Die Unfassbaren - Now You See Me - Interview mit Jesse Eisenberg: »Die meisten Filme sind Müll«

Wir haben Hauptdarsteller Jesse Eisenberg getroffen und mit dem Schauspieler über »Die Unfassbaren«, seine Passion zum Theater und schlechte Filme gesprochen.

GameStar: Haben Sie selber schon einmal Zaubertricks aufgeführt?

Jesse Eisenberg: Ich konnte nie irgendwelche Zaubertricks, aber ich hatte einen Cousin, der bei jedem Restaurantbesuch irgendwelche Servierten schweben ließ und mir nie sagte, wie er es machte. Da ich älter war als er, hat mich das immer ganz schön genervt. Als ich diesen Film machte, konnte ich mich dafür also so richtig rächen. Ich habe also gewonnen (lacht).

Also mussten Sie die ganzen Tricks, die Ihre Figur kann, auch wirklich selber lernen?

Jesse Eisenberg spielt in Now You See Me - Die Unfassbaren die Hauptrolle. Jesse Eisenberg spielt in Now You See Me - Die Unfassbaren die Hauptrolle.

Ja, genau. Ich versuche generell immer, soviel wie ich kann über die Figur zu lernen, die ich spiele. Ich möchte mich voll und ganz in sie herein versetzen. Bei "Die Unfassbaren" habe ich mit einem ganzen Team von Zauberern zusammengearbeitet, die mir alles beibrachten. Wirklich alles! Auch Dinge, die im Film gar nicht zu sehen sind. Ich dachte mir, wenn J. Daniel prinzipiell weiß, wie das gemacht wird, dann muss ich es auch wissen. Nach dem Dreh habe ich mir eine David Copperfield Show angesehen und ich wusste, wie er die meisten Tricks machte. Wenn ich in der Lobby jedem verraten hätte, wie es funktionierte, dann hätte er wahrscheinlich dicht machen müssen und ich hätte ein internationales Desaster ausgelöst!

Können Sie das Zuschauen dennoch genießen, wenn Sie wissen, wie alles gemacht wird?

Ja, sogar noch mehr als vorher. Ein Zauberer wird nur durch das Üben gut. Ich glaube, die wahre Kunst an der Zauberei ist die Disziplin, wirklich jeden Tag zu üben. Manche Tricks musste ich Monate lang üben, bis sie klappten. Wenn ich mir jetzt also Magicshows ansehe, weiß ich es noch wesentlich mehr zu schätzen, weil ich weiß, welche Arbeit dahinter steckt. Es ist wie wenn man ein Basketballspiel guckt, nachdem man selber gespielt hat. Die Sichtweise ist eine andere.

Welcher Trick war der schwierigste?

Es gibt diese Szene, in der ich mit Handschellen an einen Tisch gefesselt bin und ein Deck Karten mische. Dafür musste ich wirklich sehr, sehr lange üben. Die Szene war schwer.

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Was haben Schauspieler und Zauberer gemeinsam?

Vielleicht, dass sie beide gerne vor einem Publikum auftreten. Wobei Zauberer das Publikum dabei ja auf eine Art und Weise beschummeln und das genießen. Schauspieler lügen nicht wirklich, denn sie geben nicht vor, dass etwas real ist. Zauberer tun so, als wären ihre Tricks echt. Die Beziehung zum Publikum ist also eine ganz andere.

Aber auch Schauspieler "schummeln", denn sie geben vor, dass ihre Emotionen real sind..

Ja, wobei ich glaube, dass sie das dann auch sind. Wenn man als Schauspieler auf der Bühne steht, benutzt man seine wahren Gefühle, um die Geschichte rüberzubringen. Ich glaube, anders geht es beim Theater nicht. Man sollte sich so sehr in seine Figur hineinversetzen können, dass die Tränen, die man weint, echte Tränen des Mitgefühls sind. Man manipuliert seine eigenen Gefühle also auf eine Art und Weise. Das ist beim Theater natürlich wesentlich einfacher als beim Film, wo alles immer wieder auf Anfang gebracht wird und man eine Szene zum Teil zig mal drehen muss.

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Was haben Sie an Ihrer Figur in "Die Unfassbaren" besonders genossen?

