Modern Commerce

Zum zweiten Mal werden Spieler an ihre Pflicht auf den Schlachtfeldern der Moderne erinnert. Seit der 'Modern Warfare'-Revolution hat sich viel getan, im Hause...

von - Gast - am: 13.11.2010

Zum zweiten Mal werden Spieler an ihre Pflicht auf den Schlachtfeldern der Moderne erinnert. Seit der 'Modern Warfare'-Revolution hat sich viel getan, im Hause Infinity Ward; im guten wie im schlechten.

Nachruf

Es war doch ein großer Schritt für die Spielebranche, als 'Call of Duty 4' mit dem Thema Zweiter Weltkrieg Pause machte, und ins 21. Jahrhundert wechselte. War ja auch nur eine Frage der Zeit, denn Krieg ist - siehe Afghanistan, Irak - nicht nur in den USA wieder einmal aktuell. So eroberte der Shooter im Sturm die Herzen der Spieler, und man wartete hochgespannt auf einen Nachfolger. Nur wenige Softwaretitel wurden schon vor ihrer Veröffentlichung so heiß diskutiert wie 'Modern Warfare 2'. Jetzt, da vor Kurzem der Nachfolger 'Black Ops' im Laden steht ist es an der Zeit, ein Resümee zu ziehen.

Steamzwang

Der sechste Teil von Call of Duty kommt erstmals mit Steam. Typisch für Spiele seines Jahrgangs. Dieses lädt immerhin Updates automatisch herunter. Sollte eigentlich gut sein; ist es aber nicht unbedingt. Ein Update zum Beispiel ließ das Spiel bei vielen Inhabern nicht starten, Infinity Ward ließ sich dann drei Tage Zeit, um den Fehler wieder zu beheben - so etwas kam zum Beispiel auch beim Strategiespiel 'Empire: Total War' vor, und zeigt, dass die Technik und Handhabung von Steam noch immer in den Kinderschuhen steckt. Doch lassen wir dies mal beiseite und konzentrieren uns auf den Singleplayermodus.

Singleplayer

Dieser startet in einem US-Militärlager in Afghanistan und lässt den Spieler ein paar irakische Sicherheitskräfte ausbilden - danach gehts ab in ein Übungsparcour, wo dem Spieler sogar der Schwierigkeitsgrad vorgeschlagen wird, das ist gut. Hier muss man aber anmerken, dass das Spiel viel leichter ausgefallen ist, als sein Vorgänger. Das kann aber auch am Spawnmechanismus der Gegner liegen; im Vorgänger hat man es mit unendlich vielen Gegnern zu tun gehabt, die erst dann neutralisiert waren, wenn man sich bis zu einem gewissen Punkt vorgewagt hatte. Hier hingegen hat man es fast immer mit Feinden zu tun, die 'nur einmal' da sind, und keinerlei Verstärkung bekommen - das bedeutet, man kann eigentlich ganz gemütlich aus einer Deckung alles unter Beschuss nehmen, und erst dann vorausgehen, wenn kein Stein mehr auf dem anderen ist und man kein gegnerisches Gewehr zu hören ist. Gut sichtbar auch in den nächsten Missionen, die allesamt mindestens so bombastisch und toll inszeniert sind, wie im Vorgänger oder in einem x-belibiegen Hollywood-Actionfilm. Atmosphärehöhepunkte erreicht das Programm untet anderem bei einer Invasion feindlicher Fallschirmjäger in einer amerikanischen Großstadt oder einem Spezialauftrag, bei dem man mit einem Tauchertrupp eine Bohrinsel von unten nach oben befreit. Getrübt wird das ganze manchmal durch die 'nur' durchschnittliche deutsche Sprachausgabe, die nicht an die Klasse von 'Call of Duty 4' herankommt. Und nicht zu vergessen, die wirre Story, die hier ebenfalls dem vorher genannten Spiel hinterherhinkt. Was interessant und tiefgründig begonnen wurde, wird hier nur seicht und klischeebeladen weitergespinnt. Wo ein Captain Price noch viel Charakter zeigte, bleibt er hier im Hintergrund und lässt keinerlei Identifizierung zu.

Modern Graphic

Einen großen Beitrag zur Faszination 'Moderner Krieg' leistet die aufpolierte Grafikengine aus Call of Duty 4. Angenehme Texturauflösung, tolle Rauch und Wirbel-Effekte gepaart mit einem realistischen Sound befriedigen Spieleraugen und -ohren von der ersten Minute an. Auch die Musik ist meistens gut komponiert, lässt sich jedoch nicht separat regeln oder ausstellen. Ein Manko insofern, weil es Spieler gibt, die Musik als No-Go abstempeln. Technisch macht das Spiel dennoch nur wenig falsch - die Sprachausgabe haben wir bereits durchgekaut.

