Seite 2: Das Darknet - Mehr als nur illegaler Schwarzmarkt

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Zugang zum Darknet

Ein einfacher Zugang zum Darknet ist die Installation eines Tor-Browsers. Mit diesem lässt es sich auch ganz normal im gewohnten Internetbereich surfen - nur eben anonym. Nach der Installation muss nicht einmal mehr viel eingerichtet werden, der Browser nimmt automatisch Kontakt zum Tor-Netzwerk auf und leitet die Anfragen folglich erst durch die anonymisierenden Tor-Server. Zusätzlich steht so der Weg offen in die »Hidden Services des dunklen Netzes.

Diese Grafik zeigt die Tor-Arbeitsweise: Ein Verzeichnisserver gibt Zugang auf die nutzbaren Tor-Knoten, die Route wird dann über drei Knoten aufgebaut, wobei diese alle 10 Minuten geändert werden. (Bild: Saman Vosoghi, Wikipedia) Diese Grafik zeigt die Tor-Arbeitsweise: Ein Verzeichnisserver gibt Zugang auf die nutzbaren Tor-Knoten, die Route wird dann über drei Knoten aufgebaut, wobei diese alle 10 Minuten geändert werden. (Bild: Saman Vosoghi, Wikipedia)

Soll beim Surfen nicht nur der Browser, sondern am besten der ganze Rechner sicher und anonym ins Netz gehen, reicht ein Tor-Browser nicht mehr aus. Es gibt aber ganze darauf spezialisierte Linux-Distributionen.

Eine sehr einsteigerfreundliche Lösung ist das bereits erwähnte Tails. Die ISO kann kostenlos geladen werden und lässt sich anschließend zum Erstellen eines bootfähigen USB-Sticks oder einer DVD nutzen. Wir raten zum USB-Stick, selbst preiswerte Sticks arbeiten immer noch deutlich flotter als eine träge DVD. Bei Tails wird nicht nur der Browser-Verkehr anonymisiert sondern jede Internetanfrage von installierten Programmen. Versucht ein Programm, die Anonymisierung zu umgehen, wird dieser Internetverkehr komplett geblockt.

Tails umfasst neben dem Browser auch zahlreiche weitere Tools, beispielsweise um Laufwerke zu verschlüsseln. Das Live-System auf dem USB-Stick nimmt keine Änderungen an der Software des genutzten PCs vor, sodass auch auf unbekannten Systemen anonym und sicher gesurft werden kann.

Ohne weitere Wegweiser fühlt sich ein unbedarfter Darknet-Nutzer allerdings wie die Internetpioniere vor der Erschaffung von Suchmaschinen. Ohne die Namen von Domains mit der Endung .onion bleibt das Netz dunkel. Als Quasi-Tutorial lässt sich die Seite Hidden Wiki unter der Adresse kpvz7ki2v5agwt35.onion nutzen. Dort finden sich einige nützliche Links wie das Onion-Wiki.

Schwarzmarkt Darknet

Wer nun illegale Angebote suchen will, muss dafür ebenso unbeirrt forschen wie in der echten Welt. Denn letztlich unterscheidet sich der Handel mit illegalen Gegenständen wie Waffen oder Drogen im Internet kaum von dem in der echten Welt: Ohne Kontakte oder die richtigen Adressen bleibt der Erfolg aus.

Warum allerdings dunkle Spelunken, öffentliche Parkanlagen, Hinter- und sogar Schulhöfe noch nicht von der Politik als rechtsfreier Raum bezeichnet wurden, bleibt wohl weiter unklar. Denn dort finden ebenso illegale Geschäfte statt, oft direkt vor den Augen der Öffentlichkeit.

Waffenhandel im Darknet ist keine Erfindung der Medien oder paranoider Politiker. Waffenhandel im Darknet ist keine Erfindung der Medien oder paranoider Politiker.

Im Internet ist der Kontakt natürlich weniger persönlich, auch die Übergabe der gehandelten Gegenstände erfolgt nicht direkt auf die Hand. Der Handel im Darknet unterscheidet sich auch von Onlineversendern - so werden die gehandelten Waren bevorzugt mit Bitcoin und anderen Kryptowährungen bezahlt, da sich diese nicht nachverfolgen lassen. Das Bargeld der Online-Generation also quasi. Versandt wird an gekaperte Packstationen von DHL - Zugang zu diesen gibt es, man ahnt es bereits, ebenfalls im Darknet.

Eine aktuelle Studie der Firma RAND Europe ergab, dass der Handel mit illegalen Drogen im Internet beziehungsweise dem schwerer erreichbaren Darknet stetig ansteigt. Dennoch ist das Verkaufsvolumen im Vergleich mit dem gesamten Handel illegaler Drogen dort noch immer verschwindend gering.

So gingen laut RAND Europe alleine im Januar diesen Jahres Drogen im Wert zwischen 10,5 und 18,6 Millionen Euro über den virtuellen Darknet-Ladentisch, bezahlt primär mit Krytowährungen wie Bitcoin. Auch wenn diese Zahlen nicht wirklich klein scheinen, im Vergleich zum geschätzten monatlichen Gesamt-Drogenumsatz in Höhe von 2,3 Milliarden Euro (nur auf dem europäischen Kontinent übrigens) wirken diese Summen aber verschwindend gering.

Weed gegen Bitcoin: Die 2014 geschlossene Silk Road wurde inzwischen von zahlreichen Nachfolgern in der Popularität überholt. Weed gegen Bitcoin: Die 2014 geschlossene Silk Road wurde inzwischen von zahlreichen Nachfolgern in der Popularität überholt.

Immer öfter klicken sich Käufer illegaler Gegenstände komfortabel durch Shopping-Webseiten, die an Amazon erinnern. Eines der größten Tor-verschlüsselten Handelshäuser namens Silkroad wurde 2014 von Ermittlern des FBI und Europol spektakulär geschlossen, die Betreiber zu Haftstrafen verurteilt.

Ersten Ermittlungen zufolge hat der Täter von München den Wunsch nach einer Pistole dennoch in Darknet-Foren und -Chats kundgetan. Dem modernen Equivalent zum verräucherten Hinterzimmer aus alten Krimis. Trotzdem ist der Kauf illegaler Gegenstände wie Drogen oder Waffen per Darknet deutlich bequemer und bislang offenbar sicherer als über klassische Beschaffungsmethoden.

Passend dazu beschreibt ein Lagebericht des BKA zum Thema Cybercrime eine immer stärker zunehmende »Verlagerung von Delikten aus der analogen in die digitale Welt«. Über das Darknet heißt es vom BKA, man stelle fest, dass innerhalb des Darknets eine Vielzahl krimineller Handelsplattformen gegründet worden seien, die dem Modell der legalen Onlinehändler folgen.

Dennoch ist das BKA in der aktuellen Darknet-Diskussion sehr zurückhaltend geblieben. BKA-Chef Münch ist sich laut eigener Aussage bewusst, dass das Darknet wichtig für die Kommunikation von politisch verfolgten Menschen ist und nicht nur dem illegalen Handel diene.

Und während der eine oder andere Politiker versucht mit Rufen nach einem Verbot Aufmerksamkeit zu erzeugen, stellt ein Sprecher des Innenministeriums klar, das Darknet an sich sei weder gut noch böse. Es ist eine neutrale Technologie, die - wie praktisch jede andere - sowohl legal als auch illegal genutzt werden kann.

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