Gelungenes Scheitern
Während der Rechtanwalt George Schultz in Amerika weitere streitwillige UO-Kunden sucht, bremst die Richterin Judith McConnell die Klägerpartei schließlich aus: Der Antrag auf eine Sammelklage wird aus Mangel an Beweisen zurückgewiesen. Das bedeutet: Das Gericht sieht in den Vorwürfen keine generelle Schädigung aller UO-Spieler, sondern lediglich Einzelfälle. Die Erfolgschancen der Kläger sinken damit schlagartig. Wohl deshalb einigen sich Schultz und Origin auf einen Vergleich, der Fall wird ohne Urteil niedergelegt. Origins Mutterfirma Electronic Arts erklärt sich bereit, 15.000 US-Dollar an das Tech Museum of Innovation San Diego zu spenden.
So hatte der Prozess zwar keinen Erfolg, aber durchaus Konsequenzen. In einem Kommentar zum Ergebnis verwarf Electronic Arts den Rechtsstreit als »von Anfang an wertlos« und wetterte über »gierige Spieler«, denen es einzig darum ginge, Firmen zu schikanieren und »kreative Bemühungen zu ersticken« – aber besserte prompt bei der Verpackung nach. Mit dem Shard-System verteilte Origin die Last auf mehrere Server und behob zügig einen Großteil der technischen Probleme.
Die Klage zu Ultima Online war die erste konzentrierte Kundenaktion, bei der die Verbraucher den verantwortlichen Entwicklern und Publishern eines Computerspiels ihre Verantwortung für technische Fehlerfreiheit und korrekte inhaltliche Angaben vor Augen führten. Wie aktuell diese Thematik nach wie vor ist, zeigen die regelmäßigen Problemfälle – Stalker: Clear Sky etwa, das in hochgradig fehlerhaftem Zustand auf den Markt kam, oder auch Half-Life 2, das 2004 vom deutschen Verbraucherschutz abgemahnt wurde, weil auf der Verpackung der Hinweis fehlte, dass zur Aktivierung eine Internet-Verbindung nötig ist. Vivendi musste die Boxen anpassen.
Die Hot-Coffee-Affäre
Für Unmut sorgen nicht nur fehlende oder versteckte Hinweise auf dem Karton. Auch Verborgenes im Spiel kann hohe Wellen schlagen. Im Sommer 2005 entdeckt der Holländer Patrick Wildenborg in der PC-Version von GTA: San Andreas ungenutzte Spielszenen und schrieb ein kleines Zusatzprogramm, das die Inhalte freischaltete – eine alltägliche Sache, die Spieler eigentlich ziemlich kalt lässt. Doch die Sache schwappte bald über die Spielerszene hinaus, denn der Inhalt der »Hot Coffee« genannten Szenen war pikant. Die Modifikation schaltete ein Minispiel frei, in dem sich der San Andreas-Held Carl bei interaktivem Blümchen-Sex mit virtuellen Freundinnen vergnügt – harmlos und zudem voll bekleidet. Allerdings reagiert die amerikanische Öffentlichkeit erfahrungsgemäß gereizt auf sexuelle Themen, so auch hier – Hot Coffee wurde zum Politikum. Die Empörungswelle brodelte schließlich bis hoch in den US-Senat, Hillary Clinton forderte öffentlich eine strengere Alterseinstufung für GTA: San Andreas, die auch prompt erfolgte. Viele Händler nahmen das Spiel aus ihren Regalen, bis der GTA-Hersteller Take 2 eine entschärfte Version, »Second Edition« genannt, nachproduziert hat.
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