Seite 2: Elysium: Interview mit Matt Damon - »Ich wähle meine Rollen nicht nach dem Drehbuch«

GameStar Plus Logo
Weiter mit GameStar Plus

Wenn dir gute Spiele wichtig sind.

Besondere Reportagen, Analysen und Hintergründe für Rollenspiel-Helden, Hobbygeneräle und Singleplayer-Fans – von Experten, die wissen, was gespielt wird. Deine Vorteile:

Alle Artikel, Videos & Podcasts von GameStar
Frei von Banner- und Video-Werbung
Einfach online kündbar

Teil 2 des Interviews mit Matt Damon

Elysium hat ja einige echt runtergekommene Drehorte. Fanden Sie es angenehm, auf dieser Müllkippe in Mexiko zu drehen?
Matt Damon: Auf dieser Müllkippe zu drehen war zuallererst mal eine von der Konzeption her tolle Idee. So was gab es bislang noch nie, dass jemand ein eine Zukunftsvision an solch einem Platz dreht. Außerdem war es ein logischer visueller Ausdruck des Themas hinter Elysium. Am beeindruckendsten ist es, wenn dieser Bugatti-Raumgleiter in diesem von Armut gezeichneten Ort eine Crashlandung hinlegt. Ich muss aber zugeben, dass ich in meinem Leben schon deutlich spaßigere zwei Wochen Drehzeit verbracht habe. Aber das Ergebnis mit dem starken Kontrast zwischen arm und reich hat uns dann am Ende wieder alle versöhnlich gestimmt.

Matt Damon gibt beim Fanevent zu Elysium in Berlin Autogramme. Matt Damon gibt beim Fanevent zu Elysium in Berlin Autogramme.

Wie wichtig war Ihnen die politisch-soziale Aussage von Elysium, als Sie sich für den Film entschieden haben?
Matt Damon: Zuallererst muss ein Film unterhalten. Wie bei District 9 kann man Elysium auf unterschiedliche Arten und Weisen genießen. Bei District 9 würden sicherlich viele Leute sagen, dass es bei dem Film um Aliens geht, wie die später ausradiert werden und wie sich ein Mensch als Alien entpuppt. Andere sehen eher eine Metapher auf Simbabwe und den Flüchtlingen, die nach Südafrika gelangen wollen, sowie die politischen und rassistischen Spannungen, die daraus entstehen. Daran sehen Sie aber, dass man den Film genießen kann, egal von welchem Standpunkt man auf ihn sieht. Das fand ich so cool an District 9. Ich dachte, der neue Film könnte dies auch erreichen. Dazu gab's dann auch noch ein deutlich größeres Budget und die großartige Idee, das Leben auf der Erde mit einem solch tollen Science-fiction-Hintergrund zu versehen.

Könnten Sie es sich vorstellen, dass die Welt einmal so endet wie in Elysium?
Matt Damon: Ich denke, das ist schon längst der Fall. Nehmen Sie Staaten wie Haiti oder Nigeria und vergleichen Sie das mit den westlichen Industriestaaten. Wir leben gerade in diesem Moment in Elysium. Natürlich ist der Kontrast zwischen arm und reich im Film deutlich größer.

Ihr Freund Ben Affleck hat sich jetzt schon paar mal als guter Regisseur hervorgetan. Wann ist es denn bei Ihnen Zeit, dass Sie auf dem Regiestuhl Platz nehmen?
Matt Damon: Ich hätte eigentlich schon Promised Land, der letztes Jahr in die Kinos kam, als Regisseur übernehmen sollen. Dann gab's aber einen Terminkonflikt, so dass ich meinen ersten Auftritt als Regisseur nochmal verschieben musste. Es ist ziemlich schwer, wenn man vier Kinder hat, das mit dem eigenen Leben in Einklang zu bringen. Dann muss man ja auch noch zum richtigen Zeitpunkt das richtige Material finden. Ich würde aber wirklich sehr gerne mal Regie führen, weil das einfach der aufregendste Job an einem Filmset ist.

Elysium ist Matt Damons erste richtige Rolle in einem Scifi-Streifen. Elysium ist Matt Damons erste richtige Rolle in einem Scifi-Streifen.

