Seite 2: Django Unchained - Western von gestern

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Dr. King Schultz

Der Film Django Unchained schreckt nicht vor Gewalt zurück. Der Film Django Unchained schreckt nicht vor Gewalt zurück.

Quentin Tarantino greift für die Rolle des Dr. King Schultz tief in die Mottenkiste der Italowestern. Vorbild war der amerikanische Schauspieler Lee van Cleef, der ab Ende der Sechziger in Filmen wie ›Sabata‹ oder ›Der Tod ritt dienstags‹ gerne Rollen als Kopfgeldjäger und Ersatzväter für junge Cowboys übernahm. Christoph Waltz macht aus der Rolle wie in Inglourious Basterds eine One-Man-Show. Im Gegensatz zu sonst eher schweigsamen Westernhelden quatscht er seine Kontrahenten voll, bis sie fast genervt sind. Durchaus gewollt degradiert er dabei Django in der ersten Hälfte des Films zum Sidekick.

Waltz liefert sein gesamtes Repertoire: Von einer väterlichen Respektsperson über den gebildeten Charmeur bis zum Revolverhelden. In jeder Szene darf Waltz eine neue Facette zeigen. Allerdings zeigt sich auch, dass Tarantino ihm eine Best-of ins Drehbuch geschrieben hat. Wenn Schultz sich listig durch gefährliche Situationen schummelt oder einen Wutausbruch bekommt, meint man, eine etwas altmodisch angezogene Gutmensch-Variante von Hans Landa zu sehen. Einen Oskar wird er trotz Nominierung dafür vermutlich dieses Mal nicht bekommen, sehenswert ist das aber allemal, vor allem für Fans von Inglourious Basterds.

Der Soundtrack hat bei Tarantino-Filmen immer einen besonderen Stellenwert. Wie man es sich denken kann, werden wieder eine Menge Ennio-Morricone-Stücke recycelt. Ansonsten gibt es für Western eher ungewohnte Töne: 2Pac und auch James Brown sind etwa zu hören. Einen Ausflug in die Sechziger und Siebziger gibt es mit ›Freedom‹ von Richie Havens und ›I Got a Name‹ von Jim Groce.

Clip zu Django Unchained Video starten 1:23 Clip zu Django Unchained

Zweite Hälfte, neuer Fokus

In der zweiten Hälfte des Films nimmt Tarantino Christoph Waltz etwas zurück. In den Vordergrund treten neben einem gereiften Django der von Leonardo diCaprio gespielte Plantagenbesitzer Candie und dessen Haussklave Stephen, der von Samuel L. Jackson gemimt wird. Während man diCaprio den verrückten kleinen selbstzentrierten König seiner eigenen Welt abnimmt, überrascht vor allem Jackson. Er macht aus seiner Darstellung des Haussklaven eine Mischung aus Teufel und Glöckner von Notre Dame. Damit füllt er die Leinwand überlebensgroß aus, was großartig ist. Andererseits nimmt er Jamie Foxx die Luft zum Atmen. Der macht eigentlich nichts falsch: Aber seine Rolle zwingt ihn in ein Korsett aus Zielstrebigkeit und grimmigen Blick, während die anderen alle guten Dialoge bekommen.

Dr. King Schultz ist nur in der ersten Hälfte des Films Djangos Mentor. Dr. King Schultz ist nur in der ersten Hälfte des Films Djangos Mentor.

Zum Ende hin zaubert Quentin Tarantino ein Splatterfest auf die Leinwand. Da hat dann auch Django endlich seinen großen Auftritt als Rächer. Es gibt den unvermeidlichen Mexican Standoff und Blut im Überfluss zu sehen. Übrigens Ende: Mehrmals wird man im Kino denken, der Film sei zu Ende. Aber der Regisseur zögert es immer wieder ein wenig hinaus. Auch daran sieht man: Tarantino will anecken. Vor allem in den USA dürfte jeder etwas in Django Unchained finden, um nach dem Kinobesuch persönlich beleidigt nach Hause zu gehen. Das ist aber gerade der Sinn von Satire. Zudem gleicht das Tarantino mit einem Füllhorn an Ideen aus, die locker noch für einen zweiten Film reichen würden. Gerne mehr davon!

Fazit

Christian Merkel: »Quentin Tarantino nimmt sich Kritik zu Herzen: Während seine Inglourious Basterds teilweise mit dem Holzhammer ihre Botschaft auf der Leinwand hinterließen, ist Django Unchained vielschichtig und komplex. Auf der einen Seite dürfen der typische Humor und die lustigen Gewaltexzesse nicht fehlen, auf der anderen Seite merkt man dem Film in jeder Sekunde einen tiefen Respekt vor dem Thema der Sklaverei an. Und was das Beste ist: Fast drei Stunden lang wird der Zuschauer bestens unterhalten. Die eine oder andere Szene mag zwar unnötig sein, weil sie die Handlung nicht vorantreibt. Dafür ist Django Unchained dann meist lustig. Insgesamt also ein sehenswerter Film, der sich vor allem für Tarantino-Fans lohnt, auch wenn er nicht ganz an Pulp Fiction oder Kill Bill heranreicht.«

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