Würdiger, aber experimentierfreudiger Abschluss der Reihe

Roberta Williams, die kreative Denkerin von Sierra, bricht mit King’s Quest 8 alle Gesetze der Reihe. Kein Point & Click, sondern ein atmosphärisch dichtes...

von - Gast - am: 13.02.2012

Roberta Williams, die kreative Denkerin von Sierra, bricht mit King’s Quest 8 alle Gesetze der Reihe. Kein Point & Click, sondern ein atmosphärisch dichtes 3D-Spiel mit Tastatur-, Maussteuerung sowie einer 1st- oder wahlweise 3rd-Person-Perspektive. Vollblütige Action- und Rollenspielelemente fehlen im Adventure King’s Quest ebenfalls nicht. Tester und Spieler waren verärgert und King’s Quest 8 erhielt größtenteils vernichtende Bewertungen. Warum mir King’s Quest 8 eine Menge Spaß (ge)macht (hat), erfahrt Ihr in diesem Testbericht.

Ein Einblick in das Königreich Daventry

Die Maske der Ewigkeit wurde von ihrem eigenen Wächter zerstört und ist nun in fünf Bruchteilen über das ganze Land verteilt. Eines davon liegt Connor aus Daventry nach einem zerstörerischen Sturm direkt zu Füßen, unmittelbar vor dem Haus Sarahs. Doch das Aufnehmen dieses Maskenteils hat verharrende Folgen: Alle Bewohner Daventrys, gar seine Freundin Sarah, werden versteinert. Einzig Connor, der von der Maske selbst auserwählte wurde, die vier verbleibenden Maskenteile zu finden und sie an ihren rechtmäßigen Platz zurückzubringen, bleibt verschont. Euer Abenteuer beginnt also in Daventry. Schon das Interface gibt dem Spieler zu erkennen, dass nicht nur typische Adventure-Funktionen ausgeführt werden können. Neben Slots für Nah- und Fernkampfwaffen findet sich auch eine Anzeige für Rüstungen, Erfahrungspunkte, Stufenaufstiege und Lebenspunkte. Ein heimtückischer Rabe sitzt auf dem Kopf der versteinerten Sarah. Per Klick verscheuchen wir ihn und beobachten seine Flugrichtung. Doch zunächst betreten wir das Haus, wo sich mit Sicherheit hilfreiche Gegenstände finden lassen. Und so ist es auch. Einen leckeren Eintopf schlürfen wir, der die ersten Erfahrungspunkte im Spiel verteilt. Einem Korb entnehmen wir ein paar Pilze mit heilenden Eigenschaften, unter dem Bett findet sich ein heilender Kristall und im Regal steht ein magischer Trank, der Connor für kurze Zeit eine magische Rüstung umlegt.

Nun verlassen wir Sarahs Haus wieder und stellen merkwürdige Gebräuche fest. Eine Kreatur mit Knochenknüppel befindet sich direkt hinter Sarahs Haus. Das Kampfsystem ist dabei simpel: Wir klicken das Monster einfach tot! Neben einem starken Eingriff, den wir per Klick plus gedrückter Strg-Taste auslösen, bietet das Kampfsystem leider gar nichts mehr. Blocken, mehrere Angriffe und Combos fehlen. Nachdem wir das Monster erlegt haben, finden wir noch ein wenig Gold und ein paar weitere Pilze. Schräggegenüber von Sarahs Haus erblicken wir jetzt ein weiteres. „Mein eigenes Haus, jedoch, ich sollte es auf Eindringlinge untersuchen.“ teilt uns Connor nach dem Betreten mit. In einer kleinen Schachtel finden wir noch mehr Goldmünzen und unsere erste Waffe – einen Dolch. Von Eindringlingen keine Spure, also wieder raus hier! Nach dem erlegen eines weiteren Monsters erblicken wir nun den geheimnisvollen Raben wieder, gegenüber auf einem Zaun. Wir verscheuchen ihn abermals, beobachten und folgen diesmal seiner Flugrichtung.