Sie haben ja eine ganze Menge Filme dieses Jahr noch am Start, vor allem Behind the Candelabra beeindruckt uns doch sehr. Wie würden Sie diesen Film mit Elysium vergleichen?
Matt Damon: Die Filme sind natürlich sehr unterschiedlich. Aber die Erfahrungen, die ich beim Dreh gemacht habe, sind bei beiden sehr ähnlich. Beide hatten tolle Regisseure mit einer klaren Vision von dem, was sie haben wollen, und tolle Drehbücher. Ich bezeichne den Dreh eines Films immer als einen kleinen Zaubertrick, bei dem man zwar schon am Anfang weiß, wie er gemacht werden soll, man aber erst hinterher erfährt, ob er funktioniert.

Kommen wir also wieder auf Ihre Fixierung auf Regisseure zurück. Sie haben bei diesem Film zugesagt, weil Steven Soderbergh Regie geführt hat?
Matt Damon: Sie haben recht. Er ist nun mal ein tolle Regisseur. Das ist ja schon mein siebter Film mit ihm, also war es eine einfache Entscheidung für mich.

Ihr siebter und vermutlich auch letzter Film mit Soderbergh, weil er ja jetzt aufhören will?
Matt Damon: Ich hoffe nicht. Er wird sicher nur eine kleine Auszeit nehmen und dann wieder zurückkommen. Er ist schon einzigartig.

Elysium - Bilder aus dem Film ansehen

War es denn auch so einzigartig, in Behind the Candelabra Michael Douglas zu küssen?
Matt Damon: Ich werde oft nach dieser Kussszene gefragt. Das war aber eigentlich gar nicht die Herausforderung. Küsse sind ja nur Chroreographie. Michael, Steven und ich haben sehr lange darüber diskutiert, wie man die kleinen kleinen Intimitäten, die es in einer langen Beziehung gibt, umsetzt. Das sind solche Kleinigkeiten wie mal auf der Couch ohne darüber nachzudenken das andere Knie zu streicheln. Wir sollten ja wie ein altes Paar rüberkommen und erst die Vertrautheit macht es real.

Bleiben Sie eigentlich nach einem Dreh noch lange in dem fremden Charakter drin?
Matt Damon: Nein, ich gehöre nicht zu den Leuten, die ihre Arbeit mit nach Hause nehmen. Wenn ich eine Idee habe, kann es schon einmal sein, dass ich nicht einschlafe oder mitten in der Nacht aufwache. Aber das ist schon alles. Aber manchmal gibt's auch Ausnahmen. Nehmen wir wieder Behind the Candelabra. In diesem Film trage ich ja aufgesprühten Selbstbräuner, damit ich diese ganz knappen Badesachen tragen kann. Bei der Vorbereitung zum Film haben wir gemerkt, dass ich meine Unterwäsche für das Spray Tanning wie Brasilianer am Strand hochziehen muss, damit keine weißen Stellen über den Badeklamotten hinausragen. Jeden Sonntag Abend kam dann dieses nette Mädchen vorbei, um mir in unserer Garage den Selbstbräuner aufzusprühen. Dieses Zeug ist dann ja hinterher ziemlich klebrig, also musste ich zum Schlafengehen Pyjamas anziehen, damit ich die Bettlaken nicht ruiniere. Beim erstem Mal musste ich mich morgens zuerst aus dem braunen Schlafanzug pielen, habe dann eine Dusche genommen. Als ich aus der Dusche kam und mir die Zähne geputzt habe, kam meine Frau ins Bad rein. Man muss dazu sagen, es war halb sechs Uhr morgens und ich war noch etwas schläfrig. Da höre ich auf einmal einen schrillen Schrei: »Was zum Teufel ist mit deinem Hintern passiert?« Erst danach bin ich auf die Idee gekommen, mich mal umzudrehen und mich im Spiegel zu betrachten. Das war das erste Mal in unserer Ehe, dass ich mir gewünscht hatte, dass meine Frau nicht alles von mir zu sehen bekommt. Es sah einfach so falsch aus. Eine Woche später, kurz bevor wir diese Szene drehen, in der ich mich mit Michael streite und dann mit ihm ins Bett gehe, wache ich in der Nacht auf, und mir kommt die Idee, dass dieser verunstaltete Hintern perfekt für diese Szene wäre. Es war dann, wie Robert Altmann Nackheit in seinen Szenen eingesetzt hat. Es geht nicht darum, Sex rüberzubringen, sondern das echte Leben darzustellen. Lange Rede, kurzer Sinn: So hat mein Privatleben doch mal Auswirkungen auf die Arbeit gehabt.

2 von 2


zu den Kommentaren (8)

Kommentare(7)
Kommentar-Regeln von GameStar
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.