Gute Fortsetzung mit immensem Umfang, aber mit Schwächen bei der Balan­ce

Assassin's Creed Brotherhood setzt die Geschichte von Assassin's Creed II nahtlos fort. Wer die ersten beide Teile, speziell aber AC2, kennt, wird sich nicht...

von Moldmaker am: 08.05.2011

Assassin's Creed Brotherhood setzt die Geschichte von Assassin's Creed II nahtlos fort. Wer die ersten beide Teile, speziell aber AC2, kennt, wird sich nicht einarbeiten müssen. Allerdings gibt es nun noch mehr zu tun als in AC2, und das war schon eine ganze Menge. Die Spielfigur ist wie in AC2 Ezio, der sich diesmal in Rom aufhält und gegen die Templer kämpft. Einige Missionen spielen zwar an anderen Orten (z.B. in Monteriggioni, auch in der Gegenwart), aber hauptsächlich ist man in Rom unterwegs, das sich als riesi­ges, zusammenhängendes Gebiet vor dem Spieler ausbreitet.

Spielaufbau
Das Spiel besteht aus 9 (genaugenommen 10) Sequenzen, die sich wiederum in einzelne Erinnerungen aufteilen. Insgesamt sind 59 Hauptmissionen und et­liche Nebenmissionen zu bewältigen. Die Nebentätigkeiten sind optional, brin­gen aber teilweise nette Belohnungen mit sich, etwa spezielle Waffen.
Zu Beginn befindet sich Ezio in Monteriggioni, seinem Landsitz, und wird dort von den Truppen Cesare Borgias überfallen; der Sohnemann von Rodrigo, den Ezio am Ende des zweiten und Anfang des dritten Teils zwar besiegt, aber am Leben gelassen hat. Es geht gleich rasant zur Sache; mit Kanonen sind die An­greifer zurückzuschlagen. Schwerverletzt rettet Ezio sich nach Rom. Dort er­warten Ezio nun jede Menge neue Abenteuer.

Die Karte
Auf der Karte tummeln sich etliche Symbole, und im Spielverlauf kommen vie­le hinzu. Zum Glück kann man die Kartenanzeige detailliert konfigurieren. Viele Symbole sind allerdings erst einmal tot, denn Rom muß zuerst „wieder­aufgebaut“ werden. Es gibt nur wenige Ärzte, Schmiede, Schneider usw., denn ganz Rom befindet sich unter dem Einfluß der Borgia. Um die Hauptmissionen zu erleichtern, sollte man also immer dann, wenn es möglich ist, zuerst einmal einen Borgia-Hauptmann eliminieren und seinen Turm anzünden. Dadurch be­freit man das umliegende Gebiet und kann auch die mit Brettern zugenagelten Geschäfte wieder eröffnen. Das noch von Teil 1 und 2 bekannte Erklettern von Aussichtspunk­ten zum freischalten der Karte gibt es immer noch, teilweise sind die Aussichtspunk­te kombiniert mit Borgia-Türmen. Später im Spiel kommt noch der Erwerb von bestimmten Denkmälern hinzu, die Ezio kaufen kann. Sehr interessant sind die 18 Tunne­lein- und Ausgänge, mit deren Hilfe Ezio sich schnell von einem Ort zum ande­ren bewegen kann; das erspart dem Spieler viele lange Wege. Der Wiederauf­bau von Rom ist eine langwierige Sa­che, macht aber Spaß und motiviert auch, wenn das ganze auch eine ziemli­che Fleißaufgabe darstellt.

Fraktionen
Ein bekanntes Spielelement aus AC2 sind die Fraktionen, die in ACB zu soge­nannten Gilden weiterentwickelt wurden. Jede Gilde hat ein Hauptquartier, das im Zuge der Hauptmissionen freigeschaltet wird, und in dem man sich dann etliche Nebenmissionen abholen kann. Es gibt nach wie vor die Kurtisa­nen, die Diebe und die Söldner, die man genau wie in AC2 auch anheuern kann, um Wachen abzulenken, damit Ezio tut kann, was er eben tun muß. Die einzelnen Gilden bieten auch eigene Nebenmissionsstränge an sowie soge­nannte Herausforderungen, die darin bestehen, ganz bestimmte Aktionen so­undso oft auszuführen, etwa eine bestimmte Anzahl Luftattentate, Leichen in Heuhaufen verstecken, aus großer Höhe ins Wasser zu springen etc. Als Be­lohnung gibt es spezielle Waffen, an die man sonst nicht rankommt.