Wir gelangen dabei zu einem Zauberer, der sich vor einem großen See halb versteinert befindet. Animationen und Dialoge lassen nichts zu wünschen übrig – trotz der vielen Action die wir bis dato erlebt hatten. Der Zauberer übergibt uns am Ende des aufklärenden Dialoges eine magische Karte, mit der wir bereits erforschte Landstriche in Daventry einsehen können. Später im Spiel dürfen wir mit der magischen Karte sogar von Region zu Region reisen, denn manche Quests erfordern eine Reise zurück in ein bereits erkundetes Land. Das ist wirklich sehr erfrischend und vergibt King’s Quest eine gewisse nicht-linearität. Leider wird dies nicht allzu oft vom Spiel genutzt.

Abwechslungsreichtum und Motivation – Garantiert?

Ordentlich abwechslungsreich sind zweifelsohne die Regionen. Die Suche nach den Maskenteilen beginnt im düsteren Daventry, verläuft über eine „Dimension des Todes“ bis hin zu einem unfruchtbaren Feuergebiet und einer Eiswüste. Jedes Gebiet verfügt über andere, völlig verschiedene Charaktere und Wesen und ist von der Architektur einzigartig bis ins kleinste Detail gefüllt. Im Verlauf des Spiels finden oder kaufen wir immer stärkere Waffen, Rüstungen und Tränke. Der Stadtbursche Connor entwickelt sich kontinuierlich zum Superhelden. Das alles trägt enorm zum Weiterspielen bei; ich möchte das neue Gebiet endlich betreten und erkunden dürfen. Mein Held soll noch besser werden, ich will in einer kleinsten Nische des Gebietes endlich eine neue, versteckte und noch bessere Waffe finden.

Kamera, Steuerung und Performance – teilweise haarsträubend

Getrübt wird dies gelegentlich durch die Steuerung und Ansicht. Ob 1st- oder 3rd-Person – keine Ansicht bietet für alle Situationen das perfekte Spielerlebnis, ständig muss ich zwischen Ansichten abwägen, welche denn nun für diese Passage geeigneter ist. Hinzu kommt, dass sich 3rd- und 1st-Person unterschiedlich spielen: Während Connor in der Lara Croft-Perspektive immer zu weite Sätze nach vorne springt, hoppelt er in der Unreal-Ansicht ein paar Schritte nach vorne. Sprungpassagen verlieren dadurch schnell ihren Reiz und arten in „Tastatur-aus-dem-Fenster-Werf“-Gefühlen aus. Sofern in der Konfigurationsdatei nicht angepasst, ruckelt man sich mit 15 Bildern die Sekunde durch das Spiel, vollkommen unverständlich, wieso die Frames so stark limitiert wurden. Des Weiteren fehlt in King’s Quest leider ein Questtagebuch, so muss man sich die wenigen, zusätzlichen Aufgaben und Schritte immer gut merken oder ggf. in der Komplettlösung nachlesen.

Fazit

Na, Rollenspiel-, Adventure-, und Actionelemente können doch miteinander harmonieren. Gerade das Rollenspiel und Adventure funktioniert in King’s Quest 8: Maske der Ewigkeit prächtig. Die Dialoge sind immer schön vertont, Story und vor allen Dingen die Regionen sind abwechslungs- und ideenreich gestaltet. Nur das mit der Action ist nicht das Gelbe vom Ei: Die grottige Kamera, die daraus folgende hakelige Steuerung und das eintönige Kampfsystem wären für ein Actionspiel einfach zu wenig. Adventure und Rollenspiel in King’s Quest 8 merzen diesen Mängel durch Motivation und Abwechslungsreichtum allerdings wirklich gekonnt aus. Die Maske der Ewigkeit ist ein interessanter Schritt in der King’s Quest-Reihe und zugleich ein würdiger, wenn auch experimenteller, Abgang.

(C) 2011


Wertung
Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Häufiger, unregelmäßig

Spielzeit:

Mehr als 20, weniger als 40 Stunden



Kommentare(4)
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