Raubkopierer in der Schule

Ausgestattet wie Vertreter: Mit Musterkoffer und Preisliste betreiben einige Schüler schwunghaften Spiele-Handel. Leider nicht legal - unser Report zeigt, welche Rolle die Schule als Umschlagplatz in Sachen Raubkopien spielt.

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Wir sind für Sie zur Schule gegangen: An einem bayrischen Gymnasium haben wir auf dem Schulhof und in Klassenzimmern recherchiert. Dort ist die Raubkopierer-Szene lebendig wie nie zuvor - nicht ohne Grund: CD-Brenner und Rohlinge sind erheblich im Preis gefallen; Erstere gehören oft sogar schon zur Serienausstattung vieler PCs der großen Elektronikmärkte und Lebensmittel-Discounter. Aber auch die Polizei macht nun mit immer mehr und besser geschulten Beamten Jagd auf jugendliche Raubkopierer. GameStar hat sich bei den Lehrern, der Kriminalpolizei und natürlich den Schülern umgehört. Ob Unrechtsbewußtsein der Schüler oder Kenntnisse der Lehrer - es liegt einiges im Argen.

Brennpunkt Schule

Alltag an einem bayrischen Gymnasium - hier sprachen wir mit jugendlichen Raubkopierern. Alltag an einem bayrischen Gymnasium - hier sprachen wir mit jugendlichen Raubkopierern.

Stefan D. und Kevin K. (Namen geändert) sind Schulfreunde. Stefan, 15 Jahre alt, hat vor zweieinhalb Jahren mit dem Kopieren angefangen. Seine Raub-CDs ziehen allerdings keine allzu weiten Kreise, er tauscht nur mit Freunden und Klassenkameraden. Kevin ist zwei Jahre älter und vervielfältigt seit fast vier Jahren illegal Software. Anfangs brannte er ebenfalls nur für seinen Freundeskreis. Aber er merkte schnell, dass sich mit dem Raubkopieren das Taschengeld ordentlich aufbessern lässt. So nimmt er denn für ein aktuelles Spiel gerne auch mal etwas mehr als einen Austausch-Rohling und das obligate Dankeschön. Nicht verwunderlich ist es, dass sich der Großteil des Geschäftsablaufs während der Schulzeit abspielt. Als täglicher Anlaufpunkt ist sie ein sehr guter Platz zum Knüpfen von Kontakten und Austauschen der Kopien. In der Frage, ob die Schule der »Hauptarbeitsplatz« eines jeden Raubkopierers ist, sind sich unsere Ansprechpartner Stefan und Kevin jedenfalls einig. An jeder Schule gebe es einige Leute, von denen man wisse, dass sie einem für Geld jede Software besorgen und brennen könnten. Zitat Kevin: »Es gibt da einen, der kommt fast täglich mit einer Plastiktüte voller kopierter CD-ROMs und verteilt die dann anhand einer Bestellliste an seine jugendlichen Kunden.« Solche Leute nennt der VUD (Verband der Unterhaltungs-Softwareindustrie Deutschland) »Medienwarte«. Gemeint sind damit technisch und häufig auch kaufmännisch beschlagene Jugendliche, die gewinnorientiert für einen größeren Abnehmerkreis von Gleichaltrigen die Produktion und den Vertrieb von Raubkopien auf sich konzentriert haben. Wie bei Drogendealern geht es dabei um Expansion, also die Ausweitung des Kundenkreises und Gewinnmaximierung.

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