Die Bruderschaft
Neu hinzugekommen ist die titelgebende „Bruderschaft“. Ezio kann nämlich in Rom Bürger retten – eine nette Wiederholung aus dem ersten AC, und genau wie dort entstehen dann eine Art Bürgerwehren, die Ezio helfen, indem sie Wa­chen festhalten und am Erhaschen von Ezio hindern, wenn sie ihm wieder mal auf den Fersen sind. Genau wie in AC muß man nur auf die Bürger zuren­nen und an ihnen vorbei; die Wachen haben dann ihre Mühe, Ezio weiter zu verfol­gen, was das Entkommen entscheidend erleichtern kann. Aber zusätz­lich wird sich der gerettete Bürger oder die Bürgerin Ezio als Rekrut anbie­ten. Man kann ihn oder sie dann in die Bruderschaft aufnehmen und bis zum höch­sten Rang als Assassine ausbilden, und zwar insgesamt zehn Leute. Es ist auch dieses eine eher längliche Angelegenheit. Man muß bestimmte Punkte, z.B. Taubenschläge, aufsuchen, wo man ein Menü erreichen kann, in welchem man die zur Verfügung stehenden Rekruten auf bestimmte Missionen schicken. Die Wahrscheinlichkeit, daß die Mission gelingt, wird angezeigt. Im Spielgeschehen kriegt man nichts davon mit, außer daß die entsandten Rekrut­en für eine bestimmte Zeit (etwa 10 Minuten) nicht zur Verfügung ste­hen. Sind sie zurückgekehrt, kann man sie im Menü weiter mit Rüstung und Waffen aufleveln und auf neue Missionen schicken, bis sie den höchsten Rang er­reicht haben. Damit steht dem Spieler ein mächtiges Instrument zur Verfü­gung. Sind einmal alle Rekruten der Bruderschaft auf dem höchsten Level, reicht ein Knopfdruck, und Ezio kann alle Feinde, die ihm gerade ans Leder wollen, niederstrecken (lassen). Tatsächlich ist die Bruderschaft so mächtig, daß es schon fast langweilig wird, wenn man sie immer einsetzt. Damit wer­den übrigens auch die zuvor beschriebenen Gilden fast überflüssig. Warum sollte man die Wachen mit leichten Mädchen oder Söldnern ablenken, wenn man sie einfach von seiner Bruderschaft erledigen lassen kann? Die Idee ist nicht schlecht, aber das Spiel wird dadurch teilweise sehr stark vereinfacht. Ich habe deshalb eher sparsamen Gebrauch davon gemacht und sie nur einge­setzt, wenn die Anzahl der Gegner zu groß wurde und ich minutenlang im Schnetzelmodus gegen die Wachen hätte kämpfen müssen.

Missionen
Die Missionen sind vielfältig und abwechslungsreich. Das Missionsdesign ist meistens gut, an manchen Stellen allerdings nicht ganz nachvollziehbar, etwa, wenn Ezio einen ganz bestimmten Weg nehmen soll oder gar nicht richtig klar wird, wohin Ezio eigentlich gehen soll. Da es viele verschiedene Möglichkeiten gibt, die Missionen zu bewältigen, macht auch die Wiederholfunktion durch­aus Spaß. Je nach Version gibt es Zusatzmissionen, etwa die Aquädukte oder die Thermen, die sich gut in das Spiel einfügen. PC-exklusiv ist Leonardos Ver­schwinden, während die Kopernikus-Verschwörung PS3-exklusic ist. Sehr är­gerlich, dieser Exklusivitäts-Unsinn. Hoffentlich werden dieses Missionen noch per DLC nachgereicht.

Speichersystem
Wie schon in beiden Vorgängern kann man nicht frei speichern, doch das auto­matische Speichern und auch das Checkpoint-System innerhalb der Missionen arbeitet sehr gut und unauffällig im Hintergrund. Kein Grund zur Beschwerde, wie ich finde. Allerdings habe ich das Hochladen der Spielstände auf die Ubisoft-Server im Ubi-Laucher abgeklemmt und sichere die Spielstände separat nochmal auf Festplatte.