Kontroverse

Wurde etwas ausgelassen? Ach ja, der vieldiskutierte Flughafen-Level. Man mag Pazifist oder US-Patriot sein; Krieg bleibt immer gleich. Modern Warfare 2 geht hier einen makabren Schritt weiter, und zeigt, wie ein Terroranschlag ablaufen könnte, der einen Weltkrieg auslöst. Das ist eigentlich löblich, es dient der Atmosphäre und der Glaubwürdigkeit des Programms, so makaber und blutig es sein mag. Man muss es ja nicht mögen. Immerhin wurde der Level für den deutschen Markt entschärft; man darf jetzt seine MG nicht auf Zivilisten richten, was eigentlich null Sinn macht, da man ja als Terrorist nicht zum Zuschauen auf den Tatort kommt. Aber Gesetz ist Gesetz, daher sollte man lieber über die Zensur nicht meckern. So spannend die Story also anfängt, so schnell verliert sich der rote Faden in den drauf folgenden Etappen. Übrig bleibt nur strotzender US-Patriotismus (der uns daran erinnert, für welchen Markt das Spiel in erster Linie gedacht worden ist) und viel Kawumm. Dabei könnte man so viel rund um einen modernen globalen Krieg erzählen. Man denke nur an Tom Clancy´s 'Der Anschlag' - ich weiß, das ist keine Literatur, aber nicht einmal dieses Niveau erreicht Call of Duty 6 im Gegensatz zu seinem Vorgänger. Summa summarum können Singleplayerfans eigentlich mit diesem Teil zufrieden sein - vorausgesetzt, man erwirbt es sich nicht für die maßlos übertriebenen 60 €, die der Standardpreis vorschreibt.

Multiplayer

Aber es gibt ja noch den Multiplayermodus, der schon immer der zweite starke Arm eines Call of Duty war. Dieser schafft es zwar tatsächlich auch die Atmosphäre und das Tempo des Einzelspielerpendanten mitzunehmen, lässt aber 'ernsthafte' Spieler und vor allem Clanmitglieder im Stich. Diese vermissen Dedicated Server, die dem Spieler die Kontrolle über Spielmodus etc. übergeben, sowie einen funktionierenden Anti-Cheater-Schutz. Modern Warfare 2 richtet sich im Mehrspielerbereich eindeutig auf Gelegenheitsspieler und 'Normalzocker', die mal am Abend gerne einmal die eine oder andere Stunde spielen und bietet schnellen, unkomplizierten Ballerspaß nach wenigen Mausklicks. Für Motivation ist dank umfangreichen Levelladder gesorgt, es gibt auch sehr viele Waffen und Waffenaufsätze freizuspielen. Und doch funktioniert nicht alles wie es sein sollte. Es kommt des Öfteren zu Lags, da man ja auf Dedicated Server verzichtet hat, und der schwache Anti-Cheat-Schutz nimmt auch dem Eine-Stunde-Die-Woche-Spieler den Spaß. Das hätte sich Infinity Ward genauer anschauen sollen - und sollte keine gute Schule machen. Stattdessen wurden seit dem Erscheinen des (überteuerten) Hauptprogramms zwei zusätzliche überteuerte Mappacks herausgebracht, die dann auch noch großen Anklang bei den Spielern fanden - und Hardcore-Fans noch mehr vergraulten. Modern Warfare 2 ist nunmal doch Modern Gaming im Sinne von Kommerz. Die Verantwortlichen bei Activision wussten nunmal sofort, dass die Nachfrage zum Call-of-Duty-4-Nachfolger sehr groß sein wird, und schreckte sich dementsprechend nicht zurück, den Preis pro Spielstunde zu erhöhen. Apropos Spielstunden; hat man nach etwa 4-7 Stunden die Story hinter sich, und nach einigen Tagen/Wochen genug vom Multiplayer gibt es noch den brandneuen 'Spezialeinheit'-Modus. Dieser ermöglicht es, mit einem Freund zusammen Missionen zu bestreiten, die der Hauptstory entnommen worden sind und nebenbei auch noch einen zusätzlichen Fantasiegegnertyp bescheren, der massig Kugeln aushält und mit seiner MG schnurstracks auf den Spieler zurennt. Das sorgt immer wieder für Angstzustände und schwitzige Maushände. Super. Blöd nur, dass technische Probleme immer wieder zu Spielabbrüchen führen, oder dem Freund oder der Freundin den Spielbeitritt zu einer Spezialeinheit-Partie verwehren.

Fazit

Call of Duty: Modern Warfare 2 gehört zu den ganz großen Spielen, ob es einem gefällt oder nicht. Es war von Anfang an auf kommerziellen Erfolg getrimmt, letztendlich hatte man damit Erfolg. Das Programm zeigt den Trend auf, der sich in der Spielebranche auftut; kurz, gut, teuer und nicht für Hardcorefans geeignet. Als Spieler lobe ich mir zwar die tolle Inszenierung und die grandiose Optik - aber es hinterlässt bei mir dennoch einen schlechten Beigeschmack, wenn ich im Multiplayer an Fesseln gebunden werde, die mir mein Spiel vorschreiben wollen. Vor allem wenn nicht einmal das Anti-Cheat-Tool funktioniert.


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: + Texturen + Animationen + Partikel
  • Sound: + Waffensounds + Funksprüche...
  • Balance: + Gegner begrenzt + Schwierigkeit-Test
  • Atmosphäre: + Mittendrin-statt-nur-dabei-Feeling
  • Bedienung: + Standard...
  • Umfang: + Spezialeinheit-Missionen + viel freizuschalten
  • Leveldesign: + Schön + detailliert
  • KI: + nutzt meist Deckung + agressiv
  • Waffen & Extras: + massig Waffen + noch mehr Aufsätze
  • Handlung: + gut inszeniert
  • Grafik: - Grafikbugs im Multiplayer
  • Sound: - ... durchschnittlich lokalisiert
  • Balance: - unstetiger Schwierigkeitsgrad
  • Atmosphäre: - Wirre Story
  • Bedienung: -... aber kein Lehnen möglich
  • Umfang: - kurze Kampagne - keine freispielbare Cheats mehr
  • Leveldesign: - extrem linear
  • KI: - dennoch chancenlos; nur im Rudel gefährlich
  • Waffen & Extras: - unfaire Extras wie
  • Handlung: - stark subjektiv - kurz

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 100 Stunden



Kommentare(2)
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