»Nein Uwe, du ganz bestimmt nicht!«
Was genau dieses zähe Voranschreiten bewirkt hat, lässt sich heute nur noch schwer nachvollziehen. Hinter den Kulissen munkelt man, Blizzard sei selbst noch der größte Störfaktor gewesen. In weiser Vorausahnung, dass Hollywood sich der Marke bemächtigen und dann nach Belieben abändern könnte, ließ sich der Spieleentwickler von Legendary Pictures nämlich das Recht auf völlige kreative Kontrolle zusichern.
Nur mahlen die Mühlen in Hollywood eben etwas anders. Selbst große Marken werden dort durch die eigene Drehbuchmangel genommen, Namen wie Michael Crichton, Stephen King oder Joanne K. Rowling haben sich stets dem Studiowillen beugen müssen. Oder waren zumindest kompromissbereit. Blizzard war dies nicht. Sam Raimi nannte später in einem Interview jedenfalls die Sturheit des Spielegiganten als Grund für seinen Abgang.
Er und seiner Drehbuchautor hätten demnach schon weite Teile der Welt und deren Handlungsbögen entworfen, als Blizzard plötzlich von ihrem Vetorecht Gebrauch machten. Mehrmals. Der Drehstart verzögere sich dadurch, Raimi wurde ungeduldig. Außerdem warf er den Irvinern Missmanagement vor, Kommunikation sei mit den extrem geschäftigen Entwicklern kaum möglich gewesen.
Für eine in diesen Fragen sehr empfindliche und leidenschaftliche Spielerschaft, ist das aber womöglich ein gutes Zeichen. Denn auch wenn Blizzard vielleicht keine Ahnung vom Filmemachen hat: Nur ein Blick auf ihre berühmten Cinematics zeigt, dass sie Dramatik und Timing beherrschen. Und die eigene Marke zu verteidigen, ist sicher auch keine schlechte Sache. Denn Spieleverfilmungen, die nichts mehr mit der Vorlage gemein haben, hatte man doch nun wahrlich genug.
Am Ende gibt es dann aber doch zumindest einen Grund, weshalb die immense Verspätung nicht ganz so unvorteilhaft ist. Kurz nach Bekanntgabe des Projektes bewarb sich ein gewisser Uwe Boll, den Spielern landläufig als Regisseur von denkwürdigen Fehlschlägen wie der Far-Cry-Umsetzung bekannt, für den Regieposten - wurde aber von Blizzard mit den Worten »du ganz bestimmt nicht« grob abgewiesen.
Ihr wisst nicht, was euch erwartet?!
Bleibt die Frage: was erwartet uns denn nun eigentlich im Sommer 2016? Anders als bei vielen Blockbuster-Konkurrenten halten Duncan Jones und Co. die Einzelheiten der Handlung streng unter Verschluss. Man kennt die Darstellerliste, die aber wie im Fall von Star Wars: Episode 7 aus relativ unbekannten oder brandneuen Gesichtern besteht. Dominic Cooper, Paula Patton, Travis Fimmel - kann man kennen, musste man bisher aber auch nicht. Ein Name sticht dabei jedoch ins Auge: Ben Foster (Pandorum) spielt den Zauberer Medivh.
Medivh ist in der Warcraft-Historie eine der wichtigsten Persönlichkeiten, der gemeinsam mit dem Ork-Hexenmeister Guldan das dunkle Portal öffnet - und damit den Konflikt zwischen Allianz und Horde einleitet, der seither die Handlung der Spiele bestimmt. Auf diesen Konflikt soll sich auch der Film konzentrieren, wird also bekannte Superfieslinge (Lichkönig, Todesschwinge, Sargeras) aussparen.
Duncan Jones begründet diese Entscheidung wie folgt: »Wir wollen den Film auch für diejenigen Zuschauer interessant machen, die bisher noch keines der Spiele ausprobiert haben«. Man suche also die perfekte Balance aus Fanservice und Einsteigerfreundlichkeit. Ein bisschen also, wie Blizzard auch ihre Spiele konzipieren. Für komplexere Geschichten ist immerhin auch später noch Zeit - Warcraft soll (im Erfolgsfall) nur der Auftakt für eine ganzes Franchise werden. Hoffen wir, dass es dafür nicht schon zu spät ist.
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