World War Z - Interview mit Regisseur Marc Forster und Produzentin Dede Gardner

Wir trafen Regisseur Marc Forster und Produzentin Dede Gardner und sprachen unter anderem über das neue Ende und die ungeschnittene Version des neuen Zombie-Kinofilms World War Z.

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World-War-Z-Regisseur Marc Forster. World-War-Z-Regisseur Marc Forster.

GameStar: World War Z ist einerseits ein recht typischer Zombiefilm, ist aber irgendwie doch anders. Was war dabei genau Ihr Hintergedanke?

Marc Forster: Man bekommt ja selten die Gelegenheit, einen solchen Blockbuster in Hollywood zu machen. Besonders einen, bei dem man das Gefühl hat, dass er auf zwei Ebenen abläuft. Brad Pitt hat mir das Buch geschickt und es hat mir sehr gefallen. Außerdem wollte ich auch schon immer mit ihm arbeiten. Und Zombies sehe ich generell als beste Metapher im Kino.

Ich mochte schon die frühen Romero Filme mit ihren sozialpolitischen Ansätzen. Also sah ich das Ganze als wirklich einzigartige Möglichkeit. Hinzu kommt noch, dass Brad Pitt selber auch noch nie einen solchen Film gemacht hat. Gerade in den letzten Jahren hat er ja eher etwas kleinere Arthouse Filme gedreht. Es war also eine tolle Möglichkeit für uns beide, um einmal etwas anderes zu machen.

GameStar: Wie viele schlaflose Nächte hat Ihnen der Film bereitet?

Marc Forster: Nicht so viele, wie man vielleicht denkt. Wir hatten ein bisschen Pech mit der Presse, in Hinsicht darauf, was über den Film geschrieben wurde. Aber das meiste entsprach nicht der Wahrheit, also hat es mir auch keine schlaflosen Nächte bereitet. Wir haben das Ende neu gefilmt, weil ich es so wollte. Es entsprach eher meiner Vorstellung.

Meine Filme sind generell eher ruhiger und reflektierender. Anstatt, wie in den meisten Blockbusterfilmen, am Ende noch etwas Größeres zu bieten, wollte ich das anders machen. Ich hatte nicht das Bedürfnis danach, den Film mit einem Big Bang zu beenden. Ursprünglich gab es noch eine Riesenschlacht in Russland, aber es passte meiner Meinung nach nicht.

GameStar: Mit dem jetzigen Ende besteht eine recht offensichtliche Möglichkeit, einen zweiten Teil zu machen. Könnten Sie sich das vorstellen?

Marc Forster: Ich bin offen dafür. Aber es kommt natürlich darauf an, wie dieser Film läuft. Und meine eigenen Gefühle spielen auch eine Rolle. Nach Ein Quantum Trost hätte ich mir nie vorstellen können, noch mal einen Bond Film zu machen.

World War Z - Deutscher Trailer #2: Die Zombies kommen! Video starten 2:30 World War Z - Deutscher Trailer #2: Die Zombies kommen!

GameStar: Sie sagten, Zombies seien eine der besten Methaphern im Kino. Wofür stehen sie Ihrer Meinung nach?

Marc Forster: Für mich gibt es ganz verschiedene Metaphern. Eine davon ist sicherlich, dass wir uns einander heutzutage nicht mehr so bewusst sind und uns eher mit unseren technischen Geräten auseinandersetzen. Ob es das iPad ist oder der Laptop. Wir versteifen uns auf das Gerät und kommunizieren nicht mehr mit den Menschen um uns herum. Wir kommunizieren durch diese Geräte zwar mehr miteinander, distanzieren und gleichzeitig aber auch voneinander.

Und dann kommt für mich die Theorie der Schwärme hinzu. Ich habe mich schon als Kind sehr mit Schwärmen von Fischen oder Ameisen beschäftigt und fand dieses Phänomen immer sehr faszinierend. Ich finde diese Schwärme, in denen sich die einzelnen in der Masse verlieren, geben ein sehr starkes Bild ab.

Also fand ich, dass ein Tsunami von Zombies sicherlich toll aussehen würde. Für mich ist die Metapher hierbei, dass wir immer mehr Menschen und immer weniger Ressourcen haben. Das kommt für mich in der Szene zum Ausdruck, in der die Zombies übereinander hinwegsteigen und immer nur an der Wand empor. Jeder ist sich selbst der Nächste und es geht nur noch ums Überleben.

GameStar: Was ist so faszinierend an Zombies?

Marc Forster: Wir leben in einer Zeit des Umschwungs. Die Menschen haben Angst vor der Zukunft, ob es nun wirtschaftlich ist oder die Umwelt betrifft. Alles ändert sich. Ich glaube, dass die erneute Beliebtheit von Zombiefilmen auf die Zukunftsangst der Menschen zurückzuführen ist.

GameStar: Wie haben Sie entschieden, was Ihre Zombies aussehen sollen?

