Seite 2: J. Edgar - Der Mann, der das FBI war

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Tiefe Falten, hohe Stimme

Von Anfang an fällt es schwer, sich an die deutsche Synchronisation des Films zu gewöhnen. DiCaprio hat seine übliche deutsche Stimme, die zum jungen Hoover gut passt. Später passt sie jedoch nicht mehr. Die versuchte Alterung der Stimme misslingt. Störend ist ebenfalls das Make-Up, denn auch wenn es technisch überzeugend aussieht, irritiert es regelmäßig. Womöglich mag das daran liegen, dass DiCaprio und Hoover ähnliche Gesichtszüge haben. Es fällt oftmals schwer, ihn als die Historienfigur und nicht als Leonardo DiCaprio zu sehen, der ala Eddie Murphy in einem Fatsuit steckt.

Deutscher Trailer zu J. Edgar Video starten 2:20 Deutscher Trailer zu J. Edgar

Leider gibt es noch weitere Faktoren, die J. Edgar schwächeln lassen. Für den Film hatte Clint Eastwood ein vergleichsweise geringes Budget von »nur« 35 Millionen Dollar. Die Knappheit wird sichtbar, denn an vielen Stellen wirkt der Film offensichtlich klein gehalten. Umgebungen werden kaum gezeigt, Perspektiven oft gekünstelt eng gehalten. Dazu stört eine sehr platte Beleuchtung, die in den verschiedenen Epochen nie Atmosphäre aufkommen lässt. Road to Perdition beispielsweise hat dies stärker gegriffen. Elemente, die dem Film in größerer Opulenz, wie es bei The Aviator der Fall war, gut getan hätten.

DiCaprio vs. Eastwood

Der Film ist als Rückblick auf Hoovers Leben inszeniert. Dementsprechend werden nacheinander die wichtigsten Momente in seinem Leben dargestellt. Der Film ist als Rückblick auf Hoovers Leben inszeniert. Dementsprechend werden nacheinander die wichtigsten Momente in seinem Leben dargestellt.

Auffällig ist, dass es nahezu keinen Score gibt. Mit rund 140 Minuten Laufzeit ist der Film ein wahrer Koloss, doch Musik gibt es nur selten. Da der Film in erster Linie aus ruhigen Unterhaltungen ohne größere Konflikte besteht, zieht er sich demnach sehr. Gibt es Konflikte, fallen diese durchaus stark aus. DiCaprio, der den Film fast gänzlich allein dominiert, hat bewegende Momente mit dem guten Co-Star Armie Hammer (der Zwilling aus The Social Network) und Bond-Chefin Judi Dench. Leider fallen nur wenige Szenen als herausragend gut auf; meist spielt ein exzellenter DiCaprio gegen eine nur mäßige Umsetzung der Handlung.

Anders als bei Million Dollar Baby und Gran Torino schafft Regisseur Clint Eastwood es nicht, das Niveau der besten Szenen über die ganze Laufzeit zu halten. Immerhin gelingt es ihm, einen umfangreichen und fairen Überblick über Hoovers Leben zu schaffen. Alle wichtigen Elemente werden abgehandelt und mit Respekt eingefangen. Der Film gibt keine Meinung vor, überlässt dies dem Zuschauer. Rückblickend macht ein kleiner Twist am Ende alles zuvor gesehene sogar noch ein Stück interessanter.

Fazit

Christian Mester: J. Edgar ist ein solides Biopic über einen der mächtigsten Männer der US-Geschichte. Leonardo DiCaprio ist einmal mehr hervorragend, kann darin aber leider nur selten wirklich glänzen. Eine zu dokumentarische Vorgehensweise schafft unnötige Längen, Potenzial bleibt ungenutzt. Dazu sind Make-Up und Vertonung äußerst gewöhnungsbedürftig. Der Film lohnt sich bei Interesse an der Historienfigur und Darsteller DiCaprio, als Kinoerlebnis allein, fällt J Edgar zu dünn aus.

(Zusammen mit den Kollegen des Filmmagazins bereitsgesehen.de stellt GameStar wöchentlich einen neu im Kino angelaufenen Film vor.)

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