Dadurch, dass er ein Performer ist, ist er sehr exzentrisch. Das hat mir gefallen, es hat mir quasi erlaubt, einmal so ganz anders zu sein. Er ist ein totaler Kontrollfreak, aber dadurch, dass er selber eine Figur "spielt", sind der Interpretation keine Grenzen gesetzt. Denn er ist ja gar nicht "er selber", sondern hat eine Figur für sich kreiert. Das kann ganz schön verwirrend sein, ist aber gleichzeitig auch befreiend. Aber Daniel ist so von sich überzeugt, dass sich das auf mich übertragen hat. Dadurch habe ich mich in der Performance auch immer sehr wohl gefühlt.

Wie war es, erneut mit Woody Harrelson zusammenzuarbeiten?

Das war natürlich toll. Ich arbeite gerne mit ihm, weil seine Methode meiner sehr ähnlich ist. Er versucht auch immer, alles über die Figur zu lernen, die er spielt. Während ich also ganz viel über Kartentricks lernte, hat er sich die ganze Zeit mit Hypnose und solchen Dingen beschäftigt. Bevor wir eine Szene drehten, haben wir uns auch immer ein Dutzend verschiedener Wege überlegt, wie wir das am besten machen könnten.

Er bringt seinen eigenen Humor mit in die Rollen, die er spielt und arbeitet wirklich sehr hart. Meist spielt er ja eine Figur, die ziemlich lässig und entspannt wirkt. Dabei ist er selber einer der hingebungsvollsten Menschen überhaupt. Er ist sehr fokussiert und gibt immer alles. Er nimmt den Job sehr ernst und das tue ich auch. Daher hoffe ich, dass wir noch ein weiteres Mal zusammenarbeiten werden.

Inwiefern hat sich Ihr Leben seit Ihrer Oscarnominierung verändert?

Es hat sich nicht wirklich verändert. Ich habe mit 19 meinen ersten Film gedreht und danach viele Scripts geschickt bekommen. Das hat damals einen großen Unterschied gemacht, weil ich vorher nie Angebote bekam. Aber durch die Oscarnominierung hat sich nicht wirklich etwas verändert. Ich bekomme Drehbücher geschickt, von denen die meisten ziemlich schlecht sind. Manchmal ist dann etwas Gutes dabei. Aber gucken Sie sich Filme an, die rauskommen. Die meisten sind Müll.

Welcher Film ist der schlechteste, den Sie in letzter Zeit gesehen haben?

Ich habe seit Jahren keinen Film mehr geguckt. Ich gucke keine Filme.

Was machen sie stattdessen?

Ich weiß nicht, sogar mein Zimmer zu streichen ist interessanter (lacht).

Warum wollten Sie denn dann Schauspieler werden?

Ich arbeite gerne an Filmen, ich gucke sie mir nur nicht an. Ich gehe wirklich nie ins Kino. Ich gehe gerne ins Theater, wenn ich mich unterhalten lassen will.

Wie war es denn, die Verfolgungsszenen in New Orleans zu drehen?

Das war wirklich toll. New Orleans ist die coolste Stadt überhaupt und die Verfolgungsszenen haben richtig Spaß gemacht. Da waren hunderte von Menschen in den Straßen und wir müssten über Mauern springen und all das. Ich bin wirklich sportlich, aber die meisten Filme, die ich mache, drehen sich um deprimierte Leute in kleinen Zimmern (lacht). Also war es toll, sich einmal körperlich verausgaben zu können.

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Mussten Sie dafür speziell trainieren?

Nein, ich trainiere generell viel und mache gerne Sport, daher musste ich für den Film nichts zusätzlich machen.

Also werden Sie vielleicht noch zum Actionstar?

Oh, das glaube ich nicht. Das Genre reizt mich so gar nicht, also kann ich mir nicht vorstellen, dass das etwas für mich wäre. Mir wurden schonmal ein paar solcher Drehbücher geschickt, aber in Actionfilmen sind die Charaktere meist nicht so interessant. In dem Genre ist die Action und die Story vorrangig, nicht die Figuren. Das ist nicht mein Ding.

Wenn Ihnen also ein Drehbuch geschickt wird, wie entscheiden Sie, ob es etwas für Sie ist oder nicht?

Eisenbergs Rolle Atlas strotzt vor Selbstbewusstsein. Eisenbergs Rolle Atlas strotzt vor Selbstbewusstsein.

Als ich "Die Unfassbaren" las, spielte ich gerade in einem Theaterstück in New York und ich war vor jedem Auftritt sehr nervös. In "Die Unfassbaren" sollte ich einen Kerl mit unglaublichem Selbstbewusstsein spielen, der total gerne auftritt. Ich wusste sofort, dass das etwas für mich war, weil es eben etwas ganz anderes war.

