Ein unerwarteter Tritt
Wer 300 und Watchmen kennt, weiß, wie viel Wert der Regisseur Zack Snyder auf Optik legt. Kein Wunder: Snyder hat seine Karriere als Musikvideo- und Werbe-Filmer begonnen. Auch Sucker Punch merkt man diese Wurzeln an: Kaum ein Moment vergeht, der sich nicht dafür eignet, als Poster an die Wand gehangen zu werden. Insbesondere die Steampunk-Nazi-Welt, in der dampfbetriebene Nazis kämpfen, Luftschiffe am Himmel segeln, eine Kathedrale zerbombt wird und zwischendrin ein japanischer Kampfroboter im Stil von Evangelion umherwackelt, ist schaurig schön. Alleine dafür sollte Snyder ein Denkmal gesetzt werden. Auch ansonsten geizt Sucker Punch nicht mit Liebe zum Detail: Die Kampfszenen sind aufwändig in Szene gesetzt und suchen derzeit ihresgleichen im Kino. Der Soundtrack besteht aus bekannten Liedern wie 'Army of me' von Björk. Ansonsten hört man viele Coverversionen, etwa von 'Sweet Dreams', 'White Rabbid' oder dem Beatles-Klassiker 'Tomorrow never knows'. Die Songs passen dabei immer und wirken nie deplatziert.
Im Gegensatz zu Inceptionserviert Sucker Punch die vertrackte Welt der Träume nicht als Rätsel, das es zu lösen gilt. Sie sind vielmehr Vehikel, um den Kinozuschauer auf eine Achterbahnfahrt zu schicken. Verschiedene Welten sorgen für Abwechslung sowohl für die Optik als auch die Kampfstile. Platt ist Sucker Punch dennoch nicht. Laufend zitiert Sucker Punch fremde Filme. Vor allem vom französischen Film Innocence aus dem Jahr 2004 scheint Snyder ein großer Fan zu sein. Die Zwischenwelt, in der Babydoll tanzend Männer hypnotisiert, trägt unverkennbare Anleihen. Bei aus der Popkultur bekannten Motiven setzt Snyder auf Kopien: So feiern etwa Herr-der-Ringe-Orks in Sucker Punch ihr Filmcomeback. Hier spielt der Regisseur Snyder bewusst mit der Erwartungshaltung der Zuschauer, die er bei Popkultur-Motiven erfüllen und bei klassischen Hollywood-Konventionen wie der Dramaturgie brechen möchte.
Fazit
Christian Merkel (GameStar.de): Zack Snyders optische Welten in Sucker Punch faszinieren. Dass dahinter kein konventioneller Film liegt, mag man hassen. Trotzdem entfesselt Sucker Punch ein Spektakel, wie man es selten auf der Leinwand zu sehen bekommt. Der Streifen bedient damit nicht nur ein Publikum, das Filme eher als Event sieht, sondern auch Geeks, die von der Pop-Kultur der letzten zwei Jahrzehnte geprägt sind. Wer also von einem schnell geschnittenen Musikvideo, jeder Menge Zitaten und wahr gewordener Nerdträume nicht schnell gelangweilt ist, wird Sucker Punch amüsant finden. Dabei offenbart sich allerdings eine entscheidende Schwäche: Alleine von der Optik und coolen Einfällen getrieben entwickelt Sucker Punch keine Relevanz, wie das der eine ähnliche Zielgruppe anvisierende Film Kick-Ass hatte.
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