Seite 2: Facebook kauft Oculus Rift - Keine Angst vor VirtualVille

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Kein FarmvilleVR

Was sicher nicht passieren wird: Facebook-Spielegiganten wie Zynga bringen garantiert keine Virtual-Reality-Versionen ihrer Titel. Ein Farmville VR o. Ä. wird es nicht geben. Dazu ist die VR-Technik viel zu aufwändig zu befüllen, die Produktionskosten für so einen Titel wären immens und würden sich nicht mit dem »billige Grafik - fetter Umsatz«-Geschäftsmodell von Zynga & Co vereinen lassen. Mal ganz davon abgesehen, dass sich Aufbau-Spiele nur schlecht für die Bedienung mit VR-Brillen eignen.

Am ehesten könnte man sich noch Umsetzung der ebenfalls beliebten so genannten Hidden Object Games vorstellen. Einen Raum mit Kopfdrehungen nach Gegenständen absuchen - das würde auch mit Oculus Rift funktionieren. Aber noch mal: Spiele sind nicht der Grund, warum Facebook so viel Geld für Oculus ausgibt.

Das kommende Development Kit der Oculus Rift, Arbeitstitel DK2. Das kommende Development Kit der Oculus Rift, Arbeitstitel DK2.

Geld und andere Kleinigkeiten

Die rund zwei Milliarden Dollar für Oculus VR muss Mark Zuckerberg nicht sofort bezahlen, ohnehin wird der Deal erst im Mai oder Juni über die Bühne gehen. »Nur« 400 Millionen Dollar legt Facebook bar auf den Tisch. Erst wenn Oculus VR bestimmte Ziele schafft, gibt es weitere 300. Der Rest besteht - wie bei solchen Transaktionen üblich - aus Aktienpaketen, die natürlich im Wert schwanken können.

Für Facebook ist dieses Geld eine langfristige Investition, die sich vielleicht erst in zehn Jahren rechnen muss. Anders als bei Übernahmen durch Finanz-Heuschrecken besteht hier keine Gefahr, dass sich Facebook von Oculus VR trennt, sobald es mal nicht so rund läuft oder wenn eine gewisse Gewinn-Mitnahme-Marke erreicht ist. Das ist gut für das Endprodukt, denn langfristige Engagements bedeuten in der Regel mehr Vertrauen in die eigentlichen Macher und weniger Einmischung durch den Übernehmenden.

Kein Geld zurück gibt es für die verärgerten Kickstarter-Backer. Die haben schließlich ihre jeweiligen Belohnungen - meist Rift Developer Kits - schon lange bekommen. Ihre Enttäuschung liegt ja auch nicht an der Hardware, sondern an den kulturellen Unterschieden zwischen Oculus VR und Facebook - und ändern kann das kleine Häufchen an Backern an dem Deal ohnehin nichts mehr.

GameStar-Chef Michael Trier, Markus "Notch" Persson und der Autor. GameStar-Chef Michael Trier, Markus "Notch" Persson und der Autor.

Allerdings reagieren Groß-Spender wie der Minecraft-Macher Markus »Notch« Persson durchaus auf die in ihren Augen verräterische Übernahme. »Ich habe doch nicht 10.000 Dollar in der ersten Investitionsrunde beigesteuert, um genug Firmenwert für eine Facebook-Übernahme aufzubauen!« ärgert er sich auf seiner Website. Folgerichtig wird es auch keine offizielle Minecraft-Version für Oculus Rift geben. Doch trotz aller ideellen Enttäuschung sieht Notch die Chancen der VR-Technologie - auch wenn er nicht mit Facebook zusammenarbeiten will.

So oder so: Auch ein Notch ist im Vergleich zu Firmengiganten wie Facebook nur ein kleines Licht. Und am Ende kann er - genau wie wir - nur hoffen, dass Palmer Luckey und seine Oculus-Mannschaft genug Rückgrat haben. Damit keine billige, datensammelnde Facebook-Brille hinten raus kommt, sondern die mächtige, bahnbrechende, neues Zeitalter einläutende Hardware die wir uns für unser Hobby wünschen.

Fazit: Chance und Risiko

Markus Schwerdtel: Trotz meiner Kickstarter-Sucht habe ich Oculus Rift nicht unterstützt - zu teuer. Und da haben wir auch gleich die größte Chance der Facebook-Übernahme: Noch nie war eine erschwingliche, massentaugliche, standardisierte VR-Brille so nah wie jetzt. Mit dem Zuckerberg-Zaster können die Oculus-Leute deutlich größere Sprünge machen und auch Dinge ausprobieren, die sonst vielleicht aus Budgetgründen unter den Tisch gefallen wären - super!

Klar ist aber auch: Die Facebook-Beteiligung ist ein nur schwer kalkulierbares Risiko. Denn selbst wenn die Entwicklung der Spiele-Fähigkeiten erst mal unbeeinflusst weiter läuft, wird Marc Zuckerberg irgendwann Profit aus dem Investment schlagen wollen. Und wer weiß, was die Unabhängigkeits-Versprechungen von heute dann noch wert sind?

Für den ganzen Bereich Virtual Reality ist der Deal aber ein Segen. Denn egal, wie die Facebook-Oculus-Brille (Focubook?) am Ende aussehen wird, das VR-Thema ist jetzt in aller Munde. Das wird den Wettbewerb beleben und neue Firmen auf den Plan rufen, die mit hoffentlich noch besseren und noch günstigeren Lösungen auftrumpfen. Und das kann für uns Spieler nur gut sein.

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