Exotische Rechner
Masse ist nicht alles. »Wir brauchen auch Teilnehmer, die ungewöhnliche Hardware-Konfigurationen haben«, sagt Bernd Almstedt von Ascaron, bei denen normalerweise rund 200 Hobby-Tester aushelfen, »etwa Leute, die zwei Grafikkarten im Rechner stecken haben oder die auf Monster-Workstations spielen.« Bei den meisten Betatests gehört es deshalb zur festen Anmeldeprozedur, detailliert Auskunft über seinen Computer zu geben, von der Hauptplatine über die Grafikkarte bis zu den angeschlossenen Eingabegeräten.
Wichtig sind den meisten Firmen außerdem möglichst engagierte Betatester, die sich nicht nur zur Hardware, sondern auch zum Spielinhalt äußern. So berichtet Almstedt von einem begeisterten Diplom-Ökonomen, der mit mehrseitigen Schriften ganz entscheidend zum Wirtschaftssystem der Handelssimulation Patrizier 2 beigetragen hat. Wer hingegen immer nur spielt, aber keine einzige Rückmeldung an die Gütersloher Softwaremacher schickt, kriegt das fertige Spiel nach Veröffentlichung auch nicht zugeschickt.
id: Im großen Stil
Einige Entwickler wie id Software probieren ihre Software mittels Public-Beta in der breiten Öffentlichkeit aus. Normalerweise minimiert das die gröbsten Inkompatibilitäten. »Wir wissen ganz einfach, dass unser Spiel schon auf einer bestimmten Menge X an Rechnern funktioniert hat«, sagt John Carmack dazu. Der Chef von id Software kennt sich aus, denn er hat den offenen Betatest, bei dem sich jedermann die Software aus dem Internet saugen kann, populär gemacht. Schon seit Quake (1996) stellt die Firma Wochen oder Monate, bevor der nächste ihrer Ego-Shooter erscheint, eine spielbare Version (keine offizielle Demo) mit wenigen Levels ins Internet. Die kann sich jeder Interessierte runterladen und unbegrenzt austesten - mit der Aufforderung, eventuelle Probleme mit Grafik- oder Netzwerkkarten an die Firma zu mailen. Die Prozedur hat sich bewährt, die Titel von id erscheinen ohne grobe technische Bugs. Und dem Image tut sie auch gut: Wer seine Programmroutinen nicht erst mit der fertigen Verpackung öffentlich vorstellt, hat einen gewaltigen Bonus an Glaubwürdigkeit. (PS)
Die erweiterte Fassung des Artikels sowie zusätzliche Screenshots finden Sie in GameStar 6/2001.
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