Exkurs in andere Genres
Blue Bytes Bekanntheit beruht ohne Frage auf ihren legendären Strategietiteln. Nichtsdestotrotz versucht sich das Studio auch an anderen Genres und das mit guten bis sehr guten Spielen. Zwar weicht der Entwickler 1995 mit Die total verrückte Ralley nicht gänzlich von seinen Strategiewurzeln ab, aber das Gesellschaftsspiel zeigt, das Blue Byte auch anders kann.
Im gleichen Jahr kommt das Sci-Fi-Fantasy-Rollenspiel Albion auf den Markt. Das ungewöhnliche Setting und der Wechsel zwischen isometrischer Ansicht und Egoperspektive bescheren dem Spiel gute Kritiken. Das soll aber noch nicht der letzte Ausflug in fremde Gefilde werden.
1997 erscheint das Actionspiel Extreme Assault. Der Titel sieht für seine Zeit fantastisch aus und kann auch spielerisch überzeugen. An Bord eines fiktiven Helikoptertyps gilt es in die Schlacht gegen außerirdische Lebensformen zu ziehen. Das Spiel ist allerdings auch der letzte Versuch von Blue Byte ein anderes Genre zu erobern.
National versus International
Trotz der Mühen und des nationalen Erfolgs bleibt Blue Byte der internationale Durchbruch verwehrt. 1997 veröffentlicht der Entwickler das rundenbasierte StrategiespielIncubation: Battle Isle Phase Vier, der zwar von der Fachpresse gelobt wird, bei den Spielern allerdings wenig Interesse weckt. Zu weit hat man sich mit dem Spiel von dem ursprünglichen Konzept entfernt.
Im Zuge des Flops verlassen viele alteingesessene Mitarbeiter frustriert das Studio, um bei anderen Entwicklern anzuheuern oder eigene Studios zu gründen. Eine Gruppe um Thomas Friedmann gründet beispielsweise das Studio Funatics, das ironischerweise an späteren Siedler-Teilen wieder beteiligt ist.
Der Rest des Teams werkelt unbeirrt weiter und veröffentlicht 1998 Die Siedler 3, das mit einigen Traditionen der Reihe bricht, für Blue Byte aber der bislang erfolgreichste Ableger wird. So erfolgreich, dass der Titel in Nordamerika unter dem Namen The Settlers nun auch außerhalb deutscher Grenzen einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangt. »Die Siedler« könnte man dort schließlich auch kolossal missverstehen …
Ubisoft, die Folgen und die Zukunft
1999 und 2000 setzt Blue Byte stark auf das Internet. Ein Onlineshop, Foren und ein eigener Online-Spieledienst können jedoch nicht die sinkenden Einnahmen stoppen. Mit dem extern entwickelten Battle Isle: Der Andosia-Konflikt bringt Blue Byte sein letztes Spiel als Publisher auf den Markt.
Im Februar 2001 wird der Entwickler von Ubisoft aufgekauft. Der französische Publisher ist im Wesentlichen an der Siedler-Reihe interessiert und lässt den bereits angekündigten Online-Titel Battle Isle: Darkspace einstellen. Um die Battle Isle-Reihe wird es still.
Im gleichen Monat wird Die Siedler 4 veröffentlicht, das sich trotz einiger Bugs wie geschnitten Brot verkauft. Nachdem der Entwickler im Jahr 2003 nach Düsseldorf zu Ubisofts Hauptsitz umsiedelt, bringt Blue Byte 2004 den fünften Siedler Teil Die Siedler - Das Erbe der Könige auf den Markt. Der neue, realistische Look schreckt viele Siedler-Fans ab.
2006 werden diese Spieler mit einem Remake des zweiten Teils versöhnt. Während 2007 mit Die Siedler - Aufstieg eines Königreiches die realistische Ausrichtung fortgeführt wird, greift Die Siedler - Aufbruch der Kulturen 2008 den Stil des Remakes auf. Die Siedler 7 von 2010 ist bis heute der letzte Singleplayer-Teil der Reihe.
Noch im gleichen Jahr wird das erfolgreiche Browserspiel Die Siedler Online veröffentlicht. Zwar hilft Blue Byte in den folgenden Jahren Related Designs bei der Entwicklung der Anno-Serie aus, jedoch wird das traditionsreiche Studio 2012 mit Anno Online endgültig zum Online-Entwickler.
Wann und ob ein nächster richtiger Siedler-Teil kommt, steht leider noch in den Sternen. Zumindest darf man sich voraussichtlich Ende 2013 auf einen Reboot der Battle Isle-Reihe freuen. Battle Isle Threshould Run ensteht bei Stratotainment unter der Leitung von Ex-Blue-Byte-Mitarbeiter und Gründer Hertzler.
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