Interview mit Christoph Waltz zum Film Django Unchained - Ungewollt das Drehbuch von Django Unchained beeinflusst

Eigentlich will Christoph Waltz nie Quentin Tarantinos Drehbücher beeinflussen. Hat er aber! Wie das passierte und wie ihm sein aktuelles Leben gefällt, verrät er uns im Interview.

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Sie waren aber dabei, als das Drehbuch entstand. Da haben Sie sogar bei Quentin Tarantino gewohnt. Konnten Sie trotzdem nicht das Drehbuch beeinflussen?
Christoph Waltz: Ich habe es gelesen. Ich habe es allerdings gelesen, als es im Entstehen war. Da liegt der feine Unterschied. Das heißt aber noch lange nicht, dass ich mich in irgendeiner Form eingemischt hätte. Ich wäre ja auch blöd, wenn ich es täte. Ich will ja die Tarantino-Geschichte und nicht meinen alten Käse. Den kenne ich schon.

Aber wenn Sie bei der Entwicklung dabei sind. Da kann man doch nicht still halten. Da sagt man doch mal was?
Christoph Waltz: Nicht unbedingt in der Entwicklung. Man kann sich ja auch mal zurückhalten, zu allem seinen Senf dazu zu geben. Ich mache das aus reinem Egoismus. Es hat zwar auch etwas mit dem Respekt vor der Kunst und dem Künstler zu tun, aber in erster Linie aus Egoismus. Ich will Quentins Geschichte. Ich finde es tausend Mal interessanter, mich zu bemühen zu verstehen, was ein anderer sagt, als ihm unbedingt meine Meinung aufs Auge zu drücken.

Christoph Waltz hat in Berlin seinen Film Django Unchained vorgestellt. Christoph Waltz hat in Berlin seinen Film Django Unchained vorgestellt.

Aber fragt Quentin nicht mal etwas?
Christoph Waltz: Wenn er fragt, sage ich ihm, was ich denke. Aber er fragt nicht so oft.

Sie haben mal gesagt, dass es gerade in Ihrem Leben nicht besser werden kann. Haben Sie nicht Angst, dass es ab jetzt nur noch bergab geht?
Christoph Waltz: Es kann immer schlechter werden, egal ob man jetzt mit Tarantino oder Bully Herbig arbeitet. Ich habe es ja lange genug gesehen. Nur weil es mir jetzt gerade so gut geht, kann ich ja nicht behaupten, es würde ewig so weitergehen. Ich würde jedem jungen Teenager abraten, irgendwelche Hoffnungen auf Beständigkeit in irgendeiner Richtung zu hegen.

Kann man sich an das Glücksgefühl so gewöhnen, dass man doch Angst davor bekommt, wenn es mal nicht mehr so gut läuft?
Christoph Waltz: Na ja, Angst. Es kommt immer darauf an. Die Norm ist mein Leben gerade jedenfalls nicht. Zum einen habe ich nicht vergessen, wie es mir früher ging. Zum anderen sehe ich, wie es um mich herum gleichwertigen und auch besseren Schauspielern geht. Das vergesse ich nicht, keine Sorge.

Aber das Elend der Kollegen beziehen Sie vor allem auf Deutschland und die Deutschen?
Christoph Waltz: Wir haben in Deutschland so viele herausragende Kollegen und so viele finanzielle Möglichkeiten, von denen der Rest der Welt träumt. Und es gelingt uns nicht, die PS auf die Straße zu bringen. Ich kann mich erinnern, wie Kanzler Schröder plötzlich der Meinung war, man müsse Eliteuniversitäten haben, und sich dann beschloss, einen diesbezüglich lächerlichen Geldbetrag an ein paar Institutionen hinzuschmeißen - in der Hoffnung, dass daraus Elite-Universitäten entstehen würden. Und wenn Sie sich die anderen Elite-Universitäten in Europa so ansehen: Cambridge gibt es etwa seit Ende des 13. Jahrhunderts. Das sind 700, 800 Jahre, die eine Stadt nur zum Zweck der Forschung und Bildung existiert. Das ist das, was Elite ausmacht, und nicht paar Euro. Dasselbe ist, denke ich, auch anwendbar für den Kultursektor.

Bei der Deutschland-Premiere von Django Unchained haben einige Fans Autogramme bekommen. Bei der Deutschland-Premiere von Django Unchained haben einige Fans Autogramme bekommen.

Weil wir gerade bei Bildung sind, wie haben Sie denn Ihren Kollegen die Nibelungen beigebracht? (Anmerkung: Die Sage der Nibelungen und Richard Wagners Opern-Zyklus Der Ring der Nibelungen spielen eine Rolle in Django Unchained. Der Name der Hauptfigur des Films Broomhilda ist beispielsweise der Ring-Walküre Brünhild entlehnt und es wird auch die Sage in groben Zügen erklärt.)
Christoph Waltz: Ich habe Quentin einmal in die Oper mitgenommen. In Los Angeles hatte man gerade den ganzen Ring von Wagner als einen Zyklus gespielt, und das kommt ja nicht so oft vor. Ich hatte die einzelnen Opern schon häufig einzeln gesehen, aber nicht im Zusammenhang, wie es eigentlich gedacht war. Und bei der ersten konnte er nicht, Walküre wollte er nicht. Und beim Siegfried ist er dann mitgekommen. Ihm fehlte dann aber die Geschichte vom Rheingold und der Walküre. Vor dem Opernabend habe ich ihm die Handlung zusammengefasst. Erst war er schon bedächtig. Schließlich sind wir Richtung Oper gegangen. Wir waren fast zu spät dran, waren dann aber trotzdem rechtzeitig zum Vorspiel dringesessen. Während des Abends wurde er immer stiller und rückte immer weiter in seinem Sitz vor. Nachher hat er mir erzählt, dass er plötzlich die Analogie zu Django Unchained gesehen hat. Mir war das vorher auch gar nicht bewusst.

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