Schwierigkeitsgrad
Der Schwierigkeitsgrad ist fest vorgegeben. Generell ist ACB kein sehr schwieriges Spiel, einige Missionen haben es aber in sich, speziell in den Mis­sionen zu Leonardos Kriegsmaschinen muß man schon mal zum letzten Check­point zurückkehren. Die Klettereien in den Katakomben wurden gegenüber AC2 etwas entschärft; dort war es teilweise absurd schwierig, einige Stellen (auch noch unter Zeitdruck) zu erreichen, vor allem mit dem unsäglichen „Er­weiterten Wandsprung“, auf den man in ACB glücklicherweise verzichtet hat. Bei den Kämpfen gibt es nun Blitzattentate und Blitzattentatsserien. Hat man es einmal geschafft, einen Gegner zu töten, kann man nur durch schnelle Richtungswechsel einen neuen Gegner als Ziel erfassen und Ezio haut ihn mit einem Hieb ebenfalls um, dann weiter zum nächsten und so fort. Auf diese Weise kann man Berge von Leichen produzieren und auch schwerbewaffnete Gegner spielend leicht erledigen. Zusammen mit der Bruderschaft ist das eine deutliche Erleichterung. Es wäre wünschenswert, den Schwierigkeits­grad ein­stellbar zu gestalten.

Grafik
Erneut kommt die Anvil-Engine zum Einsatz, und sie sieht immer noch gut aus; schon in Assassin's Creed war (und ist) die Grafik umwerfend gut, und das Spiel wurde für den PC immerhin schon 2008 veröffentlicht. Im Vergleich zu AC2 wurden die Himmel verbessert; tagsüber ziehen dramatische Wolken­formationen vorbei, nachts strahlen die Sterne von einem samtschwarzen Himmel mit einem riesigen Vollmond. In den besten Momenten, der Abend­dämmerung, wenn die tiefstehende Sonne Rom in ein unwirkliches Licht taucht und die Wolken pastellfarben beleuchtet, sieht das Spiel aus wie ein Gemälde von Botticelli. Ich habe nicht selten Ezio auf irgendeinem Dach hocken lassen, um die Aussicht zu bewundern. Leider wirken einige Details in Nahaufnahmen recht grob, vor allem die Hände der Figuren (sehr gut zu se­hen in einigen Zwischensequenzen).

Gameplay und Metagames
Wie schon in den beiden Vorgängern fehlt ein gescheiter Deckungsmodus, um sich unauffällig anschleichen zu können. Das Verstecken in der Menge oder in irgendwelchen Heuhaufen ist nur ein unzulänglicher Ersatz. Hinzu kommt, ebenfalls wie in beiden Vorgängern, daß Ezio zu schnell von den Wachen ent­deckt wird. Im ersten AC gab es immerhin noch die geniale Option, Altaïr mit­hilfe einer demütigen Körperhaltung wie einen Mönch erscheinen zu lassen. Das wurde allerdings leider schon in AC2 beseitigt. Generell bin ich persön­lich der Meinung, daß der erste Teil der beste war, weil er schlank und kon­zentriert daherkam, ohne viel Drumherum: Neun Ziele, neun Attentate; tu, was du tun mußt. Der beim ersten Teil beklagte Wiederholcharakter der Ne­benmissionen hat mich nie gestört, da die Nebenmissionen dort doch immer sehr unterschiedlich sind. Wie dem auch sei, für mich ist sowohl bei AC2 und mehr noch bei ACB keine Motivation vorhanden, das Spiel nochmal durchzu­spielen, weil es einfach viel zu viel zu tun gibt. Es wurde aber ein Wertungssy­stem eingeführt, das einem anzeigt, ob man eine Mission mit 100% oder nur mit 50% abgeschlossen hat. Jede Mission läßt sich beliebig oft wiederholen, es zählt immer der höchste erreichte Punktestand. Das motiviert dann doch bei einigen Missionen. In der PC-Version gibt es ein Feature, mit dem man in Ge­schäfte investieren kann. Das wirft dann nach einiger Zeit Gewinne ab, die man erneut investieren kann, wenn man möchte. So ganz hat sich mir dieses Feature nicht erschlossen, ich habe es lediglich verwendet, um an einige be­stimmte Handelswaren zu kommen, die mir für die sogenannten Geschäftsauf­träge fehlten. Wenn man diese erfüllt, werden bestimmte Sachen freigeschal­tet, die man in den Geschäften kaufen kann, z.B. schnellwirkendes Gift, eine besondere Schatzkarte oder bestimmte Waffen. Diese Handelswaren erhält man, wenn man getötete Gegner plündert oder die Schatzkästchen, die über­all auf der Karte verteilt sind , ausräumt. In diesem Zusammenhang folgender Hinweis: Man sollte möglichst keinen Gebrauch davon machen, Handelswaren zu verkaufen, um schnell an Geld zu kommen! Je weiter man in Spiel voran­schreitet, desto mehr Geld kommt ohnehin herein. Und wenn man dann später feststellt, daß man für einen Geschäftsauftrag dringend noch Muskat oder To­maten braucht, aber leider schon alle Schatzkästchen leergeräumt hat, dann wird es schwierig, nochmal welche zu ergattern. Helfen könnte das Rempeln oder Töten und Fleddern von Borgia-Kurieren und Taschendieben. Damit habe ich es geschafft, die beiden noch fehlenden Tomaten für den letzten Geschäfts­auftrag zu ergattern. Es gibt auch ohne Hauptmissionen sehr viel zu tun in Rom, wie etwa das Einsammeln von Flaggen, Plündern von Schatzkisten, das Erkunden der Wolfsmenschen-Höhlen und so weiter, es fällt schwer, alles auf­zuzählen. Übrigens lohnt sich die Anschaffung des offiziellen, aber auch recht teuren Lösungsbuches durch­aus, da es einige brauchbare Hinweise geben kann. Es ist allerdings ange­sichts der Komplexität des Spieles selbst eher unübersichtlich und erfordert einige Einarbeitung.

