Wir sind ein digitaler Gott unter 32 Sterblichen. Beim Sprint durch die Korridore eines ausgebrannten Gefängnisses im chinesischen Kunlun-Gebirge sehen wir unsere Feinde auch durch Wände hindurch. Sobald sie um die Ecke biegen, bringen wir sie binnen eines Herzschlags mit präzisen Kopfschüssen zu Fall. Noch dazu sind wir auf der Map »Operation Spind« von Battlefield 4 immer genau da, wo unser Team uns braucht, auf einer kleinen Übersichtskarte beobachten wir nämlich den kompletten Schlachtverlauf.
Virtuell allmächtig, so muss sich Neo in der Matrix gefühlt haben. Gekostet hat uns der Aufstieg zum Gott 15 Euro. Wir cheaten in Battlefield 4 - und nichts und niemand hält uns auf. Okay, wir fühlen uns schmutzig. So schmutzig, als hätten wir gerade von der verbotenen Keksdose genascht oder heimlich eine Zigarette geraucht: Cheaten bereitet uns ein Hochgefühl, das fast schon an einen Drogenrausch erinnert - aber es ist falsch, zutiefst falsch. Weil es ehrlichen Spielern den Spaß verdirbt, das Spiel für sie kaputt macht.
Das schlechte Gewissen alleine scheint viele Schummler jedoch nicht aufzuhalten, um das Betrügen in Onlinespielen hat sich eine regelrechte Schattenindustrie entwickelt: Professionelle Cheat-Tools gibt's zu kaufen, Tausende Spieler greifen zu - und machen ihren Gegnern das Leben zur Hölle.
Zugleich ist das bewusste Betrügen ein Thema, über das die meisten Publisher so gerne sprechen wie über eine Darmspiegelung. Riot Games, die Macher von League of Legends, entscheiden sich »aus Sicherheitsgründen« gegen ein Interview. Der Battlefield-Entwickler Dice ist laut Electronic Arts zu beschäftigt damit, Bugs zu beheben, um auch noch über Schummler Auskunft zu geben. Und Activision Blizzard gibt gleich gar keine Gründe dafür, warum man unsere Fragen zu Call of Duty nicht beantworten will.
Ein heikles Thema
Die Pressestellen sprechen von einem »heiklen Thema«. Kein Wunder, die Hersteller wollen den Anschein erwecken, dass sie Betrüger aktiv und erfolgreich bekämpfen. Alles gut, hier gibt's keine Cheater, bitte weitergehen! Zugleich wurzelt die Schweigsamkeit tatsächlich in Sicherheitsbedenken.
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