars!!

BioWare, die wohl besten Geschichtenerzähler der Spielebranche. Mit der freien Entscheidungsmöglichkeit des Spielers immer im Vordergrund, zauberten sie schon...

von - Gast - am: 05.02.2011

BioWare, die wohl besten Geschichtenerzähler der Spielebranche. Mit der freien Entscheidungsmöglichkeit des Spielers immer im Vordergrund, zauberten sie schon immer storytechnische Meisterwerke aus dem Hut: Baldur's Gate, StarWars: KotoR und zuletzt Dragon Age: Origins und MassEffect, nur um einige zu nennen. Gerade mit Letzterem erschuf BioWare ein Universum, das vor Realismus und Glaubwürdigkeit nur so strotzt und mit MassEffect 2 die endlos spannende Geschichte um Commander Shepard und seine Crew fortführt.

Ein Science- Fiction- Epos

Der Reaper- Angriff der Sovereign mit seinem Lakai Saren Arterius und den Geth wurde abgewehrt, die Citadel befindet sich im Wiederaufbau, Commander Shepard ist mit der Normandy SR-1 auf einer Routinemission und soll die letzten Geth aufspüren und vernichten. Doch das Leben hält immer Überraschungen und unerwartete Wendungen bereit, gute wie schlechte. Das, was Shepard an diesem Tag passiert gehört sicher nicht zu den guten davon. Die Normandy wird urplötzlich von einem unbekannten Kreuzer angegriffen und vernichtet. Alle können mithilfe von Rettungskapseln entkommen, nur Shepard wird in die unendliche Weite des Weltalls geschleudert, als er seinem Piloten das Leben rettet.
Zwei Jahre sind seitdem vergangen, die überlebende Crew hat sich aufgeteilt und Shepards Leiche wurde von der Pro-Mensch-Organisation 'Cerberus' aufgelesen und unter astronomisch hohen Summen wiederhergestellt. Der Grund wird schnell klar: Alle Bewohner von menschlichen Kolonien sind wie vom Erdboden verschluckt, die Zahl der Opfer geht in die Hunderttausende. Der Citadel-Rat will nichts unternehmen, da die Kolonien nicht in ihren Zuständigkeitsbereich fallen. Bald schon ist eine mögliche Verbindung zu den Reapern erkennbar, die Bedrohung durch sie ist nicht vorüber. Man bekommt ein neues Schiff, die Normandy SR-2, und eine neue Crew zur Verfügung gestellt und soll die Besten der Besten des bekannten Universums rekrutieren um überhaupt minimale Erfolgschancen zu haben, auf dieser Selbstmordmission.

Die Geschichte ist extrem spannend, wendungsreich und perfekt inszeniert.
Mass Effect 2 hat ein sehr faszinierendes, gigantisches, 'realistisches' und erwachsenes Szenario, meiner Meinung nach sogar besser als das von StarWars.
In fast jedem anderen SciFi-Universum sind die Menschen die dominante Spezies, und meist geht es immer um irgendwelche böse Aliens, die zu 100% böse sind und die Menschen zu 100% gut.
In MassEffect ist dies immer anders. Die Menschen haben die galaktische Gemeinschaft erst entdeckt und versuchen sich an die Spitze zu 'reden' und es wird wieder mal klar, was die Menschen in Wirklichkeit sind: Nämlich Bürokraten und Politiker.
Die Umstände in der galaktischen Gesellschaft sind fast exakt, wie die der Menschen auf der Erde. Geprägt von Rassismus, Korruption, Gier, Genozid, Sklaverei, Kapitalismus, etc.
Fast jeder 'böse' Gegner, tut dies, was er auch tut, aus einem eigentlich nachvollziehbaren Grund, aber eben auf falsche Weise.
Aber auch die Tatsache, dass alles irgendwie wissenschaftlich begründet wird, und nicht wie in StarWars, mit diesem Hauch von Fantasy, macht MassEffect für mich noch realistischer.
Die Charaktere, die man kennenlernt, sind immer sehr tiefgründig und haben immer eine emotionale Vergangenheit. Sogar die unwichtigsten NPCs.
Auf dieser galaktischen Bühne freie Entscheidungen treffen zu können, und somit seine eigene Geschichte zu schreiben ist einfach motivierend und lädt zum wiederholten Durchspielen ein.

Third-Person-Shooter....

