Wie hoch ist der Input Lag?
Durch die unumgängliche Kommunikation per Netzwerk zwischen Server und Client ist das Spielgefühl bei jeder Art von Streaming weniger direkt als beim Spielen am PC selbst. Geforce Now ist davon stärker betroffen als Streaming-Varianten für das Heimnetzwerk wie Steams In-Home-Streaming oder die Xbox App unter Windows 10, da wie eben beschrieben zusätzlich der Umweg über Server im Internet nötig ist.
Erfreulicherweise merkt man davon aber erstaunlich wenig, unserer Erfahrung nach spielt es sich mit Geforce Now ohne das ständige Gefühl, das Spiel reagiere träge auf Befehle. Die Verzögerung zwischen Steuereingaben und der tatsächlichen Bewegung der Spielfigur ist beim Spielen per Geforce Now zwar höher als beim direkten Spielen am Rechner oder der Konsole, die meisten Titel sind aber dennochgut spielbar.
Dieser Eindruck wird auch dadurch begünstigt, dass sich viele Spiele aus der Geforce Now-Bibliothek gut für die Steuerung per Controller eignen. Denn im Vergleich zum sehr direkten Spielgefühl per Maus und Tastatur ist bei der Steuerung per Controller ein gewisser Input Lag tendenziell etwas besser zu verschmerzen. Das liegt unter anderen an den »Deadzones« der Analogsticks, die ganz bewusst dafür sorgen, dass nicht jede kleinste Bewegung der Sticks sofort in eine entsprechende Bewegung der Spielfigur umgesetzt wird, damit man sich nicht aus Versehen in eine falsche Richtung bewegt – mit einem Controller erwartet man einfach nicht die absolut verzögerungsfreie Reaktion einer Eingabe per Maus oder Tastatur.
Wie störend der geringe, aber vorhandene Input Lag wahrgenommen wird, hängt allerdings auch vom subjektivem Empfinden und vom jeweiligen Spiel ab. Während es in den eher weniger anspruchsvollen Titeln der Lego-Reihe nicht unbedingt darauf ankommt, dass jeder Steuerbefehl genau so direkt und exakt wie bei Counter Strike auf dem PC umgesetzt wird, verzeiht eine Combo in Ultra Street Fighter IV zu ungenaue Befehle dagegen nicht.
Ebenfalls ein wichtiger Faktor: Die Qualität der Netzwerk- und Internetverbindung. Wir hatten mit einer 1000-Mbit-Leitung im Büro und mit einer 16 Mbit-Leitung in der privaten Wohnung jeweils von München aus bei einer Kabelverbindung zum Router einen guten Ping zum Server in Frankfurt von etwa 15 beziehungsweise 35 Millisekunden, wobei Nvidia selbst 60 Millisekunden oder weniger empfiehlt.
Sollte es an irgendeiner Stelle der Verbindung Störungen geben (von Geforce Now, vom Internet-Provider oder von ihrem Heimnetzwerk aus) und dieser Wert überschritten werden, kann die Verzögerung auch so stark ansteigen, dass das Spielen keinen Spaß mehr macht. In unseren Tests ist das aber nur sehr selten und meist durch unser Heim- oder WLAN-Netzwerk bedingt worden, generell sind die Verzögerungen bei Geforce Now (und den angebotenen Spielen) ein geringeres Problem, als wir im Vorfeld erwartet hatten..
Wie gut ist die Bildqualität?
Wie beim Input Lag spielt auch im Falle der Bildqualität Ihre Internet- und Netzwerkverbindung eine entscheidende Rolle. Sie können nämlich nur bedingt selbst entscheiden, in welcher Auflösung der Videostream von Geforce Now läuft. Stattdessen wird das größtenteils automatisch abhängig von Ihrer Internetverbindung festgelegt. Das Maximum liegt bei 1080p und 60 Bildern pro Sekunde, das Schlechteste, was wir im Test zu sehen bekommen haben, war dagegen 540p mit 30 fps.
Es gibt zwar ein rudimentäres Einstellungsmenü zur Streamqualität, in dem Sie die Bilder pro Sekunde auf 30 oder 60 fps und die maximale Auflösung auf 720p oder 1080p festlegen können, die Bandbreite Ihrer Internetverbindung hat aber doch immer das letzte Wort. Während 100 Mbit für flüssiges Streamen in 1080p und 60 fps meist problemlos ausreichten, wurde die Auflösung im heimischen Netzwerk mit 16 Mbit trotz anderer Einstellungen häufig auf 720p und 60 Bilder pro Sekunde reduziert. Bei sehr guten Netzwerkbedingungen waren auch mal 1080p drin (etwa in Risen 2, wenn auch nur mit 30 fps), manchmal aber wiederum nur 540p.
Dieses Vorgehen gilt dabei generell für Geforce Now: Um ein möglichst flüssige Spielgefühl zu ermöglichen, reduziert sich erst die Auflösung des Streams, bevor die Bilder pro Sekunde gesenkt werden. Schwankt die Qualität der Netzwerkverbindung stark, kann sich das im Spiel durch etwas störende Wechsel der Bildqualität und der fps bemerkbar machen. So kam es im Test einmal vor, dass wir trotz Kabelverbindung nur eine Auflösung von 540p erreicht haben und die fps-Zahl ständig zwischen 30 und 60 schwankte, wodurch der Spielspaß im Keim erstickt wurde.
Das Problem lag aber nicht bei Geforce Now, sondern bei unserem Heimnetzwerk. Nach einem Neustart des Routers konnten wir Toybox Turbos – ein geistiger Nachfolger des Klassikers Micro Machines – sogar trotz 16 Mbit-Leitung teilweise in 1080p mit 60 Bildern pro Sekunde spielen. Das ist bei dieser Bandbreite aber eher die Ausnahme als die Regel, meist mussten wir mit 720p Vorlieb nehmen.
In 1080p spielt es sich mit Geforce Now natürlich am besten, zumal die Bildqualität des Videostreams dann auf einem ordentlichen Niveau liegt. Die Güte des Originalbilds auf dem PC kann sie aufgrund der erforderlichen Kompression nicht erreichen, allzu groß sind die Unterschiede aber nicht. Ist man das Spielen in 1920x1080 Pixel gewohnt, so wirkt der Stream in 1280x720 Pixel dagegen naturgemäß sichtbar weniger scharf, wer nur eine Internetleitung mit maximal 16 Mbit Bandbreite besitzt, der muss sich also auf gewisse Abstriche bei der Bildqualität einlassen.
Insgesamt kommt Geforce Now damit in Sachen Bildqualität schlechter weg als beim Input Lag, da die Abhängigkeit von einer guten Internetverbindung noch größer ist und manche Spiele in 1080p maximal mit 30 fps laufen (siehe auch die Übersichtstabelle auf Seite sechs). Auf dem PC ist man nun mal ein gestochen scharfes und permanent in derselben Auflösung berechnetes Bild ohne vorgegebene fps-Limitierung gewohnt – da kann der gut, aber doch sichtbar komprimierte und teils in der Auflösung und Bildwiederholrate schwankende Videostream von Geforce Now nicht ganz mithalten.
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