Denkt man heutzutage an Exorzismus, stellt man sich einen ergrauten alten Priester vor, der Weihwasser spritzend, Bibel und Kreuz fuchtelnd vor einem Bett steht und eindringlich befiehlt, das Böse solle sein Opfer verlassen. Das Opfer selbst sieht meist bettlägerig und seekrank aus, schwebt in der Luft, verrenkt sich auf unmögliche Weise und flucht in verschiedenen Stimmlagen (bevorzugt tief grollend), an guten Tagen wird auch noch grüner Schleim hochgewürgt. Ein Klischee, das man ausnahmslos den fünf Teilen von Der Exorzist zu verdanken hat, jener wohl berühmtesten Filmreihe des umstrittenen Themas. Wer den 37 Jahre alten Klassiker vielleicht nicht kennt, kennt zumindest Scary Movie 2, in dem er gnadenlos verwurstet wurde.
Besagten Themas hat sich nun der deutsche Daniel Stamm angenommen, ein Neuling, der sich mit einer Fake-Dokumentation über Selbstmörder einen Namen auf Festivals machen konnte. Das gleiche Prinzip hat er für seine Exorzismusgeschichte beibehalten, denn wie schon A Necessary Death ist auch Stamms zweiter Film Der letzte Exorzismus eine Pseudo-Dokumentation. Mit The Blair Witch Project, Cloverfield und Paranormal Activity klappte das schon dreimal, also wieso nicht mal einen Exorzismus echt aussehen lassen?
Die Story
Cotton Marcus (Patrick Fabian) ist ein überhaus charismatischer Prediger, der sein Leben damit verbringt, Messen zu halten und Menschen Phrasen dreschend von Dämonen zu befreien. Eine Berufung, für die er zutiefst geliebt und himmlisch bezahlt wird, allerdings weiß niemand, dass er in Wahrheit schummelt. Der Sohn eines Priesters glaubt selbst nicht an Gott und hält auch Teufelsaustreibung für Unsinn.
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Aus schlechtem Gewissen, jahrelang gut davon gelebt zu haben, bietet er sich eines Tages einer Filmemacherin an, eine kontroverse Dokumentation über seine Arbeit zu machen. Anhand eines vermeintlichen Exorzismus will er offen legen, dass derartige Hilfe falsch ist und es so etwas wie Dämonen nicht gibt. Aus der vermeintlichen Veranschaulichung wird jedoch böser Ernst, denn ein scheinbar harmloses Farmermädchen (Ashley Bell) entpuppt sich als echte Gefahr.
Mittendrin statt nur dabei
Eines muss man der gefälschten Kamerasicht in Filmen wie diesem lassen: auch wenn es immer verdächtig kinoreif aussieht und vortrefflich geschnitten ist, ist das Prinzip immer effektiv. Egal ob es [Rec], Cloverfield oder die gute alte Hexenjagd in den Berkittsville Wäldern war, es wird immer spannend, Menschen des Nachts mit der Kamera zu verfolgen, die von irgendetwas bedroht werden. Das ist auch einer der gelungensten Aspekte von Stamms Horrordebüt, da es in der Tat immer wieder schaurig ist, die Farm des Mädchens auf gefühlt eigene Faust zu erkunden.
Schade nur, dass die Grusel-Momente letztendlich enttäuschen. Zwar gibt es immer wieder Szenen, die mögliche Schocks einleiten und fürchterlich fiese Überraschungen erwarten lassen, doch seltsamerweise lässt man immer wieder ab. Jedes Mal, wenn es richtig gruselig – und damit für einen Horrorfilm richtig intensiv werden könnte, stoppt der Regisseur und verlegt den Schwerpunkt vom Horrorfilm zum religiösen Drama.
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