Ich fühle mich oft wie die Figur, die ich spiele und während des Drehs war ich wesentlich selbstbewusster und es ging mir wirklich gut. Bei dem Stück in New York spielte ich eine ängstliche Figur, die sich selber nicht leiden konnte. Das hat sich auf meine eigene Stimmung übertragen. Ich wusste also sofort, dass "Die Unfassbaren" nicht nur eine tolle Herausforderung, sondern auch noch gut für mich sein würde! Fast wie eine Therapie.

Und mit geglätteten Haaren sahen Sie auch noch komplett anders aus!

Ja, das gefiel mir auch wesentlich besser! Sie wissen ja gar nicht, wie es ist, als Junge mit lockigen Haaren aufzuwachsen. Das ist wie ein Schlag ins Gesicht jeden Morgen (lacht). Ich könnte sie abschneiden, aber das sähe auch komisch aus. Ich finde meine Haare immer noch ziemlich furchtbar (lacht).

Haben Sie durch Ihre Rolle in "Die Unfassbaren" etwas über sich selbst gelernt?

Ja, nachdem wir mit dem Film fertig waren, habe ich mich gefragt, warum ich beim Dreh soviel Spaß hatte und mir wurde bewusst, dass es an dem Selbstbewusstsein meiner Figur lag. Mir wurde bewusst, dass ich mich selber lieber mag, wenn ich eine Figur spiele, die sich mag. Das sollte ich also öfter tun. Meist spiele ich jemanden, der ängstlich ist oder sich ständig Sorgen macht. Das überträgt sich dann auf mich. Ich bin da offensichtlich sehr sensibel.

Wie war es, mit Hollywoodgrößen wie Morgan Freeman und Michael Caine zu arbeiten?

An Eisenbergs Seite spielt Hollywood-Legende Morgan Freeman. An Eisenbergs Seite spielt Hollywood-Legende Morgan Freeman.

Das ist seltsam, weil man ja quasi den gleichen Job hat wie sie, dabei blickt man so zu ihnen auf. Ich hatte vorher gerade dieses Stück in New York zu Ende gebracht, in dem ich jeden Abend zwei Stunden lang mit Vanessa Redgrave spielte. Man hat da zweierlei Erfahrungen. Zum einen möchte man alles lernen, was man kann, aber gleichzeitig hat man auch das Gefühl, diese Chance gar nicht verdient zu haben. Allerdings hat man ja keine Wahl: man muss versuchen, so gut zu sein, wie diese Stars, weil man ja direkt neben ihnen eine Szene dreht. Das gibt mir Antrieb und macht mich besser. Ich musste mich wirklich zwingen, zu versuchen, mit ihnen mitzuhalten.

Was ist Ihnen lieber: Filme oder Theater?

Nun ja, ich schreibe die Theaterstücke, in denen ich spiele, also liegt mir das mehr am Herzen. Meist verbringe ich circa ein Jahr damit, ein Play zu schreiben und dann spielen wir es für sechs Monate. Das geht mir also sehr nahe. Aber ich liebe die Filme, die ich mache. Letztes Jahr habe ich in "The Double" zwei Figuren gespielt, was wirklich toll war. In einem Play geht das natürlich nicht, da kann man nur eine Figur spielen.

Wird es noch mehr Stücke von Ihnen geben?

Ja, unser letztes Stück wird nächstes Jahr noch einmal aufgeführt werden und ich arbeite schon an weiteren.

Nur in New York, oder auch in Europa?

Ja, wir wollen versuchen, auch ans West End in London zu gehen.

Was glauben Sie ist der größte Irrtum, den die Menschen über Sie haben?

Ich glaube gar nicht, dass man genug über mich nachdenkt, um sich zu irren (lacht).

Und was ist das nervigste daran, berühmt zu sein?

Ich mag es nicht, wenn die Menschen ungefragt Fotos von mir machen. Das nervt schon. Aber wahrscheinlich ist es ein guter Tausch, denn dafür habe ich den tollsten Job der Welt. Also kann ich damit leben.

Gab es jemals eine Alternative zur Schauspielerei?

Ich wäre wahrscheinlich Lehrer geworden. Meine Eltern sind Lehrer und mein bester Freund auch. Ich war immer von Lehrern umgeben, also hätte ich wahrscheinlich das getan.

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