Umstrittene Ergebnisse
Die düsteren Prognosen gewinnen dadurch an Bedeutung, dass die Videospieleforschung - anders als meist angenommen - längst kein brachliegendes Feld mehr ist. Allein drei so genannte Meta-Analysen werten insgesamt über 120 unabhängige Einzelstudien aus. »Alle Meta-Analysen kommen zum gleichen Ergebnis«, sagt Ute Ritterfeld: Gewaltinhalte in Computerspielen haben einen Effekt auf die Aggression. In der Metastudie von Craig Anderson weisen zum Beispiel 29 von 33 Untersuchungen einen Wirkungszusammenhang nach,
nur vier Studien kommen zu einem negativen Schluss. Das Ergebnis scheint unzweifelhaft: Statistisch gesehen ist es genauso stark wie der Zusammenhang zwischen regelmäßigem Lösen von Hausaufgaben und besserem Schulerfolg.
Doch es gibt Zwischenrufer: Kevin Durkin, der für die University of West Australia Aggressionsstudien unter die Lupe nahm, wirft seinen Kollegen »mangelhafte Methoden« vor. »Das Beweismaterial - hauptsächlich gesammelt von Forschern, die unerwünschte Auswirkungen von Spielen nachweisen wollten - belegt, dass es sehr schwierig ist, solche Auswirkungen zu finden, und dass sie wahrscheinlich nicht sehr schwerwiegend sind«, relativiert der Psychologe. Allerdings: Seine Untersuchung stammt von 2001, als das Datenmaterial dünner war als heute. Kommunikationswissenschaftler Christoph Klimmt wagt vorsichtigere Kritik: Die herkömmliche Herangehensweise der Fernsehforschung sei für Spiele nur teilweise geeignet. »Viele Untersuchungen verlassen sich auf konventionelle Forschungsmethoden. Da sind viele Spezifika von Computerspielen noch nicht enthalten.« So hänge das Gewalterleben zum Beispiel stark von der Spielweise ab. »Wenn zwei Spieler GTA spielen, erfahren sie längst nicht die gleiche Menge an Gewalt.«
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