BioWare hat im Vergleich zum ersten Teil ordentlich den Rotstift aufgedrückt.
Das Kampf- und Skillsystem haben kaum noch etwas mit einem Rollenspiel zu tun. Die Kämpfe machen durchaus Spaß - gerade mithilfe von Biotik, mit der ihr Gegner durch die Luft schleudern, betäuben, usw. könnt - doch sind sie eher in die Sparte 'Third-Person-Shooter' einzuordnen.
Die Überhitzung der Waffen wurde komplett gestrichen und durch Magazine und Munition ersetzt. Apropos Waffen: Shepard kann maximal fünf Waffen durch die sehr schlauchigen Levels schleppen, abhänhgig von der Klasse. Als Soldat kann man jede Waffe verwenden (das Sturmgewehr kann nur vom Soldaten vewendet werden), hat aber dementsprechend keine 'coolen' Fähigkeiten, wie z.B. ein Biotiker. Außerdem haben die Klassen verschiedene Munitionstypen zur Auswahl, mit denen man die Gegner z.B. in Brand setzen oder einfrieren kann.
Es gibt auch nicht mehr ungefähr zehn, sondern nur noch fünf Skills, die man nur noch auf vier Stufen upgraden kann.
Zudem bekommt man nicht mehr für jeden Gegner Erfahrungspunkte, sondern pro Hauptmission 1000EXP und pro Nebenmission etwas weniger, und um einen Level mit seinem Charakter aufzusteigen benötigt man - welch Zufall - exakt 1000 Erfahrungspunkte, sprich pro Hauptmission erreicht man ein neues Level.
In den Levels seid ihr mit zwei eurer Kameraden unterwegs, die ihr vor der Mission auswählen könnt. In den Kämpfen könnt ihr das Spiel pausieren, euren Mitstreitern befehle erteilen und euch ein Bild der Lage verschaffen. Bei der Konsolenversion erscheint ein Radialmenü, bei der PC-Version eine Leiste am unteren Bildschirmrand, zudem kann man in der PC-Verison Hotkeys anlegen und das Spiel auch durchaus ohne Unterbrechnung spielen.

Rollenspiel?!

Keine Sorge, MassEffect 2 ist kein reines Actionspiel, nur beschränkt sich der Rollenspielanteil fast gänzlich auf auf die Dialoge und die Charaktere. Wer mit den vielen Gequassel nichts anfangen kann, ist nicht nur bei MassEffect, sondern bei allen BioWare-Spielen falsch. Die Dialoge machen nämlich aus MassEffect das, was es ist, nämlich eine Geschichte. In den Dialogen müsst ihr immer Entscheidungen treffen, die das Verhalten der NPCs euch gegenüber verändert. Hierbei ist das Dialog-System zu beachten.
In den Dialogen werden 'Abtrünnig'- und 'Vorbildlich'- Punkte verteilt, je nach dem wie man ein Gespräch führt. Hat man genug 'Abtrünnig'- und/ oder 'Vorbildlich'- Punkte schaltet man in den Dialogen immer mehr Antwortmöglichkeiten frei.
Seit der harte Weltraum-Cowboy oder der friedlich, freundliche Prinz der Nettigkeit mit blonden gelockten Haaren, der es jedem recht machen will.
Ich, zum Beispiel, habe fast immer die Dialogoptionen gewählt, die mir angemessen erschienen, das heißt, ich habe so einen heulenden Schwächling auch mal angebrüllt und fertiggemacht, sodass meine 'Abtrünnig'- und 'Vorbildlich'-Leisten immer gleichzeitig gewachsen sind.
Das ist ein Rollenspiel, das absolut wörtlich zu nehmen ist, denn die Betonung liegt tatsächlich auf Rollen.

Hinzu kommen Quick-Time-Events, mit denen ihr einmalige Handlungen in den Dialogen tun könnt. Mal könnt ihr den Gegenüber unterbrechen, indem ihr in einfach kalt macht (böse Möglichkeit) oder ihr nehmt ihn in den Arm (gute Möglichkeit), wodurch man extra 'Abtrünnig'- oder 'Vorbildlich'- Punkte bekommt.
Die Entscheidungen sind sehr abwechslungsreich und vielfältig. Mal hintert ihr ein Crew-Mitglied an einem Mord (oder auch nicht), oder ihr rappelt euer Teammitglied wieder auf und macht ihm neuen Mut (oder auch nicht. Stattdessen streut ihr Salz in die Wunde^^).
Es ist wichtig, immer und mmer wieder mit den Charakteren zu reden, und mehr und immer mehr aus ihnen herauszulocken. So erfährt man die eine oder andere Geschichte aus seiner Vergangenheit und kann sie auch in die 'Kiste locken' und Romanzen eingehen.

Durch diese Interaktionen verändern sich die Verhaltensweisen eurer Teamkameraden extrem. Sie legen tief verborgene Facetten frei und jeder Charakter ist auch ein wahrer Charakter und nicht so ein zusammengeschusterter, sprechender 08/15-Roboter. Das typische Schwarz-Weiß-Bild (Die sind zu 100% gut, die anderen zu 100% böse) entfällt gänzlich, was erneut der Atmosphäre und der Glaubwürdigkeit zugute kommt.

Musik, Sprecher, etc... Top!

