Seite 3: Das böse Buch - Wie gefährlich sind Computerspiele wirklich?

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Problematische Zusammenarbeit? Die FH Köln veranstaltet die Tagung Clash of Realities gemeinsam mit Electronic Arts. Problematische Zusammenarbeit? Die FH Köln veranstaltet die Tagung Clash of Realities gemeinsam mit Electronic Arts.

Christian Pfeiffer war mal Justizminister in Niedersachsen, er hat noch immer gute Kontakte in die Politik. An sich, so der Plan, soll die kritische Buchrezension dem Bundesinnenministerium übergeben werden. Die Bundeszentrale für politische Bildung ist dem Innenministerium unterstellt, das KFN hofft auf Druck durch den Dienstherren, das Buch soll vom Markt. Aber dieser Weg ist unsicher.

Da spielt eine Zufallsentdeckung der KFN-Task-Force einen Trumpf in die Hände. Einer der Beiträge im Buch kommt den Prüfern seltsam strukturlos vor, der Stil wirkt uneinheitlich, manche Passagen sind schlecht verknüpft. Es ist ein Text von Winfred Kaminski zum Geschlechteraspekt, er dreht sich darum, wie Frauen mit Spielen umgehen. Jemand kommt auf die Idee, den Essay mit einer Software zu prüfen, die Lehrern herauszufinden hilft, ob ihre Schüler aus dem Internet abgeschrieben haben. Das Ergebnis ist eindeutig: Kaminskis Text besteht zu großen Teilen aus Versatzstücken fünf verschiedener Artikel aus dem Netz.

Winfred Kaminski ist Professor für Kulturpädagogik an der Fachhochschule Köln, ein respektierter Theoretiker, Kollege des Buch-Herausgebers Jürgen Fritz. Kaminski hat viel über Märchen geforscht. Zu Computerspielen kam er eher nebenbei. Es ist nicht ganz klar, warum er den Patchwork-Beitrag abgeliefert hat. Vielleicht dachte er, in einem Ratgeber spielt das keine Rolle, es ist ja kein wissenschaftliches Buch. Er hat nicht mit Christian Pfeiffer gerechnet. Die Hannoveraner brechen nicht nur den Beitrag in Stücke. Sie machen auch die Autorinnen der Originaltexte ausfindig. Denn auf diesem Weg lässt sich ein wesentlich sichererer Hebel gegen das ungeliebte Buch finden als purer Protest beim Innenministerium, ein gesetzlicher nämlich: Plagiate verletzten das Urheberrecht der Autoren, von denen sie kopieren.

Tatsächlich legen zwei betroffene Institutionen Einspruch gegen Kaminskis Text ein, erst die Deutsche Presse-Agentur (dpa), dann das ZDF. Die Bundeszentrale für politische Bildung muss reagieren, das Buch wird zurückgezogen. Pfeiffer hat gewonnen. Es ist ein seltsamer Sieg in einer unprovozierten Auseinandersetzung: Eine Gruppe von Wissenschaftlern muss feststellen, dass sie auf einmal von einem anderen Forscherblock mit erstaunlicher Verve mit Schmutz beworfen wird. Fritz ist Professor für Spielpädagogik an der Fachhochschule Köln.

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