Seite 3: Barrierefreies Gaming - Spielen mit Behinderung

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Der Bass macht's

»Serien wie Metal Gear Solid, Silent Hill oder Final Fantasy eignen sich besonders gut für Gehörlose«, sagt Tina. Zum einen sind alle Sequenzen untertitelt, zum anderen werden Angriffe, Explosionen oder Berührungen oft von einer Controllervibration unterstrichen, wodurch auch Tina etwas mehr von der Szenerie mitbekommt.

Eigentlich, sagt sie, könne sie als Gehörlose so ziemlich jedes Spiel meistern, so lange es über Untertitel verfügt. Nur im Onlinemodus ist sie lieber mit Freunden und Bekannten unterwegs, die sie kennen und deswegen Rücksicht auf sie nehmen. Da würde sie sich wünschen, dass auch fremde Mitspieler mehr Verständnis aufbringen.

Das PlayStation-exklusive The Last of Us überträgt das Herzklopfen des Hauptcharakters auf den Controller. Das macht die Spannung auch für Gehörlose greifbar. Das PlayStation-exklusive The Last of Us überträgt das Herzklopfen des Hauptcharakters auf den Controller. Das macht die Spannung auch für Gehörlose greifbar.

GameStar-Leser Franz Schmidt (Name von der Redaktion geändert) kennt dieses Problem. Um den Mitspielern nicht erklären zu müssen, dass er schwerhörig ist, hat er einen ganzen Ausredenkatalog parat - von der Mutter, die mithört, bis hin zu kaputten Headsets. Gruppen in Spielen anzuführen, in denen man keine vorgefertigten Nachrichten-Skripts schreiben oder Teamkommandos per Tastendruck geben kann, ist für ihn sehr umständlich. Wie Tina wünscht auch er sich mehr visuelle Hinweise, damit er erkennen kann, wo Bewegung entsteht, beziehungsweise in welche Richtung er sich in dunklen Räumen richten muss.

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Detektivsicht - aber immer

Spiele wie die Batman-Serie haben mit ihrer Detektivsicht dafür die perfekten Grundlagen, leider macht es die Gitternetz-Optik bedeutend schwerer, herauszufinden, ob die Gegner sich jetzt hinter einer Wand oder direkt vor einem befinden. Bei so einer Grundlage sollte es eigentlich kein Problem darstellen, ein Spiel so umzubauen, dass es visuelle Reize und Hinweise immer anzeigt - und sei's nur optional. Trotzdem denken Entwickler viel zu selten daran, und auch hier muss sich die Community wieder selbst helfen.

Alternative Sichtmodi wie der Detektivblick der Batman-Spiele helfen dabei, Bedrohungen zu erkennen. Die Gitteransicht ist jedoch nicht ideal, weil unübersichtlich. Alternative Sichtmodi wie der Detektivblick der Batman-Spiele helfen dabei, Bedrohungen zu erkennen. Die Gitteransicht ist jedoch nicht ideal, weil unübersichtlich.

Das hat zum einen damit zu tun, dass einstellbare visuelle Reize in Spielen Entwicklungszeit in Anspruch nehmen, deren Kosten sich nicht rentieren. Optische oder klangliche Hilfen werfen zusätzlich Balancing-Probleme auf. Auffällige Gegnermarkierungen oder sichtbare Geräusche könnten beispielsweise ein Schleichspiels für Spieler ohne Beeinträchtigungen viel zu einfach machen. Zum anderen denken viele Entwickler schlichtweg nicht darüber nach, wie es ist, ihr Spiel taub oder mit eingeschränkter Sicht zu erleben.

Deswegen ist es sehr wichtig, das Bewusstsein für Barrieren in Spielen zu schärfen. Videospiele sind mittlerweile ein fester Bestandteil unserer Kultur, und wir sollten, wie auch in jedem anderen Bereich der Gesellschaft, daran arbeiten, diese Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Dazu muss sich allerdings erst einmal jemand damit beschäftigen. Weil man den Gorilla nicht mehr ignorieren kann, wenn man ihn einmal gesehen hat.

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