Dialoge sind das Hauptaugenmerk in MassEffect, da ist es sicher nicht ganz unvorteilhaft, wenn die Dialoge auch gut vertont sind. Und das sind sie auch (mit Sprechern wie Martin Sheen, Keith David, Seth Green, Tricia Helfer, Carie Ann-Moss, etc) , sogar die deutsche Synchronisation ist sehr gut gelungen. Ich verstehe eh ncht ganz, warum viele Spieler sich über die deutsche Synchro ausheulen, es gibt bei Weitem schlimmere. Selbstverständlich ist die englische besser, was Betonungen und Emotionen angeht, aber wenn man die deutsche hat, ist das auch nicht so schlimm.
Zudem wird das gesamte Geschehen von vielen Musikstücken, die eigens für das Spiel von Jack Wall komponiert wurden, untermalt. Die Soundtracks verbinden orchestralische Musik mit den typischen Weltraum-Klängen, die man sich auch abseits des Spiels anhören kann.

Augenschmaus??

Die Grafik des Spiels ist durchaus sehr schön, bei der PC-Version naturgemäß etwas hübscher. Gesichteranimationen und vorallem die Darstellung der verschiedenen Alienrassen sind absolut Weltklasse. Da verdient das Designer-Team von BioWare ein echtes Lob.
Die Levels sind immer sehr unterschiedlich und abwechslungsreich aufgebaut, nur leider wiederholen sich viele Objekte zu oft. Ebenso gibt es in den Dialogen doch nicht gerade wenig Bugs, zum Beispiel Personen, die sich sprunghaft bewegen, durch Objekte warpen oder plötzlich unsichtbar werden.

Fazit: Mein Spiel des Jahres!!

Im Gegensatz zum Vorgänger wurde der Rollenspiel-Anteil enorm gekürzt und auf die Dialoge und die Charaktere beschränkt. Das finde ich etwas schade, das Erfahrungspunkte-System ist nichtmehr so motivierend, zudem wird das Planetenscannen nach einiger Zeit wirklich nervtötend.
Aber das macht nichts. Die Story rund um Commander Shepard und seine Crew fesselt von der ersten Minute bis zum episch- grandiosen Finale. Mit einer Welt und einer Gesellschaft, die alles andere als perfekt ist, liefert BioWare (schon wieder) das erwartete Meisterwerk ab.
Meine Crew ist mir niemals egal gewesen, ich habe immer mit gefiebert und haben zum Teil minutenlang nichtstuend da gesessen und überlegt, welche Entscheidung ich treffen soll. Sei es der nach Rache dürstende Turianer Garrus, die heimatlose Quarianerin Tali oder der vom Gewissen geplagte salarianische Wissenschaftler Mordin. Durch sie wird MassEffect 2 zu mehr, als nur ein Spiel, es wird zu einem Erlebnis, zu einer Odyssee durch das All.
Ich kann allen nur empfehlen, den Dienst auf der Normandy anzutreten und ich werde mich erneut hinein stürzen. Zum sechsten Mal.
Ich kann es kaum erwarten, bis Teil 3 in meinem Laufwerk rotiert.

PS: Es besteht die Möglichkeit, dass ihr euren Speicherstand aus MassEffect 1 in den zweiten Teil mitnehmen dürft, sodass eure eigene Geschichte noch 'eigener' wird, daher sollten alle erst den ersten Teil spielen, zumal ihr sonst in MassEffect 2 ohne das Grundwissen des ersten Teils eh nichts kapiert.


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: Tolle Levels, Gesichteranimationen, Design
  • Sound: toller Soundtrack, tolle Synchro, deutsche Sprache
  • Balance: ausbalancierte Klassen, keine übermächtigen Waffen
  • Atmosphäre: tiefgründiges,glaubwürdiges Universum, tolle Story
  • Bedienung: gutes Radialmenü (Konsole), Hotkeys (PC)
  • Umfang: motiviert zum mehrmaligen Durchspielen, min 40h
  • Quests / Handlung: abwechslungsreiche Quests, tolle Charaktere
  • Charaktersystem: Abtrünnig/Vorbildlich-System, übersichtlich, QTEs
  • Kampfsystem: flüssiges, spannendes, spaßiges Kampfsystem
  • Items: modifizierbare Rüstung, UpgradeSystem
  • Grafik: starre Haare, wenige Bugs, wiederholende Objekte
  • Sound: ---
  • Balance: Biotik auf niedr. Schwierigkeitsgrad zu stark
  • Atmosphäre: ---
  • Bedienung: holpriges Deckungssystem
  • Umfang: Planetenscannen zieht das Spiel in die Länge
  • Quests / Handlung: ---
  • Charaktersystem: abgespecktes Skillsystem, EP-System
  • Kampfsystem: doofe KI
  • Items: kein Inventar

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 100 Stunden



Kommentare(5)
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