Seite 6: Künstliche Dummheit - Gründe für die KI-Stagnation in der Branche

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KI verbessern? Zu riskant!

Company of Heroes: Die Soldaten stürmen im Echtzeit- Taktikspiel nicht blind in Richtung Feind, sondern nutzen jede Deckungsmöglichkeit in der Spielwelt. Feinde ziehen sich bei Gefahr clever zurück. Company of Heroes: Die Soldaten stürmen im Echtzeit- Taktikspiel nicht blind in Richtung Feind, sondern nutzen jede Deckungsmöglichkeit in der Spielwelt. Feinde ziehen sich bei Gefahr clever zurück.

Die gebremste Euphorie der Entwickler beim Thema Künstliche Intelligenz hat häufig noch einen weiteren Grund: das Risiko. Denn jede KI-Schraube, an der die Designer drehen, hat massive Auswirkungen auf das gesamte Programmkonstrukt. Vor allem die Spielbalance gerät schnell ins Wanken. Wenn etwa unser Ernter plötzlich hochintelligent und vollautomatisch sämtliche erreichbaren Tiberiumfelder leerräumt, könnte das Rohstoff-Management von Command & Conquer zu anspruchslos werden.

Die Gegner nutzen in einem Ego-Shooter auf einmal intelligent jede Deckungsmöglichkeit? Prima, aber schon ist das komplette Missionsdesign für die Tonne, weil niemand mehr die Massenschießerei im ersten Auftrag überlebt. »Wenn du eine KI komplett neu entwickeln musst, bedeutet das immer viel Improvisation. Das kostet Zeit und Nerven«, verdeutlicht Thomas Stein. Und Zeit ist Geld, besonders in der Spielebranche. Denn in kaum einer anderen Industrie lassen sich die Finanzen so schwer planen – verschiebt sich ein Spiel nur um wenige Monate, kann das für ein kleines Team schon die Pleite bedeuten. Also lassen die meisten lieber die Finger von größeren KI-Innovationen.

Technische Verbesserungen lassen sich bedeutend besser kalkulieren, sowohl bei den Kosten als auch beim Entwicklungsrisiko. Denn ob der Ernter nun aus hundert Pixeln oder aus fünftausend Polygonen besteht, hat auf die Arbeit der Missions- und Spieldesigner wenig bis gar keinen Einfluss. Die Konsequenz, vor allem bei Spieleserien mit einer hohen Erscheinungsfrequenz: »Grafik und Physik werden weiterentwickelt, die KI aber nur aus dem Vorgänger übernommen«, so Dr. Andreas Gerber. Jeder langjährige Fifa- und Need for Speed-Spieler dürfte dies bestätigen können.

Unfairer Wettstreit

Guild Wars: Dank der exzellenten KI-Mitsteiter haben auch Solo-Helden eine Chance. Die Bots analysieren blitzschnell jede Kampfsituation und setzen die unzähligen Spezialfähigkeiten sinnvoll ein. Guild Wars: Dank der exzellenten KI-Mitsteiter haben auch Solo-Helden eine Chance. Die Bots analysieren blitzschnell jede Kampfsituation und setzen die unzähligen Spezialfähigkeiten sinnvoll ein.

Die unterschiedliche Priorisierung von Technik- und KI-Entwicklung wird künftig immer größere Probleme aufwerfen. Denn je besser die Grafik, realistischer die Physik und aufwändiger die Spielumgebungen, desto größer werden auch die Anforderungen an die Künstliche Intelligenz. Der Held Altair kann in Assassin’s Creed jedes Gebäude erklimmen, also müssen auch seine Feinde außergewöhnliche Kletterkünste beherrschen. Und weil Unreal Tournament 3 riesige Fahrzeuge wie den Dark Walker auffahren soll, musste Steve Polge der Bot-KI erstmals das Wenden in drei Zügen beibringen.

Ein Wettstreit mit ungleichen Voraussetzungen. Während allein in den Grafikabteilungen der größeren Spieleentwickler häufig mehr als 20 Designer sitzen, beschäftigt kaum ein Team mehr als fünf KI-Programmierer. Das Beispiel Crysis zeigt die Folgen: Laut Crytek-Chef Cevat Yerli waren vor allem Schwierigkeiten mit der Künstlichen Intelligenz der Hauptgrund, dass sich die Veröffentlichung des Ego-Shooters um mehr als ein halbes Jahr verzögerte. Es sei erheblich schwieriger gewesen als erwartet, den Gegnern den Umgang mit der komplett zerstörbaren Spielumgebung beizubringen.

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