Castle Fight - Browserspiel des Tages - Verlockende Grundidee ohne Fantasie

In den letzten Wochen haben wir Ihnen Browserspiele vorgestellt, die sich auf dem deutschen Markt etabliert haben. Im letzten Teil unserer Serie dreht sich alles um das Strategiespiel Castle Fight.

In den letzten Wochen haben wir Ihnen Browserspiele vorgestellt, die sich auf dem deutschen Markt etabliert haben. Im letzten Teil unserer Serie dreht sich alles um das Strategiespiel Castle Fight.

Castle Fight kommt zäh wie Schweinsleder daher, vor allem, wenn man das Pendant derselben Entwickler Pirates 1709 kennt, das etwas zügiger aus den Startlöchern kriecht und einem nicht den vollkommenen Unsinns-Klickschweiß auf die Stirn treibt.
Die Zeit der Kreuzzüge ist zwar nach Holy War immer noch spannend, verbraucht sich mittlerweile aber allzu schnell. Dennoch: Das Spiel ist „liebevoll“ und professionell gestaltet – nur leider nicht sonderlich benutzerfreundlich und – man möge es mir verzeihen oder auch nicht – außerordentlich langweilig.

Onkel Rotkreuz hat ne Farm

Der Held, ein Hängengebliebener aus dem Ersten Kreuzzug, hat es sich in der Pampa gemütlich gemacht, ein Haus gebaut und ein Feld bepflanzt. Das bringt schon erste, sehr sehr geringe Nebeneinnahmen. Also werden die Bewässerungssysteme nach bestem Wissen und Gewissen ausgeweitet und auch noch eine Fischerei angelegt, um den Umsatz zu steigern. Mit den ganzen, vielfältigen Stufen bzw. Ergänzungen (bis zu 10 allein in der Fischerei) dürfte Ihr Grundkapital erst einmal erschöpft sein – Ihre Maushand aber auch. Immerhin bekommen Sie nach dem komplett ausgebauten Feld und der Fischerei einmal 20 Denar und einmal 71 Denar, und das theoretisch jede halbe Stunde. Nur werden die nicht automatisch gutgeschrieben, sondern Sie müssen von Ihnen „manuell“ per Klick abgeholt werden, und das immer und immer wieder, und das 24 Stunden am Tag. Das ist nicht nur ätzend, sondern absolute Quälerei für die Spieler – ich unterstelle einfach mal eine gewisse Bösartigkeit des Entwicklerstudios, denn an Unbedarftheit und Unkenntnis der Materie kann es nicht liegen. Für mich sieht das – milde gesagt - nach purem Hohn aus. (Ähnlich ist es übrigens auch beim Kiez-King-Spiel.) Bei allen weiteren wirtschaftlichen Faktoren wie der Weberei, der Schweinezucht und dem Kürschner wird das wenige Geld zwar automatisch alle drei Stunden gut geschrieben – ich verstehe bei Feld und Fisch aber den (strategischen) Hintergrund nicht ganz; außer, dass man täglich mehrmals auf die Seite gelockt werden soll.

Denn Sie wissen nicht, was der andere tut

Weil Sie eine kleine, funktionierende Siedlung nebst Festung aufgebaut haben, was zugegebenerweise seine Zeit dauert und zum Teil wegen der Ungleichheit „Einnahmen vs. Nebenkosten“ nicht immer im gedachten und vorgegeben Rahmen verläuft, fangen Sie an, nachdem Sie sich ein Gestüt oder Schiff zugelegt haben, in kleinem Maße - mit Pferden - und später in größerer Konstellation - mit Galeeren und Karawanen – zu handeln. Weihrauch und Salz sind die Favoriten. Dafür müssen Sie allerdings Spezialisten anheuern – alles hat in diesem Spiel seinen sauer verdienten Preis. Mit ausgebildeten Tempel-Rittern überfallen Sie dann später auch reale Gegner. Hier schlägt das bewährte Eine-Formation-schlägt-zwei-andere-Konzept zu, wie es bereits in „Western-Klassikern“ der Browsergames (Rangers Land, The West) verwendet wurde. Insgesamt gibt es fünf Formationen, in denen Sie plündern oder eine Siedlung übernehmen. Haben Sie eine Siedlung klargemacht, müssen Sie noch einen Statthalter festlegen, doch es gehen Ihnen die Level-Punkte der Produktionsstätten verloren, auch wenn Sie nun Ihnen gehören – hier lockt der ewige Adam.

Castle Fight becirct mit einer verlockenden Grundidee, die jedoch emotionslos und mit wenig Fantasie umgesetzt wurde. Hier wird sich an ein starres Grundgerüst gehalten, das keine Ambivalenzen zulässt; eine Abweichung von der Norm und der vorgegeben Strategie kann hier schon das Verderben für den „ausgebrannten Helden“ bedeuten. Und das gibt maximale Abfuckpunkte.

Fazit: Auch wenn der Ansatz überzeugend wirken könnte – letztendlich werden die Spieler hochgenommen. Und das kann’s nicht sein. Diese halbstündliche Strategie, seine Kohle abholen zu müssen, mag bei dem einen oder anderen vielleicht aufgehen, und auch das Bestreben, möglichst schnell ein kleines osmanisches Königs- und Handelsreich zu gründen... Mit einem sinnigen Spielspaß hat das aber nichts mehr zu tun. Im Grunde genommen ist das Spiel schnell aufgedröselt: kaufen Sie Coins, um Ihre Gebäude ohne Zeitverlust auszubauen; jede Gebäudestufe kostet einen Coin. Und die sind schnell verbraten. Liebe Entwickler, das habt Ihr bei Pirates 1709 besser hinbekommen – also Köpfe zusammengesteckt und bessere Pläne ausgeheckt (oder sich selbige eingeschlagen)!

Name:

Castle Fight

Website:

Sprache:

Deutsch

Genre:

Strategie

Präsentation:

+++

Zugänglichkeit:

++

Spielspaß:

++

Downloadclient:

nein

Premium:

ja

Zeitaufwand:

sehr hoch

Lästerfaktor:

+++

Alle bisher getesteten Browserspiele finden Sie in der Übersicht.

Gerald Meyer, Jahrgang 1975, ist freiberuflicher Autor; zuletzt erschien von ihm Das Abandonware-Lexikon . Meyer war Gründer des "G. Meyer Taschenbuch Verlag", in dem insgesamt 52 Titel erschienen sind, u. a. Klassiker-Neubearbeitungen, vorwiegend jedoch Newcomer aus dem Underground. Er ist Mitglied im Komitee des Kurd-Laßwitz-Preises. Website: www.geraldmeyer.de

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