Marc Forster: Ich habe schon Monate vor Drehstart angefangen, mit Tänzern zusammenzuarbeiten. Ich habe deren Bewegungen studiert. Außerdem habe ich mich an jemanden erinnert, der einen epileptischen Anfall hatte. Diesen Krampf habe ich in die Entwicklung vom Biss zum Zombie mit einfließen lassen. Es war mir wichtig, dass die Venen und die Augen einer gebissenen Person sich zuerst verändern. Denn am Ende sind die Augen ja doch der Spiegel zu unserer Seele. Ich habe auch viel mit dem Zähneklappern gearbeitet.

Es gab ein paar Movement Artists, die sich unglaublich toll bewegen konnten. Es war mir wichtig, möglichst viel real zu filmen. Natürlich gab es auch CG, aber eine gewisse Portion Realismus lag mir am Herzen.

GameStar: Würden Sie sagen, dass die Zombies komplett Ihrer eigenen Vorstellung entsprechen, oder haben Sie sich auch von anderen Zombiefilmen inspirieren lassen?

Marc Forster: Ich habe versucht, mir noch mal alle Filme anzuschauen und habe dann immer gesagt, dass wir es anders machen müssen. Das war mir wichtig. (lacht).

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GameStar: Gibt es Grenzen des Zumutbaren für den Zuschauer, die Sie bewusst nicht gebrochen haben?

Marc Forster: Ich wollte, dass sich der Zuschauer schon »on the edge of his seat« befindet und dass es eine gewisse Intensität des Films gibt.

GameStar: Aber es fließt verhältnismäßig wenig Blut. Lag das auch an dem angestrebten Rating?

Marc Forster: Ja, bei einem Film mit einem solchen Budget musste er in den USA natürlich als PG13, also als Film frei ab 13 anlaufen. Es wird aber einen »unrated cut« geben, da fließt dann mehr Blut. Dass viel Gemetzel der Schere zum Opfer fiel, lag sicherlich an dem Rating Board in den USA, nicht am Studio oder an den Produzenten. Aber, wie gesagt, eine Version mit mehr Gore wird es geben.

GameStar: Wie war Brad Pitt am Set? Muss man sich es so vorstellen, dass die ganze Großfamilie Jolie-Pitt immer anwesend war?

Marc Forster: Nein, er konzentriert sich dann voll auf die Rolle und ist natürlich sehr professionell und fokussiert. Die Kinder waren nur sehr selten am Set. Er konnte auch sehr gut zwischen seiner Rolle als Darsteller und der als Produzent unterscheiden.

GameStar: Ist es nicht ein Albtraum, mit einem solchen Star zu arbeiten, der dann gleichzeitig auch noch Produzent ist? Lässt er sich überhaupt etwas sagen?

Marc Forster: Ja, am Set und als Schauspieler auf jeden Fall. Das ging sehr gut und war überhaupt kein Problem. Als Produzent ist es natürlich was anderes, aber da wird auch über andere Themen diskutiert und es ist eine ganz andere Rangehensweise.

GameStar: Wenn man sich die Filme dieses Jahr so anguckt: Oblivion, Pacific Rim, After Earth, dann sieht es nach einem Endzeitfilm nach dem anderen aus. Wie erklären Sie das?

Marc Forster: Ich glaube, es ist eine Wiederspiegelung der Zeit in der wir leben. Mit der Wirtschaftskrise, der Arbeitslosigkeit in Spanien, Griechenland.. ich glaube, dass es sicherlich eine gewisse Krisenstimmung in der Welt gibt, die momentan herrscht.

GameStar: Gab es schon Reaktionen aus Israel?

Marc Forster: Wir hatten noch keine Vorführung da, aber die Israelis im Film werden alle von israelischen Schauspielern gespielt und bei einigen der Screenings in London waren auch Israelis anwesend. Bis jetzt habe ich weder von der israelischen, noch von der palästinensischen Seite negatives gehört.

GameStar: Wie kam es denn überhaupt dazu , dass Moritz Bleibtreu im Film mitspielt?

Marc Forster: Wir kennen uns schon seit Jahren und ich wollte schon immer einmal gerne mit ihm zusammenarbeiten. Also hab ich ihn einfach gefragt, ob er Lust hätte. Er hat ja auch noch nicht so viele englische Filme gemacht und ich glaube, er hatte Spaß dabei.

GameStar: Nach Monster's Ball hätte man sich wahrscheinlich nicht vorgestellt, dass Sie einen Film wie World War Z drehen würden...

Marc Forster: Nein, vielleicht nicht. Ich gehe da instinktiv vor und nehme die Projekte wahr, die ich als Herausforderung empfinde.

GameStar: Haben Sie dennoch auch das Bedürfnis, wieder kleinere Filme zu drehen?

Marc Forster: Ja, auf jeden Fall, auch das werde ich wieder tun. Man muss immer schauen, was man auch finanziert bekommen kann. Bei Monter's Ball hat es zum Beispiel sechs Jahre gedauert, bis wir den Film finanzieren konnten.

GameStar: Wie sieht es mit deutschen Filmen aus?

Marc Forster: Auch das würde mich reizen. Ich verbringe allerdings die meiste Zeit in Amerika, da ist mein Lebensmittelpunkt. Trotzdem würde mich das interessieren. Aber generell bekomme ich von dem deutschen Kino momentan gar nicht viel mit. Ich versuche, den Weltmarkt im Blick zu haben, aber es kommt immer darauf an, was in den USA rauskommt.

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