Audio
Die deutsche Synchronisation ist bis auf einige Ausreißer recht gut, die Spre­cher liefern gute Arbeit ab. Ezio erscheint gelegentlich etwas ruppig. Wie schon in den beiden ersten Teilen nerven irgendwann die ewig gleichen Sprachsamples. Die Musik kommt wie zuvor von Jesper Kyd, der mal wieder eine exzellente Arbeit abliefert, ohne allerdings die Klasse und vor allem die Vielfalt des Soundtracks von AC2 zu erreichen. Allzu oft hört man die immer gleichen Themen erklingen, wenn man Ezio durch Rom streifen läßt. Trotz­dem lohnt sich die Anschaffung des Soundtracks, beispielsweise bei Amazon als MP3-Download. Das gilt noch viel mehr für die beiden Vorgänger.

Kopierschutz
Bei AC2 war der Kopierschutz der größte Aufreger überhaupt. Man mußte im­mer online sein, um überhaupt spielen zu können. Später wurde er soweit ent­schärft, daß man nur beim Start des Spieles online sein mußte, und jetzt bei ACB kann man das Spiel auch off­line starten, wobei dann einige Spielelemen­te wie etwa das Investitions-Fea­ture deaktiviert sind. Damit kann man gut le­ben. Ubisoft hat anscheinend auf die äußerst harte Kritik der Fans reagiert. Ich persönlich empfand den Origi­nal-Kopierschutz zwar auch als lästig, konnte aber auch damit gut leben.

Das Ende
Das Ende des Spieles ist so kryptisch wie bei den beiden Vorgängern, schreit also nach einer Fortsetzung, ist aber nichtsdestotrotz einfach gut gemacht. Die Fortsetzung wurde als „Assassin's Creed: Revelations“ ja auch schon an­gekündigt. Hoffentlich behält sie die Stärken der Vorgänger bei und minimiert deren Schwächen.

Fazit
Gute Fortsetzung mit immensem Umfang, aber mit Schwächen bei der Balan­ce.


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: Detaillierte Ungebung, läuft flüssig
  • Sound: Meist gute deutsche Synchro, sehr gute Musik
  • Balance: Viele Möglichkeiten zur Lösungsfindung
  • Atmosphäre: Fast künstlerische Bilder, Lichtstimmung, Musik
  • Bedienung: Simpel, frei konfigurierbar, Gamepad zu empfehlen
  • Umfang: Unzählige Haupt- und Nebenmissionen und -aufgaben
  • Missionsdesign: Große Bewegungsfreiheit, selten unfair
  • KI: Besser als in Teil 1 und 2
  • Waffen & Extras: Sehr viele verschiedene Waffen
  • Handlung: Logische Fortsetzung von Teil 2, gut ausgedacht
  • Grafik: Grobe Texturen in der Nahansicht
  • Sound: Immergleiche Sprach- und Musiksamples
  • Balance: Zu viele Kämpfe, zuwenig Schleichelemente
  • Atmosphäre: Ezio benimmt sich manchmal allzu ruppig
  • Bedienung: Teilweise ungenau beim Springen
  • Umfang: Exklusivmissionen für bestimmte Plattformen
  • Missionsdesign: Wachen schlagen zu schnell Alarm
  • KI: Wachen greifen nicht gemeinsam an
  • Waffen & Extras: Waffen sind eher Sammelobjekte
  • Handlung: Historisch unhaltbar

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher leicht

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 40, weniger als 100 Stunden



Kommentare(2)
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