Lektion: Fernsehen
Die Antwort lautet: Ja. »In der Wissenschaft herrscht Konsens: Es gibt einen Einfluss «, sagt Christoph Klimmt vom Institut für Journalistik und Kommunikationswissenschaft in Hannover. »Es ist schwer, genau zu beziffern wie stark er ist, aber er ist ernst zu nehmen.« Die Psychologin Ute Ritterfeld von der University of Southern California ergänzt: »Dass sich jemand hinstellt und behauptet, es gibt keine Medieneffekte, ist Unsinn.« Aber: »Das sind keine Effekte, die einen umhauen.« Denn die Forscher wissen zwar, dass Gewaltkonsum Spuren im Gehirn hinterlässt. Sie wissen nur nicht, wie tief diese Spuren sind.
Die Untersuchungen fußen auf der klassischen Medienforschung, die seit 50 Jahren alles unter die Lupe nimmt, was über Leinwand und Mattscheibe flimmert. 8.000 Bildschirmmorde, so sagt eine berühmte Statistik, hat ein US-Jugendlicher gesehen, wenn er von der Grundschule kommt. Und in drei Vierteln der Fälle bleiben die virtuellen TV-Bluttaten ohne negative Konsequenzen für die Täter - Polizisten etwa dürfen böse Buben ohne Reue ins Jenseits schicken. Das Fernsehen, so fürchtet der Amerikanische Psychologenverband (APA), mache Gewalt zum akzeptablen Teil des gesellschaftlichen Alltags. Kinder würden so auf Dauer unsensibel für Schmerz und Leiden anderer, ängstlicher gegenüber ihrer Umwelt und gewaltbereiter gegenüber ihren Mitmenschen. Das ist nicht unumstritten. Die Fernsehforschung stützt sich aber vor allem auf das, was den Videospiele-Experten noch fehlt: Langzeitergebnisse. »Wir finden in Langzeitstudien zur Fernsehgewalt klare Effekte für das Aggressionsverhalten «, konstatiert Ute Ritterfeld. Craig Anderson, die Koryphäe unter den US-Videospieleforschern, räumt den Erkenntnissen einen Sonderplatz ein: »Die Beständigkeit der Resultate aus den Studien macht dieses Feld zu einem der besterforschten in der gesamten Psychologie.«
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