100.000-Dollar-Mann
Ultima Online hat, wie die meisten Online-Rollenspiele (zum Beispiel World of WarCraft, Everquest 2), ein virtuelles Ökonomiesystem - einen spielergetriebenen Kreislauf aus Waren und Währungen, in dem die Seltenheit eines Gegenstands seinen Wert bestimmt. Die Spiele faszinieren auch deshalb, weil sie mühsam hochgezüchteten Helden rare Superwaffen in Aussicht stellen, virtuelle Statussymbole. Wer keine Zeit oder Geduld hat, auf dieses Ziel zuzuarbeiten, kürzt den Aufstieg über Ebay ab. Denn Ruhm ist käuflich: Ob Held, Waffe oder simples Spielgold, in den Tauschbörsen des Internets bieten Profis alles feil, was gut und selten ist. Die Erfolgssucht vieler Spieler machen sich Händler wie Richard Thurman zunutze, indem sie ihre Spielhelden zu Ertragsmaschinen umfunktionieren. Thurman, der im wirklichen Leben Programmierer ist, eröffnete 2002 parallel mehr als 20 Ultima Online-Accounts und versklavte seine Charaktere per in die Spiel-Software eingeschmuggelter Scripts zu automatisierten Händlern. Schnell multiplizierte er so die Anzahl seiner Verkäufe, denn in immer gleichen Abläufen schaufelten die UO-Zombies rund um die Uhr Goldstücke aus Ultima Online heraus in seinen Ebay-Shop. Dort wurden aus dem virtuellen Schatz echte Dollar. Etwa neun Milliarden UO-Goldstücke verwandelten sich auf diese Weise zwischen 2002 und 2004 in ungefähr 100.000 ganz reale Dollar - zusätzlich zum regulären Einkommen.
Ultima Online schreibt vor, dass der Spieler vor dem Rechner anwesend sein muss, während sein Charakter agiert. Um dies zu überprüfen, sprechen UO-Mitarbeiter im Spiel verdächtig handelnde Charaktere an. Richard leitete darum die Spieldialoge über ein Messenger-Programm auf seinen PDA mit Telefonfunktion um und konnte so von überall auf der Welt mit den Kontrolleuren chatten - die dachten, er sitze zu Hause vor seinem Rechner. Beziehungsweise Rechnerverbund. Denn Richard benutzte mittlerweile bis zu 22 verbundene PCs zur Verwaltung seiner UO-Accounts.
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