Seite 3: Rockstar Games-History - Der lange Weg zum Rockstar

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Daddeln mit aktuellem Bezug

An den Projekten, die Rockstar anfasst, sieht man sehr schön, dass hier gegen die Konventionen gearbeitet wird: Statt Fließbandfortsetzungen zu produzieren, nehmen sich die Rockstars Zeit, jedem neuen GTA einen eigenen Spin und eine tatsächliche Daseinsberechtigung zu geben. Die Spiele fühlen sich weniger wie Fortsetzungen an, sondern wirken dank ihrer grundverschiedenen Ausrichtungen jedes Mal wie eigenständige Werke.

Alleine der inhaltliche und stilistische Kontrast zwischen GTA 3 und den Auskopplungen Vice City sowie San Andreas könnte nicht größer sein. Auch 08/15-Geschichten haben bei Rockstar keine Chance: Die Houser-Brüder stopfen ihre Werke mit aktuellen Themen, Gesellschaftskritik und Popkulturanspielungen voll. Tatsächlich basieren die Spiele der GTA-Reihe seit dem dritten Teil vom Look und Feel her jeweils auf bestimmten Film-Genres.

Die 80er-Jahre In GTA: Vice City persifliert Rockstar Games das Miami der 80er-Jahre und Filme wie Scarface.

Die 90er-Jahre Die Gangsta-Rapper der 90er spielen in GTA: San Adreas eine große Rolle.

Mafiafilme wie Der Pate oder Goodfellas bilden das Konstrukt für GTA 3, Vice City ist offensichtlich vom 80er-Jahre-Neonlook inspiriert, wie man ihn aus Scarface und Miami Vice kennt. San Andreas hingegen nimmt die trendy Ghettokultur aufs Korn und zieht seine Inspiration aus Menace II Society oder Boyz 'n the Hood. Für GTA 5 hingegen bedienen sich die Housers bei sogenannten Heist-Filmen wie etwa Michael Manns Heat, in denen Überfälle haarklein geplant und ausgeführt werden, während den Gangstern die Polizei im Nacken sitzt.

Und natürlich verarbeitet Rockstar dank der genialen »Drehbücher« von Dan Houser ganz nebenbei noch brisante Themen wie 9/11, die Exzesse hinter den Kulissen von Hollywood, oder natürlich die ab 2007 mit schrecklichen Auswirkungen anhaltende Weltwirtschaftskrise, die sich in der fiktiven Welt von GTA 5 spürbar auf die Bevölkerung von Los Santos auswirkt und die Stadt so von ihrer letzten Inkarnation in San Andreas abhebt.

Die Housers beobachten das Tagesgeschehen und die Politik ganz genau, um immer wieder Themen aufzugreifen, die sie in ihren Spielen unterbringen. Allerdings nicht plakativ mit erhobenem Zeigefinger, sondern ganz subtil im Hintergrund, als völlig selbstverständlichen Teil der Spielwelt. Das Immigranten-Drama GTA 4 geht als erstes Videospiel in die Geschichte ein, das in der New York Times wie ein Kinofilm rezensiert wird.

Grand Theft Auto 5 spielt im Los Santos der Jetztzeit - Wirtschaftskrise inklusive. Grand Theft Auto 5 spielt im Los Santos der Jetztzeit - Wirtschaftskrise inklusive.

Schützenhilfe für fremde Projekte

Rockstar Games ist zwar in erster Linie als »GTA-Macher« bekannt, veröffentlicht aber auch immer wieder andere Spiele, die nichts mit der Gangster-Saga zu tun haben. Dabei handelt es sich meist um Eigenproduktionen, die ganz im Sinne des Herstellers auf Provokation ausgelegt sind - spontan dürfte dabei wohl jedem das in Deutschland wegen Gewaltverherrlichung beschlagnahmte Spiel Manhunt einfallen, das unter der Fassade des ultrabrutalen Stealth-Spiels eine durchaus gewitzte Persiflage auf Reality-TV und die eigene Sensationsgeilheit ist.

Doch auch wenn den Rockstars ein vielversprechendes Projekt fremder Entwicklerteams auffällt, nehmen sie diese Spiele gerne unter ihre Fittiche, um sie groß rauszubringen. So geschehen etwa beim gelungenen Thriller L.A. Noire vom australischen Team Bondi. Das ist durchaus eine Ehre, denn traditionell veröffentlicht der Publisher nicht mehr als einen großen Titel im Jahr. Angesichts der Geldschwemme, die mit jedem neuen GTA-Teil einsetzt, kann man sich das durchaus erlauben.

Bei Red Dead Revolver bewies Rockstar Weitblick. Bei Red Dead Revolver bewies Rockstar Weitblick.

Sehr interessant ist in dem Zusammenhang übrigens der Fall Red Dead Revolver, dem Vorläufer des großartigen Red Dead Redemption: Rockstar Games übernahm das Projekt von Capcom, wo man keine Zukunft für einen Westerntitel sah, und machte sich das Spiel zu eigen, indem das Wildwest-Szenario mit Italowestern-Einflüssen aufgemotzt wurde.

Ähnlich wie Quentin Tarantino es bei seinem Django unchained tat, würzte Rockstar Red Dead Revolver außerdem mit Musik aus Spaghettiwestern-Klassikern. Capcom hätte sich vermutlich nie träumen lassen, dass aus dem als chancenlos abgestempelten Cowboyspiel später einmal das genredefinierende Open-World-Spiel Red Dead Redemption hervorgehen würde.

Das Ziel: Perfektion

Und wie sich jetzt herausstellen soll, war Red Dead Redemption bloß das Vorgeplänkel zum wahren Meilenstein des Sandbox-Genres: Für GTA 5 werfen die Entwickler die Erkenntnisse, die man aus so gut wie allen bisher veröffentlichten Rockstar-Spielen (nicht nur den Red Dead- und GTA-Reihen) gewonnen hat, in einen Topf, rührt einige Male um und schmeckt schließlich mit einer guten Prise neuer Ideen ab.

Zum ersten Mal wird es gleich drei spielbare Charaktere mit ganz unterschiedlichen Persönlichkeiten geben, alle Land- und Wassergebiete mit ihrer lebendigen Tierwelt ergeben zusammen eine Fläche die laut Rockstar vier Mal so groß wie die in Red Dead Redemption sein soll. Doch dabei soll's nicht bleiben: Laut Rockstar werden auch die Ingame-Beschäftigungen wie Golf und Tennis nicht einfach nur simple Minispiele, sondern richtige Simulationen sein.

Kurz gesagt: Hier ist nichts Geringeres als das ultimative Open-World-Spiel und die vorläufige Krönung des Rockstar-Schaffens in der Mache. Die Vergangenheit zeigt, dass die Jungs von Rockstar eigentlich immer hinbekommen, was sie sich einmal in den Kopf gesetzt haben. Denn nur so wurde aus dem verhältnismäßig kleinen Studio DMA Design über die Jahre das mutige Videospielimperium das wir heute so lieben.

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