Seite 2: Interview mit Quentin Tarantino zum Film Django Unchained - »Ich musste die Gewalt reduzieren«

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Gedanken ans Aufhören

Quentin Tarantino bleibt auch mit fast 50 cool. Quentin Tarantino bleibt auch mit fast 50 cool.

Aber Ihnen geht es nach wie vor darum, große Kinomomente zu schaffen und nicht nur für Katharsis bei Opfern zu sorgen?
Quentin Tarantino: Natürlich will ich unterhalten, aber nicht im Sinne eines Nachtklub-Magiers. Manchmal gehört es zum Vergnügen auch dazu, dass es harte Momente gibt. Ich bin sehr stolz auf Django Unchained, weil man während des ganzen Films mit den verschiedensten Emotionen konfrontiert wird. Einerseits lacht man, andererseits werden einem die negativen Seiten der Sklaverei brutal vor Augen geführt. Es wird auch viel schreckliche Sprache verwendet. Das ist aber alles notwendig. Die Brutalität ist manchmal schwer zu ertragen, manchmal macht sie aber auch Spaß, wenn sie kathartisch ist. Damit bewege ich mich natürlich auf dem Drahtseil und riskiere laufend einen Misserfolg. Den Unterschied macht das Finale des Films aus. Ich möchte, dass die Zuschauer Django am Ende anfeuern. Alles, was dem im Weg stand, musste ich anpassen. Bei der ersten frühen Testvorführung waren der Mandingo-Kampf und die Hunde-Sequenz noch deutlich brutaler. Ich persönlich kann damit umgehen, da ich schon deutlich mehr ertrage als andere Leute. Da wurde mir aber klar, dass ich das Publikum zu sehr traumatisiere und am Ende nicht den richtigen Effekt erziele. Ich musste also die Gewalt reduzieren.

Sie werdem ja in paar Monaten 50 Jahre alt. Aber irgendwie gibt es noch keinen jungen Wilden, der Ihren Platz in Anspruch nehmen will und Sie persönlich herausfordert. Wie sehen Sie das?
Quentin Tarantino: Sie meinen jemanden, der mich genauso angeht, wie ich damals Oliver Stone im Nacken saß? Ich sehe bislang noch keinen, der irgendwas hinbekommt, was meine Werke altmodisch ausschauen lässt. Es gibt aber junge Filmemacher, die interessante Dinge machen. Ich würde denen aber nie nacheifern. Ich will, dass mein Werk sich irgendwann am Ende wie ein großes Ganzes anfühlt. Ich will mich nicht in meiner Karriere ändern oder gar altersweise werden. Jackie Brown kam damals ohne großes Spektakel aus. Wenn ich den Film heute drehen würde, kämen garantiert Kommentare, dass der Tarantino es jetzt im Alter langsamer angehen lässt und eine neue Philosophie hat. Ich habe den Film nach Pulp Fiction gedreht. Da war ich Anfang dreißig. Das heißt, aber nicht, dass ich nicht manchmal Sachen anders machen will. Ich habe gerade einen Western gedreht. Das habe ich vorher noch nie gemacht.

Das heißt aber im Umkehrschluss, dass Sie sicher früh in Rente gehen wollen, wenn Sie das heutige Niveau nicht mehr halten können?
Quentin Tarantino: Ich denke, ich habe noch höchstens zehn Jahre als Filmemacher vor mir. Wenn ich mal 60 bin, arbeite ich nur noch als Autor. Vielleicht schreibe ich auch Theaterstücke und führe bei denen Regie.

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