Miitomo - Eine effektivere Datenkrake als Facebook?

Mit Miitomo hat Nintendo seinen Einstieg in die Welt der Mobile-Applikationen gefeiert. Doch das Social-Chat-Programm sammelt allerlei persönliche Daten seiner Nutzer - anders als Facebook, das sich größtenteils nur ungenaue Verhaltensdaten aneignet. Wie reagiert die Werbe-Branche?

Nintendo legt mit Miitomo für die Werbebranche hochgradig relevante Persönlichkeitsprofile seiner Nutzer an. Nintendo legt mit Miitomo für die Werbebranche hochgradig relevante Persönlichkeitsprofile seiner Nutzer an.

Hat Nintendo mit seiner Miitomo-Applikation die Tür zu einer effektiveren Art des Datensammelns geöffnet? Dieser Frage widmet sich der Marketing- und Werbe-Fachmann Jason Burby in eine Gastbeitrag auf Venture Beat. Dabei vergleicht er die Art der Daten, die Nintendo von seinen Nutzern erfragt, mit jenen, die von sozialen Netzwerken wie Facebook gesammelt werden.

Persönliche Daten kontra Verhaltensdaten

Burby erkennt hier einen deutlichen Unterschied: Während Facebook sich größtenteils Verhaltensdaten seiner Nutzer aneignet, sind es bei Miitomo persönliche Daten - nicht zu verwechseln übrigens mit privaten Daten wie Schulabschlüssen, Vorstrafen und ähnlichem.

Die persönlichen Details fragt Miitomo bei der Charakter-Erstellung ab - vorgeblich, um dem Nutzer passende Chat-Partner für seinen Mii-Avatar zuordnen zu können. Gestellt werden zum Beispiel Fragen zur Lieblingspizza, den bevorzugten Übungen im Fitnessstudio und der liebsten Beschäftigung zum Stressabbau. Alles Dinge, die Menschen gerne mitteilen, weil sie diese Daten nicht als kritisch ansehen.

Soziale Netzwerke stoßen an ihre Datengrenzen

Laut Burby kommt es jedoch selten vor, dass derartige Informationen über Facebook geteilt werden. Soziale Netzwerke können ihm zufolge höchstens feststellen, dass jemand hin und wieder irgendeine Pizza isst oder regelmäßig ins Fitnessstudios geht - die Details bleiben jedoch im Verborgenen. Doch gerade diese Details könnten für die Werbebranche Gold wert sein, so der Marketing-Experte.

Als Beispiel wählt Burby einen 50-jährigen Fischer, der seit seinem fünften Lebensjahr Fliegenfischen als Hobby hat, alle guten Angelstellen kennt und sämtliche Ausrüstung hat. Facebook könne hier vielleicht gerade einmal erkennen, dass er ein begeisterter Angler ist - dennoch sei jedwede Werbung dafür überflüssig: Der Fischer setze einfach nie einen Fuß in einen Fliegenfischer-Laden und kaufe auch keine Ausrüstung. Weil er eben bereits alles Besitze.

Durch Verhaltensdaten könne man ihn nicht als Naturburschen identifizieren, so der Werbe-Profi weiter - eine App wie Miitomo benötige dazu jedoch nur ein paar simple und persönliche Fragen zu trivial erscheinenden Dingen.

Nintendo keine traditionelle Datenkrake

Burby nennt anschließend noch weitere Beispiele, darunter die traditionellen Beilagen einer Familie beim Thanksgiving-Essen als wichtige Information für ihren Stammsupermarkt, und schließt daraus, dass Nintendo ein für die Werbebranche hochgradig relevantes Profil eines jeden Miitomo-Nutzers angelegt habe. Teilen oder monetär nutzen werde das Unternehmen diese Daten aufgrund seiner Unternehmensphilosophie jedoch nicht.

Allerdings, da ist sich Burby sicher, werden nach dem Miitomo-Erfolg weitere Unternehmen auf den Zug des Sammelns persönlicher Daten aufspringen und diese für Werbezwecke nutzen. Und dann werde es interessant sein zu sehen, wie sich diese Daten im Vergleich zu den bisher gesammelten Verhaltensdaten im Bezug auf die Werbe-Effektivität schlagen.

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