Weniger ist mehr
Überhaupt überrascht Spielberg mit der Handhabung seiner Figuren. Neigt er oft dazu, dass seine Figuren zu viel reden und vor allem ihre Emotionen zu deutlich aussprechen, ist er hier bescheidener. Die wenigen Dialoge sind auf das Nötigste reduziert und dadurch umso effektiver. Oftmals muss sogar nichts gesagt werden, weil die starken Bilder bereits für sich sprechen.
Sensationell gut gelungen ist ihm die Verteilung von Pathos und Kritik. Der Film feiert zum einen die Tapferkeit der Soldaten, ist aber andererseits voller zynischer Einwürfe. Trotz Verzicht auf blutige Bilder zeigt er unbeschönigt die Grauen des Krieges, die vor niemanden Halt machen. Erstmals ist er auch nicht parteiisch: Auf jeder Seite des Kriegsschauplatzes zeigt er sowohl gutherzige wie auch grausamen Menschen. Einer der vielen Höhepunkte des Films ist eine Szene, in der sich feindliche Soldaten an der Front treffen, um den verhedderten Joey zu befreien. Ihr vorsichtiges Gespräch erscheint zunächst absurd, ist aber ein beeindruckender Filmmoment.
Ein Film zum Pferde stehlen
Dem ist trotz allem Kitsch hoch anzurechnen, dass der Ausgang einer Geschichte nie sicher ist: Bei mehreren Charakteren bleibt es lange Zeit ungewiss, ob sie die Geschichte überleben werden. Gerade wenn man meint, ihre nächsten Schritte absehen zu können, ereignen sich harte Schicksalsschläge. Jeden kann es folglich erwischen, inklusive dem Pferd, sodass von Anfang bis Ende Spannung bleib. Perfekt: das verdiente Ende, das auf der idealen Note abschließt.
Zweierlei Dinge sollte man jedoch beachten. Wenn man keine größere Liebe für Tiere mitbringt, wird der Film nicht wirken. Sieht man Joey nur als tumbes Nutztier, berührt sein Abenteuer nicht im geringsten. Hinzu kommt, dass man ziemlich kitschresistent muss: Der Film ist so sehr in Hollywood-Stolz gedreht, dass man Epen wie Vom Winde verweht nicht feindlich gegenüber stehen darf. Der Film steht dem Klassiker in nichts nach und darf selbst einer genannt werden.
Fazit
Christian Mester: »Er kann es also doch noch: Mit seinem neuesten Film beweist Steven Spielberg, dass er noch immer ein Meister seines Faches ist. Gefährten ist eine ungemein bewegende Kriegsgeschichte. Sofern man ein Gespür für Tiere hat und man auf größeren Kitsch vom Stile eines Titanic nicht allergisch reagiert, kann man Gefährten bedenkenlos genießen - ein makelloses Meisterwerk.«
(Zusammen mit den Kollegen des Filmmagazins bereitsgesehen.de stellt GameStar wöchentlich einen neu im Kino angelaufenen Film vor.)
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